Rekordkurssturz bei Hellofresh
Aktienmärkte
Hellofresh-Papiere
brechen um 42 Prozent ein
Dax etwas schwächer – Gewinnmitnahmen bei Rheinmetall
tom Frankfurt
Der deutsche Leitindex hat nach seinem jüngsten Rekordhoch vom Vortag zum Wochenschluss einen Gang zurückgeschaltet. Bis Handelsende verlor das Börsenbarometer 0,2% auf 17.815 Zähler. Der MDax verzeichnete 0,7% Abschläge auf 25.984 Punkte. Auch der Euro Stoxx 50 (−0,3% auf 4.961 Zähler) notierte etwas leichter.
Die Stimmung an den Aktienmärkten bleibt gleichwohl gut. An der Wall Street gab es zuletzt neue Rekorde. Auch der Dax liegt nur knapp unter seinem Allzeithoch vom Donnerstag bei 17.879 Zählern und hat die nächste runde Marke bei 18.000 Punkten fest im Visier. Seit Jahresanfang verbucht der deutsche Leitindex bereits ein Plus von 6,5%.
Zuletzt hatten Auftritte von US-Notenbank-Chef Jerome Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde die Zinssenkungshoffnungen der Märkte befeuert und der Rally damit neuen Schwung gegeben. Die Investoren lasen aus den Andeutungen heraus, dass die Notenbanken im Juni mit Zinssenkungen beginnen könnten. EZB-Chefin Christine Lagarde habe den Marktteilnehmern "endlich mehr Klarheit über die geldpolitische Lockerung" gegeben, schrieb Analyst Pierre Veyret vom Broker Activtrades. Dabei hatten die Geldpolitiker von Fed und EZB zugleich erneut klargemacht, dass die weiteren Zinsschritte von der aktuellen Datenlage abhängen.
Für Aufsehen sorgten am Freitag die schwachen Zahlen von Hellofresh, die von den Märkten mit einem massiven Kurseinbruch quittiert wurden. Anleger warfen die Papiere aus dem Depot, nachdem der Kochboxen-Lieferant seine Mittelfristziele bis 2025 kassiert hatte. Zudem rechnet das Management des MDax-Konzerns auch für 2024 mit einem Einbruch des bereinigten operativen Gewinns. Der Ausblick für 2024 sei desaströs und bereits der zweite Schockmoment für die Anleger nach der Senkung der Gewinnprognose im November vergangenen Jahres, sagte ein Händler gegenüber Reuters. Andere Analysten sprachen von einem weiteren Schlag für die Glaubwürdigkeit der Konzernführung. Auch Thomas Maul von der DZ Bank sieht strukturelle Probleme bei dem Konzern. Der Analyst kündigte an, den fairen Wert für die Papiere zu überprüfen. Noch in der Pandemie hatte der Aktienkurs davon profitiert, dass viele Menschen Essen nach Hause bestellten. Am Freitag markierten die im MDax notierten Titel dagegen ein Fünfjahrestief, zeitweise brachen die Papiere um fast die Hälfte ein. Nach dem höchsten Kurssturz in der Firmengeschichte ging die Aktie mit einem Abschlag von 42,1% bei 6,86 Euro aus dem Handel und zog auch den MDax mit ins Minus.
Weniger Bewegung gab es im Leitindex, wo die Papiere von Symrise weiter zulegen konnten. Der Duftstoffe- und Aromenhersteller hatte in dieser Woche mit Jahreszahlen und seinem Ausblick für das laufende Jahr überzeugt. Am Freitag verteuerte sich die Aktie um weitere 2,2% auf 107,85 Euro. Auch die Titel von Daimler Truck blieben nach vom Markt goutierten Zielen im Aufwind und verteuerten sich um 0,9% auf 43,61 Euro.
Dagegen zollten Anteile von Rheinmetall dem jüngsten Rekordhoch Tribut und verloren 3,4% auf 421,80 Euro. Die Gewinnmitnahmen kommen wenig überraschend: Seit Jahresbeginn haben die Aktien des Rüstungskonzerns bereits mehr als 50% zugelegt.
Im SDax sind die Aktien von GFT Technologies am Freitag auf das tiefste Niveau seit November abgerutscht. GFT lege in seiner Erholung aktuell eine Pause ein, schrieb Analyst Simon Keller von Hauck & Aufhäuser und senkte das Kursziel von 48 auf 46 Euro. Die Jahresziele seien ambitioniert und das Geschäft eher schlecht berechenbar. Die Aktie ging mit einem Abschlag von 7,2% bei 27,28 Euro aus dem Handel.
Abwärts ging es im SDax auch für den Kurs von Süss Microtec. Analyst Tim Wunderlich von Hauck & Aufhäuser Investment Banking strich nach der Kursrally der vergangenen Monate seine Kaufempfehlung. Sein unverändertes Kursziel von 44 Euro wurde inzwischen fast erreicht. Am Freitag verlor die Aktie 7,9% auf 38,30 Euro.