Schuldscheinmarkt

Risiken für Auto-Schuldscheininvestoren steigen

Die Bonität der Autozulieferer, die Schuldscheine emittiert haben, wird sich laut Moody's kaum verbessern in den nächsten Monaten. Eine Herausforderung für Anleger.

Risiken für Auto-Schuldscheininvestoren steigen

Risiken für Auto-Schuldscheininvestoren steigen

Moody's erwartet bei Papieren der Zulieferer kaum Bonitätsverbesserungen – Nur begrenzter Schutz für Anleger

Anleger in Schuldscheinen von Autozulieferern sehen sich einem herausfordernden Umfeld gegenüber. Moody's erwartet, dass sich die Bonität der Emittenten in den kommenden Monaten wohl kaum verbessern wird. Die Verschuldungslage hat sich bei den meisten Adressen sogar verschlechtert.

kjo Frankfurt

Die Ratingagentur Moody's sieht ein erhöhtes Risiko für Investoren in Schuldscheindarlehen (SSD), die von europäischen Automobilzulieferern emittiert wurden. „Die Bonität dieser Emittenten hat sich verschlechtert, wobei die Verschuldungsquote der meisten Unternehmen höher ist, als wir es für ein Unternehmen mit Investment-Grade-Rating erwarten würden“, halten die Moody's-Experten in einer Studie fest. „Diese Unternehmen werden es angesichts der anhaltenden Herausforderungen in ihrem Sektor schwer haben, ihre Bonität in den nächsten zwölf bis 18 Monaten zu verbessern.“ Dies erhöht laut Moody's das Risiko für Anleger, da Schuldscheine in der Regel nur begrenzten Schutz bieten, da sie für Emittenten mit Investment-Grade-Rating – vornehmlich Gebietskörperschaften (Sub-Sovereings) – und stabilen, vorhersehbaren Cashflows konzipiert wurden.

Die Autoindustrie ist mit diversen Problemen konfrontiert. Hierzu gehören der von Trump angezettelte Zollkrieg, aber auch die Probleme bei der Umstellung auf die Elektromobilität und die harte Konkurrenz aus China. Zulieferer wie Bosch oder ZF haben jüngst bereits Stellenstreichungen vorgenommen, andere meldeten sogar Insolvenz an.

Ein Schuldscheindarlehen oder kurz Schuldschein ist ein Fremdkapitalinstrument, das zwischen dem klassischen Bankkredit, bei dem die Konditionen der Kapitalüberlassung zwischen Kreditnehmer und Bank individuell vereinbart werden können, und einer klassischen Benchmarkanleihe einzuordnen ist, bei dem die Anleiheelemente weitgehend einem Marktstandard folgen.

In der Analyse hält Moody's fest, dass europäische Automobilzulieferer, deren Finanzdaten öffentlich zugänglich sind, in den vergangenen sechs Jahren SSD im Umfang von 10,7 Mrd. Euro begeben haben. Dabei erfolgte die Emission oftmals zu für die Emittenten günstigen Konditionen. Die zunehmenden Kreditrisiken bei diesen Emittenten könnten den Moody's-Analysten zufolge Schuldscheine für Banken als Investment unattraktiver machen und damit die Refinanzierungsmöglichkeiten für einige Automobilzulieferer zusätzlich einschränken. Dies könnte die Unternehmen dazu zwingen, alternative, teurere Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen zu müssen, was die ohnehin schon schwachen Kreditkennzahlen wie Zinsdeckung und freier Cashflow weiter belasten würde.

Kleinere Automobilzulieferer, wozu Moody's Firmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 1 Mrd. US-Dollar zählt, seien am anfälligsten. Der Grund: sie seien größenbedingt weniger in der Lage Kapital zu beschaffen, und es mangele ihnen an Transparenz, da viele keine Finanzdaten veröffentlichen.

Die Analyse konzentriert sich auf europäische Automobilzuliefererfirmen, die zwischen 2019 und 2024 Schuldscheine emittiert haben und über öffentlich zugängliche Finanzdaten verfügen. Moody's versieht nur fünf dieser Unternehmen mit einem Rating, und alle werden im spekulativen Bereich (Sub-Investment-Grade) eingestuft: Schaeffler (Ba1 stabil), Valeo S.E. (Ba1 negativ), Gestamp Automocion (Ba2 stabil), ZF Friedrichshafen (Ba2 negativ) und Foriva (Ba3 stabil).

Die Refinanzierung der aufgenommenen Mittel könnte insbesondere für Schuldscheine, die in den Jahren 2019 bis 2021 in einem Umfeld vergleichsweise niedriger Zinsen begeben wurden, schwieriger werden. Nach Einschätzung der Experten könnten in einigen Fällen Automobilhersteller und auch größere Automobilzulieferer die Unternehmen dergestalt unterstützen, dass es beispielsweise zu einer Verlängerung der Zahlungsfristen kommt. Moody's hält aber auch fest, dass dies wahrscheinlich nur für strategisch wichtige Zulieferer zustande kommen könnte.

Im Gegensatz dazu würden größere Unternehmen mit öffentlich zugänglichen Finanzdaten von einem breiteren Marktzugang profitieren, einschließlich der Bondmärkte oder Konsortialkredite. Diese würden derzeit durch sinkende Zinsen und verbesserte Marktbedingungen unterstützt werden. So habe beispielsweise Gestamp Automoción seine anstehenden Schuldenfälligkeiten – darunter 2026 fällige Schuldscheininstrumente – erfolgreich durch die Emission einer vorrangig besicherten Anleihe im Wert von 500 Mill. Euro schon im September 2025 refinanziert, die zum Nennwert mit einem Kupon von 4,375% an den Markt gebracht wurde.

Bei den bilateral vereinbarten Schuldscheindarlehen bedarf es bei jeder Umschuldungsvereinbarung der Zustimmung jedes einzelnen Kreditgebers. Diese Struktur erschwere und verlängere die Verhandlungen, wodurch höhere Liquiditationserlöse (Recovery Rates) schwieriger zu erzielen seien. In Verbindung mit eher schwachen Kreditauflagen und einer geringen Liquidität am Sekundärmarkt würden diese Aspekte häufig zu niedrigeren Mittelrückflüssen für Anleger führen, wenn Emittenten in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Mehrere Firmen hätten im Zeitraum der vorigen fünf Jahre Umschuldungen vorgenommen, die für die Investoren in diesen Schuldscheinen erhebliche Verluste zur Folge gehabt hätten.