Robinhood erhält Milliarden-Kapitalspritze
nok New York
Die Kontroverse um die populäre Wertpapier-App Robinhood bringt im amerikanischen Kongress sogar Erzfeinde zusammen – zumindest fast. Als Robinhood am Donnerstag den Handel mit extrem gestiegenen und schwankungsanfälligen Aktien wie Gamestop aussetzte, forderte die zum linken Flügel der Demokraten zählende Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez Ermittlungen, weil der Stopp möglicherweise Kleinanleger gegenüber Profiinvestoren an der Wall Street benachteiligte. „Ich stimme zu“, tweetete Senator Ted Cruz, der dem rechten Flügel der Republikaner angehört.
Für den App-Betreiber, der am Freitag die Handelsbeschränkungen für Gamestop und andere Aktien teilweise wieder aufhob, war das aber keine politische Entscheidung. Robinhood war angesichts der extremen Kursbewegungen und des hohen Handelsvolumens vielmehr gezwungen, bei der zentralen Clearingstelle DTCC mehr Sicherheiten zu hinterlegen. Robinhood zog zunächst eine Kreditlinie von 500 Mill. bis 600 Mill. Dollar von sechs Banken, darunter J.P. Morgan und Goldman Sachs. Dazu nahm der nicht börsennotierte App-Betreiber 1 Mrd. Dollar von mehreren seiner Investoren auf, darunter die kalifornischen Risikokapitalgesellschaften Sequoia Capital und Ribbit Capital. „Es ist nicht verhandelbar, ob wir unseren finanziellen Anforderungen und unseren Einlagen beim Clearing nachkommen. Wir müssen das tun“, sagte Robinhood-Vorstandschef Vlad Tenev am Donnerstag in einem Fernsehinterview. Die Sicherheiten sind erforderlich, weil es ein paar Tage dauert, bis Börsengeschäfte nach einer Transaktion abgerechnet werden. Nach Angaben des Abwicklers DTCC waren die marktweiten Forderungen nach Sicherheiten am Donnerstag insgesamt auf 33,5 Mrd. Dollar gestiegen – nach 26 Mrd. Dollar am Vortag.
Nutzer protestieren
Hunderttausende von Nutzern hatten gleichwohl gegen die Handelsunterbrechung mit einer schlechten Bewertung der Robinhood-App reagiert. Konkurrenten von Robinhood hatten den Handel ebenfalls eingeschränkt.
Ein Sprecher von Robinhood bezeichnete die Kapitalspritze als „starken Vertrauensbeweis“ von Investoren, die im Gegenzug weitere Anteile an dem im kalifornischen Silicon Valley beheimateten Unternehmen erhalten. Robinhood gilt als Kandidat für einen Börsengang noch in diesem Jahr.
Ob die gemeinsame Kritik an Robinhood zu einer Zusammenarbeit von Ocasio-Cortez und Cruz führt, ist indes fraglich. Ocasio-Cortez zeigte sich grundsätzlich offen, warf Cruz aber vor, den blutigen Sturm auf das Kapitol vor drei Wochen mit zu verantworten. „Sie hätten mich fast umbringen lassen“, twitterte Ocasio-Cortez. „Wenn Sie helfen wollen, treten Sie zurück.“