Aktien und Fonds

Rüstung glänzt mit phänomenalen Wertzuwächsen

Der Krieg in der Ukraine sorgt auch für eine Zeitenwende am Aktienmarkt. Rüstungstitel haussieren und werden empfohlen. Immer mehr Fonds werden aufgelegt. Zudem wird Rüstung teilweise auch in nachhaltige Fonds mit aufgenommen.

Rüstung glänzt mit phänomenalen Wertzuwächsen

Rüstung glänzt mit phänomenalen Wertzuwächsen

Ukraine-Krieg sorgt auch für eine Zeitenwende an den Aktienmärkten – Verteidigungsfonds sind laut Scope gekommen, um zu bleiben

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine haben Rüstungsaktien wie Rheinmetall enorme Wertzuwächse erzielt. Auch in den kommenden Jahren treiben kräftig wachsende Verteidigungsausgaben den Sektor. Daher hat auch die Fondsindustrie etliche Produkte aufgelegt und nimmt Rüstung mit in nachhaltige Fonds auf.

Bei einer Investorenkonferenz im Herbst 2021 ist lediglich ein Fondsmanager von Lupus alpha an einem Einzelgespräch mit Rheinmetall interessiert gewesen, berichtet Götz Albert, Managing Partner und CIO des Assetmanagers. Denn damals waren Verteidigungsaktien total out, vielmehr standen vor allem nachhaltig ausgerichtete Aktien und Investmentfonds im Fokus der Kapitalmärkte. Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hat sich die Situation dann schlagartig geändert.

Eine „Zeitenwende“ stellte der damalige Kanzler Olaf Scholz treffend fest. Dem Westen wurde klar, dass er mehr Geld für seine Verteidigung gegen die russische Aggression aufwenden muss. Entsprechend wurden die Rüstungsausgaben massiv erhöht. Seit dem ist ESG am Kapitalmarkt eher out, und Verteidigung in. Denn weltweit und in Europa haben Rüstungsaktien in den vergangenen Jahren durch geradezu phänomenale Wertzuwächse geglänzt.

Ausgaben explodieren

Auch in den kommenden Jahren werden die Verteidigungsausgaben vor allem in Europa kräftig wachsen. Nach der Rede des US-Vizepräsidenten J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Frühjahr wurde klar, dass Europa ohne die massive Unterstützung durch die USA jetzt gefordert ist. „Die NATO hat auf ihrem Gipfel in Den Haag das umfangreichste Aufrüstungsprogramm seit dem Kalten Krieg initiiert“, stellt die DZ Bank fest. „Besonders profitieren sollte hiervon die europäische Rüstungsindustrie. Denn die europäischen NATO-Staaten haben in der Vergangenheit bei den Ausrüstungsinvestitionen gespart und müssen jetzt Versäumtes nachholen.“ Daher favorisiert die DZ Bank ausgewählte Aktien wie die deutsche Rheinmetall und ihr italienischer Joint-Venture-Partner für militärische Gefechtsfahrzeuge, Leonardo.

Dabei hat sich der Kurs der Rheinmetall-Aktie mehr als verzwanzigfacht. Ende 2021 hatte dieser noch bei 83 Euro gelegen, Ende 2024 sind es bereits 614,60 Euro gewesen. Und nach einem Hoch bei 2.000 Euro notiert die Aktie, die 2003 in den Dax und 2025 in den Euro Stoxx 50 aufgestiegen ist, aktuell bei 1.770 Euro. Trotz dieses Kursanstiegs sind fast alle Analysten von Rheinmetall überzeugt und raten zum Kauf. Angesichts eines kräftigen und dauerhaften Anstiegs der Verteidigungsausgaben sollte Rheinmetall mit seinem breiten Portfolio einer der Hauptauftragnehmer sein, meint Holger Schmidt von der DZ Bank. Sein Kursziel liegt aktuell bei 2.240 Euro.

Doch nicht nur die Rheinmetall-Aktie hat phänomenal zugelegt, der gesamte Sektor war global und in Europa in den vergangenen Jahren ein echter Reichmacher. So hat zum Beispiel der Stoxx Europe Total Market Defence Capped Index sich auf Jahressicht mehr als verdoppelt und über drei Jahre eine Performance von 369% erzielt (vergleiche auch Grafik).

Fester Bestandteil

Angesichts solcher Wertzuwächse hat natürlich auch die Fondsindustrie den Rüstungssektor inzwischen entdeckt. Doch hat dies eine Weile gedauert. In der Studie „Rüstungsfonds im Aufwind“ beleuchtet Scope das wachsende Investmentsegment.

Mit dem global ausgerichteten und inzwischen 6,7 Mrd. Euro schweren VanEck Defense ETF wurde der erste Rüstungsfonds erst im März 2023 aufgelegt. Im Juli 2023 folgte dann der Future of Defence von HANetf, dessen Fondsvermögen 2,7 Mrd. Euro beträgt. Im Februar 2024 kam dann der iShares Global Aerospace & Defence auf den Markt, der aktuell 893 Mill. Euro schwer ist. Auf Jahressicht haben alle drei Fonds mit Wertzuwächsen von 66,7%, 56,2% sowie 40,5% den Gesamtmarkt deutlich geschlagen.

Inzwischen wurden laut Scope bereits 20 Rüstungsfonds aufgelegt, davon allein zwölf Produkte von März bis August 2025. Dabei habe sich WisdomTree mit dem Europe Defense ETF mit dem ersten Produkt mit klarer Europa-Ausrichtung positioniert und damit binnen weniger Monate mehr als 3 Mrd. Euro eingesammelt.

Das Angebot an Rüstungsfonds umfasst neben zahlreichen ETFs auch mehrere aktive Fonds wie den Deka - Security and Defense sowie den LBBW Sicher Leben. Bei diesem Produkt geht die LBBW laut Bloomberg davon aus, dass dieser durch die Ansprache Institutioneller ein Volumen in Milliardenhöhe erreichen kann. Per Anfang September waren laut Scope 13,3 Mrd. Euro in Rüstungsfonds angelegt.

„Rüstungsfonds werden zunehmend fester Bestandteil vieler institutioneller und privater Portfolios“, so Scope. Mit Rheinmetall ist Rüstung in ETFs auf Dax oder Euro Stoxx 50 angekommen. Auch sind die ethischen Bedenken gegenüber Rüstung angesichts der russischen Aggression kleiner geworden. Inzwischen nehmen DWS und Allianz GI Rüstungsaktien in nachhaltig ausgerichtete Fonds teilweise mit auf. Andere Anbieter verzichten hingegen nach wie vor auf Rüstung bei nachhaltigen Produkten. Bei Mandaten komme es auf den Kunden an, heißt es unisono in der Fondsindustrie. Aber auch hier würden immer mehr Institutionelle inzwischen in Rüstung investieren, was nicht zuletzt auch auf die Performance dieser Aktien zurückzuführen sei.

„Rüstungsfonds sind gekommen, um zu bleiben“, urteilt Scope. „Die Kombination aus geopolitischer Realität, steigendem Investoreninteresse und einer wachsenden Produktvielfalt verankert dieses Segment zunehmend in der Fondslandschaft.“

„Das Beste liegt vor uns“

Doch wie werden Rüstungsaktien künftig abschneiden? Hier scheint ein Teil des erwarteten Wachstums schon eingepreist zu sein. Nach Meinung von Michael Patchen, Analyst bei William Blair Investment Management, hat Europa Nachholbedarf. „Wir erwarten ein signifikantes und nachhaltiges Gewinnwachstum für europäische Verteidigungsaktien und können dies bereits beobachten“, erklärt der Experte. „Wir glauben nicht, dass diese Ertragskraft vollständig in den Aktienkursen berücksichtigt ist.“

Allerdings würden nicht alle Verteidigungsaktien eine Outperformance erzielen können. Patchen wörtlich: „Für die Unternehmen, auf die wir uns konzentrieren - aufstrebende nationale Marktführer und Innovatoren im Verteidigungsbereich - glauben wir jedoch, dass das Beste vor uns liegt.“