Rüstungswerte mit deutlichen Abschlägen
Finanzmärkte
Rüstungswerte mit deutlichen Abschlägen
Nahost-Eskalation verunsichert Anleger – Ölpreise stabil – Stratec zurück im SDax
tom Frankfurt
Nachdem die USA am Wochenende iranische Atomanlagen bombardiert hat, haben sich Anleger am Montag zunächst zurückgehalten. Die Verluste hielten sich allerdings in Grenzen. Am Abend notierte der deutsche Leitindex 0,4% niedriger bei 23.269 Zählern.
Die geopolitischen Sorgen der Anleger sind angesichts der jüngsten Eskalation im Nahen Osten wieder größer geworden. Die USA hatten in der Nacht zum Sonntag erstmals in den Konflikt Israels mit dem Iran eingegriffen und wichtige Atomanlagen der Islamischen Republik attackiert. Investoren warteten nun gebannt auf mögliche Vergeltungsschläge Teherans. Insbesondere fürchteten sie, dass die für den Öltransport äußerst wichtige Straße von Hormus durch den Iran gesperrt werden könnte. „Würde sie blockiert, wären Lieferverzögerungen und Angebotsausfall sicherlich für einen Sprung des Ölpreises über 100 Dollar gut“, sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Ölpreise steigen nicht weiter
Laut dem Rohstoffstrategen Warren Patterson glaubt der Markt aber noch nicht daran, weil die Meerenge vor allem für Transporte nach Asien relevant sei. Damit würde der Iran mit China ein ihm nahestehendes Land treffen. Auch Harald Preißler, Kapitalmarktstratege bei Bantleon, bezweifelt, dass der Iran den jüngsten Attacken Israels und der USA viel entgegensetzen kann. Die angedrohte Sperrung der Straße von Hormus dürfte an der militärisch-technischen Überlegenheit der Achse Israel-USA scheitern, schreibt er in einem Kommentar. „Wir gehen nicht davon aus, dass dieser Konflikt die Weltwirtschaft über Monate in Atem halten wird und rechnen daher mit keinen größeren Kollateralschäden beim globalen Wachstum, einer baldigen Entspannung bei den Ölpreisen und damit schließlich auch an der Inflationsfront.“
Der Preisanstieg beim Öl hielt sich zu Wochenbeginn dann auch in Grenzen. Nur kurzzeitig hatten das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI ein Fünf-Monats-Hoch von 81,40 beziehungsweise 78,40 Dollar je Fass markiert. Zuletzt wurde Brent-Öl aber deutlich tiefer bei 76,90 Dollar gehandelt und damit elf Cent niedriger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI lag zuletzt bei 73,68 Dollar und damit 16 Cent niedriger. Seit Beginn des Israel-Iran-Krieges haben sich Brent und WTI um gut 12 bzw. 10% verteuert.
Rüstungstitel schwächer
Auf der Unternehmensseite standen vor allem Rüstungsaktien im Fokus, für die es trotz der Aussicht auf höhere Verteidigungsausgaben bergab ging. Im Dax waren die Papiere von Rheinmetall mit einem Abschlag von knapp 1,5% einer der Verlierer. Im MDax verloren Hensoldt und Renk deutlich stärker. Belastend wirkte ein kritischer Kommentar der Citigoup. Charles Armitage sieht für die Branche mehr Risiken als Chancen, denn Aktien wie Renk und Hensoldt preisten mehr Wachstum ein, als es das Investitionsziel für klassische Rüstung hergebe. Die Rekordrally der Rüstungswerte ist schon länger ins Stocken geraten und weicht nun ein Stück weit der Skepsis.
Um über 2% nach unten ging es auch für den Rückversicherer Munich Re, dessen Aktien von Morgan Stanley auf „Underweight“ abgestuft wurden. Experte Hadley Cohen sieht die „Goldene Ära“ der Rückversicherer am Ende, denn der Trend günstiger Preisentwicklung und steigender Erträge sei gekippt.
In der Schweiz rückte Holcim in den Fokus: Der Zementkonzern hat die Abspaltung des Nordamerikageschäfts Amrize vollzogen. Die Papiere des Heidelberg-Materials-Rivalen gewannen fast 14%. Amrize-Papiere verloren an ihrem ersten Handelstag gut 8%.
Indizes werden angepasst
Angepasst wurde die Zusammensetzung der deutschen Indizes. Der Internetdienstleister Ionos ersetzt im MDax den Technologiekonzern Jenoptik, der dafür in den SDax absteigt. Dorthin kehren auch die Beteiligungsgesellschaft Mutares und der IT-Dienstleister Nagarro für den Biokraftstoff-Hersteller Verbio und des Spezialpharma-Unternehmen Medios zurück.
Dank des Rückzugs des Softwareanbieters Compugroup von der Börse kehrt der Diagnosespezialist Stratec in den SDax zurück. Compugroup wurde vom Investor CVC übernommen und wird von diesem zum Ablauf des 24. Juni von der Börse genommen. Stratec war zum 9. Mai wegen nicht rechtzeitiger Vorlage seines testierten Jahresabschlusses aus dem SDax entfernt worden. Die Änderungen werden zum 25. Juni wirksam.
Am Devisenmarkt machte sich die Unsicherheit vieler Anleger bei den Dollar-Zuflüssen bemerkbar. Der Dollar-Index stieg um 0,7% auf 99,3730 Zähler. Die US-Währung hat angesichts der jüngsten geopolitischen Spannungen ihren Status als sicherer Hafen wiedergewonnen und zuletzt deutlich zugelegt. An den vergangenen sieben Handelstagen kommt sie auf ein Plus von fast 1,5%. Sollten die beteiligten Parteien den Konflikt weiter eskalieren lassen, könnte sich der Aufwärtstrend bei den „sicheren Währungen“ fortsetzen, prognostizierte Carol Kong, Währungsstrategin bei der Commonwealth Bank of Australia. Der Euro verlor dagegen 0,6% auf 1,1454 Dollar.