Sanktionen treiben Ölpreise hoch
Sanktionen treiben Ölpreise hoch
Finanzmärkte
Sanktionen treiben Ölpreise hoch
USA überraschen Märkte – Große Kurssprünge bei Volvo, Nokia und Kering
tom Frankfurt
Angetrieben von US-Sanktionen haben die Ölpreise am Donnerstag ihre deutlichen Gewinne vom Vortag ausgeweitet. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete 65,98 Dollar. Das waren 3,39 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 3,36 Dollar auf 61,85 Dollar. Bereits am Mittwochabend hatten die Ölpreise zugelegt.
Erstmals in der zweiten Amtszeit von Präsident Donald Trump hat die US-Regierung am Mittwochabend Sanktionen direkt gegen Russland verhängt. Diese richten sich gegen den russischen Staatskonzern Rosneft – geführt von Igor Setschin, einem engen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin - und Lukoil. Außerdem seien Tochterunternehmen der beiden Konzerne betroffen. Angesichts der Weigerung von Putin, den „sinnlosen Krieg“ gegen die Ukraine zu beenden, belege das US-Finanzministerium die zwei größten Öl-Firmen Russlands mit Strafmaßnahmen, erklärte Finanzminister Scott Bessent.
Märkte überrascht
Chinesische staatliche Ölkonzerne haben Insidern zufolge daraufhin den Kauf von russischem Öl auf dem Seeweg ausgesetzt. PetroChina, Sinopec, CNOOC und Zhenhua Oil würden aus Sorge vor Sanktionen zumindest kurzfristig auf den Handel mit russischem Öl auf dem Seeweg verzichten, sagten mehrere mit den Vorgängen vertraute Personen. Zuvor hatten bereits Raffinerien in Indien angekündigt, ihre Rohölimporte aus Moskau drastisch reduzieren zu wollen.
„Die neue Haltung der USA steht in krassem Gegensatz zu den jüngsten Äußerungen des Weißen Hauses und hat die Märkte überrascht“, sagte Steve Clayton, Fondsstratege bei Hargreaves Lansdown. Die Sanktionen „markieren eine Veränderung in Präsident Trumps Haltung gegenüber Russland und öffnen die Tür für strengere Sanktionen in der Zukunft, die sich letztendlich auf den russischen Ölfluss auswirken könnten“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep NV in Singapur.
Öl-Aktien legen zu
Im Sog der Sanktionen legten die Aktien europäischer Energiekonzerne zu. Die Papiere von BP und Shell verteuerten sich je um etwa 3%. Die Titel von Aker BP und Equinor stiegen um rund 4%. Für den Gesamtmarkt sahen Strategen hingegen Risiken. „Ein deutlicher Anstieg des Ölpreises wäre ein zusätzlicher Gegenwind für die hoch bewerteten Aktienmärkte“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Dennoch konnten am Donnerstag einige Aktien mit spektakulären Kurssprüngen glänzen. Mit Gewinnen von über 35% ragten Volvo Cars im Autosektor hervor. Die Aktie reagierte damit auf die Zahlen zum dritten Quartal. Die Analysten von Jefferies verwiesen auf die deutlich besser als erwartete Marge. Der Sparplan des Autobauers greife offensichtlich schneller als gedacht.
Nokia und Kering überzeugen
Die Papiere des finnischen Netzwerkausrüsters Nokia sprangen um über 10% auf den höchsten Stand seit Februar 2022. Die starken Quartalszahlen zeigten, dass Nokia von den Investitionen in KI-Rechenzentren profitiere, kommentierte Jefferies. Konzernchef Justin Hotard zufolge treibt KI einen langfristigen Wachstumstrend, der dem Internet-Boom der 1990er Jahre ähnelt.
Im Luxussektor zogen Kering die Aufmerksamkeit auf sich. Die Aktie des französischen Luxusgüterherstellers legte um über 9% zu und setzte damit die Erholung seit Anfang April fort. Nach Ansicht der Analysten der Deutschen Bank waren die Umsatzzahlen zum dritten Quartal besser als erwartet ausgefallen. Die Umsatzentwicklung habe über alle größeren Marken hinweg überzeugt.
Über 11% aufwärts ging es im SDax für Atoss Software. Der Münchner Spezialist für Personalplanungs-Software schraubte seine operativen Gewinnerwartungen nach oben. Dagegen bewerteten Analysten die Bilanz von SAP als durchwachsen. Die Aktie schwankte am Donnerstag um ihren Vortagsschluss.