Märkte am Mittag

Anleger vor Fed-Sitzung zurückhaltend

Chipwerte stehen nach schwachen Zahlen aus den USA und Südkorea unter Druck. Dagegen spüren Immobilientitel am Mittwoch Rückenwind.

Anleger vor Fed-Sitzung zurückhaltend

Nach enttäuschenden Quartalszahlen einiger US-Technologiekonzerne und vor dem US-Zinsentscheid am Mittwochabend haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt Vorsicht walten lassen. Der Dax sank bis zum Mittag um 0,2% auf 16.940 Punkte. Der MDax verlor 0,5% auf 25.887 Zähler. Der EuroStoxx büßte rund 0,1% ein.

Wie es an den Börsen weitergeht, hängt nun voraussichtlich von der US-Notenbank ab. Eine erneute Zinspause beim Entscheid der Federal Reserve um 20.00 Uhr (MEZ) gilt als ausgemacht. Anleger erhoffen sich von der Zinsentscheidung am Abend aber Aufschluss über den weiteren geldpolitischen Pfad der Fed. Die an den Finanzmärkten heiß diskutierten Fragen sind, wann die US-Währungshüter erstmals nach längerer Zeit wieder die Zinsen herunterschrauben und wie viele Zinssenkungen es in diesem Jahr geben wird.

AMD und Samsung enttäuschen

"So hoch wie die Erwartungen an die Unternehmen in der laufenden Berichtssaison, so hoch sind auch die Erwartungen an die Geldpolitik, aus den Hoffnungen auf Zinssenkungen möglichst früh im Jahresverlauf auch Fakten werden zu lassen", bemerkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Nach den jüngsten Konjunkturdaten könnte Fed-Chef Jerome Powell den März als ersten Zinssenkungstermin abräumen. Dies könnte die Frage aufwerfen, "ob und wie lange dann allein die Aussicht auf eine geldpolitische Kehrtwende die Kauflaune am Aktienmarkt noch hochhalten kann", so Molnar.

Schwache Vorgaben vom US-Chiphersteller AMD und von Samsung aus Südkorea hinterließen Spuren bei deutschen Werten aus der Halbleiterbranche. So fielen Infineon um 1,7%, Elmos um 0,8% und Aixtron um 0,9%.

Immobilienwerte fester

Sinkende Kapitalmarktzinsen vor der Sitzung der US-Notenbank Fed sorgten für festere Kurse im Immobiliensektor. Die Papiere von Vonovia gewannen als zweitbester Dax-Wert 1,2%. Die Titel von TAG waren mit einem Kursaufschlag von 3,5% Spitzenreiter im MDax. Der Immobiliensektor profitiert tendenziell von niedrigen Kapitalmarktzinsen, da sie Akquisitionen und auch die Refinanzierung verbilligen.

Die Anteilsscheine von Atoss setzten nach Quartalszahlen des Softwarespezialisten ihren jüngsten Rekordlauf fort und stiegen um 3,5%. Atoss steigerte den Umsatz im Schlussquartal um ein Drittel und den operativen Gewinn um gut zwei Drittel. Die Werte fielen besser aus als von Experten gedacht. Zudem soll die Dividende auf 3,37 Euro je Aktie steigen. Jefferies-Analyst Henrik Paganetty lobte die starke operative Dynamik des Unternehmens.

Rote Laterne für KSB

Der Pumpen- und Armaturenhersteller KSB verbuchte ein schwaches Schlussquartal. Der Umsatz lag fast 6% unter dem Vorjahreswert. Für das Gesamtjahr ergab sich jedoch ein Ergebnissprung auf die obere Hälfte der Unternehmenszielspanne von 210 bis 230 Mill. Euro. Die KSB-Papiere waren mit einem Kursrückgang von 4,7% das Schlusslicht im SDax.

Die Aktien von Rational büßten 2,6% ein und gehörten damit zu den schwächsten Werten im MDax. Zuvor hatten die Analysten der Investmentbank Exane BNP die Papiere des Profiküchenausrüsters von "Neutral" auf "Underperform" herabgestuft.

Novo Nordisk gefragt

Im Rampenlicht standen auch Novo Nordisk. Die Papiere des dänischen Pharmakonzerns kletterten in der Spitze um mehr als 4% und pendelten sich danach bei einem Plus von rund 1,5% ein. Nach einem Umsatz- und Gewinnsprung von mehr als 30% im vergangenen Jahr dank der begehrten Abnehmspritze Wegovy will das Unternehmen weiter kräftig zulegen.

Anleger deckten sich auch mit Aktien von Santander ein, die um rund 1,5% zulegten. Dank eines wachsenden Kreditgeschäfts in Europa und Brasilien verbuchte die spanische Bank im vierten Quartal einen kräftigen Gewinnschub.

Führungswechsel bei H&M

Aus den Depots flogen dagegen Raiffeisen Bank International. Die Aktien der zweitgrößten österreichischen Bank rutschten in Wien um 6,5% ab. Das Geldhaus hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gewinnrückgang um rund ein Drittel verbucht.

In Stockholm geriet die Aktie von H&M stark unter Druck. Die Titel des schwedischen Modekonzerns brachen um rund 10% ein. Das Unternehmen verzeichnete im abgelaufenen Quartal Zahlen unter den Erwartungen und bekommt überraschend einen neuen Chef. Daniel Erver werde die Rolle mit sofortiger Wirkung von Helena Helmersson übernehmen, teilte H&M mit.

Ölpreise geben nach

Am Ölmarkt ging es nach schwachen Konjunkturdaten aus China zunächst erneut nach unten. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI gaben jeweils gut 1% auf 81,78 bzw. 76,86 Dollar pro Barrel (159 Liter) nach. Die Produktion des zweitgrößten Ölverbrauchers der Welt war im Januar den vierten Monat in Folge gesunken. "Die chinesische Industrie steht unter Druck, denn China erholt sich schlecht und auch die Nachfrage aus dem Ausland ist im Moment schwach", sagte Lynn Song, Chefvolkswirt der niederländischen ING Bank.

Die Ölpreise blieben allerdings nahe ihres Zwei-Monats-Hochs vom Montag und auf Kurs zum ersten Monatsgewinn seit September. Die jüngste Rally wegen Sorgen über den Krieg in Nahost könnte sich Analysten zufolge auch fortsetzen. "Das Rohöl muss noch die Ereignisse der letzten Tage aufholen", sagte Tony Sycamore, Analyst beim Broker IG, in Bezug auf einen tödlichen Drohnenangriff auf US-Truppen nahe der jordanisch-syrischen Grenze in der vergangenen Woche.