Risikoabwägung

Schwellenländer sind inzwischen deutlich stabiler

Schwellenländer werden häufig als besonders risikoreiche Anlagen wahrgenommen. Dem widerspricht Louis Leutenegger, Portfoliomanager bei Blue Orchard. Denn sowohl die Fundamentaldaten zur Kreditwürdigkeit als auch die allgemeine Stabilität der Emerging Markets hätten sich verbessert.

Schwellenländer sind inzwischen deutlich stabiler

Schwellenländer sind heute deutlich stabiler

Blue Orchard zur Entmystifizierung von Emerging-Markets-Risiken

wrü Frankfurt

Schwellenländer werden häufig als besonders risikoreiche Anlagen wahrgenommen. Dem widerspricht Louis Leutenegger, Portfoliomanager beim Impact Investment Manager Blue Orchard. Denn sowohl die Fundamentaldaten zur Kreditwürdigkeit als auch die allgemeine Stabilität der Emerging Markets hätten sich in den vergangenen Jahren verbessert. Dies stelle die konventionellen Sichtweisen auf die Risiken der Schwellenländer in Frage.

In der Vergangenheit hätten die Schwellenländer aufgrund ihrer wirtschaftlichen Instabilität als hochriskant gegolten. "Mehrere grundlegende Veränderungen haben jedoch dazu beigetragen, dass sich diese Einschätzung geändert hat", sagt Leutenegger. "In erster Linie haben viele Schwellenländer ihre Haushaltslage erheblich verbessert, indem sie ihre Haushaltsdefizite durch eine disziplinierte Haushaltsführung und die Erzielung von Einnahmen verringert haben." Nach Angaben von Bloomberg haben die Schwellenländer von 2000 bis 2022 ein durchschnittliches Defizit von −2,6% aufgewiesen, gegenüber −3,4% in den Industrieländern. Dies habe zu einer geringeren Abhängigkeit von externer Finanzierung geführt. Die Daten des IWF zeigten, dass die Auslandsfinanzierung der Schwellenländer von einem Höchststand von 50% im Jahr 1989 auf voraussichtlich 28% bis Ende 2024 sinken werde.

Wichtige Strukturreformen

"Darüber hinaus konnten viele Schwellenländer ihre Leistungsbilanzdefizite deutlich reduzieren, was auf eine Kombination aus gestiegenen Exporten und gesunkenen Importen zurückzuführen ist", erläutert der Portfoliomanager. "Thailand ist ein gutes Beispiel mit einem durchschnittlichen Leistungsbilanzüberschuss von 3,4% zwischen 2012 und 2022." Das Land habe von einem Anstieg der Exporte des verarbeitenden Gewerbes und seinem starken Tourismussektor profitiert Schließlich hätten Strukturreformen in Bereichen wie Banken, Arbeit und Handel in vielen Schwellenländern zu einer verbesserten Regierungsführung und einer erhöhten wirtschaftlichen Stabilität geführt. Diese Reformen hätten das Unternehmensumfeld verbessert und das Wirtschaftswachstum gefördert.

"Die Kreditgrundlagen der Unternehmen in den Schwellenländern haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert", betont Leutenegger. "In den Unternehmenssektoren ist der Verschuldungsgrad der Emittenten von Hartwährungsanleihen deutlich gesunken." Dies mache die Unternehmen weniger anfällig für wirtschaftliche Schocks und attraktiver für Investoren. Eine von J.P. Morgan im August 2023 durchgeführte Analyse von über 200 Unternehmensemittenten zeige, dass der Nettoverschuldungsgrad von einem Höchstwert von 2,1x im Jahr 2016 auf ein moderates Niveau von 1,2x im Juni 2023 gesunken sei. Die verbesserten Kreditkennzahlen verschafften den Unternehmen einen Puffer, um mit steigenden Refinanzierungskosten fertigzuwerden.

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