Aktienmärkte

Sorgen um zu hohe Bewertungen

Die VÖB-Aktienmarktexperten haben die hohen Bewertung internationaler Aktien haben im Blick. Vergleiche mit der Dotcom-Bubble drängen sich auf.

Sorgen um zu hohe Bewertungen

Sorge über hohe Bewertung

VÖB-Aktienmarktexperten ziehen Vergleich zur Dotcom-Blase

Die Bewertung internationaler Aktienmärkte ist derzeit gemessen am KGV hoch. Das gute Finanzierungsumfeld stützt zwar die Notierungen, aber die Luft wird dünner, meinen die VÖB-Aktienmarktexperten.

kjo Frankfurt

Die hohen Bewertungen an den internationalen Aktienmärkten sind das zentrale Thema der Experten bei der diesjährigen Aktienmarktprognosekonferenz des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) gewesen. An dieser nehmen Dekabank, Helaba, BayernLB sowie die LBBW teil. Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Dekabank, verweist auf die Kurs-/Gewinn-Verhältnisse, die beim Dax und Euro Stoxx 50 aktuell bei jeweils 15,5 liegen verglichen mit 12,6 bzw. 12,9 beim 15-jährigen Durchschnitt. Beim S&P 500 erreicht es 22,7 verglichen mit 17,2 im Durchschnitt der vorigen 15 Jahre. Beim MSCI World liegt es mittlerweile bei 20,3 (Durchschnitt: 15,9).

Die Warnhinweise nehmen laut Schallmayer zu, sind für ihn aber kein unmittelbarer Störfaktor. In diesem Zusammenhang verweist er auf die guten Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen. In der Eurozone etwa finden die Unternehmen eine normale und kaum veränderte Zinsstrukturkurve vor. Dies sei eine Unterstützung für den Aktienmarkt. Die globalen Notenbanken seien weiterhin im Zinssenkungsmodus. Auch die EZB habe die Tür für eine weitere Senkung um 25 Basispunkte offen gelassen. Auch das gute Wachstum der Unternehmensgewinne unterstütze die Kurse der Dividendenpapiere.

Nach Einschätzung von Manfred Bucher, Senior Analyst Aktienstrategie bei der BayernLB, wird die Luft an den Aktienmärkten dünner. Auch er verweist auf ein historisch hohes Bewertungsniveau am US-Aktienmarkt gemessen am KGV. „Die starke Outperformance des US-Aktienmarkts dürfte zumindest temporär auslaufen“, sagt er. Die durchschnittlichen längerfristigen Renditeerwartungen vor allem am US-Aktienmarkt liegen laut Bucher deutlich unter den in den vergangenen Jahren erzielten Renditen. Diversifikation werde aufgrund hoher Konzentrationsrisiken bei Welt- und US-Aktienindizes sowie der hohen Bewertung des US-Aktienmarktes deutlich wichtiger, und zwar sowohl geografisch, sektoral und nach Assetklassen.

„Die Bewertung ist heute in der Breite deutlich höher als zum Höhepunkt der Dotcom-Bubble“, hält Frank Klumpp, Senior Equity Strategist bei der LBBW, mit Blick auf die USA fest. Vergleiche mit der Dotcom-Bubble bis zum Jahr 2000 würden sich aufdrängen, da in jener Zeit die wenigen noch höheren US-Bewertungen erreicht wurden. Seinerzeit waren es nur wenige Titel – 8% der S&P-500-Mitglieder –, die die Bewertung des Marktes nach oben zogen. „Heute weisen fast die Hälfte aller Titel, nämlich 47%, KGVs von über 20 auf. Im Jahr 2000 kurz vor dem Platzen der Dotcom-Bubble, waren es nur rund ein Drittel, d.h. 33,7%“, hält Klumpp fest. Im Blick hat Klumpp auch die Mag7. Die glorreichen Sieben seien zwar teuer, aber der Rest des Marktes mache ebenfalls Sorgen. Inzwischen seien die Mag7 mit einem 12-Monats-Forward-KGV von knapp 29 bewertet und der Rest des Marktes mit rund 20. Angesichts des Gewinnwachstums stuft Klumpp ersteres nicht als überzogen ein, letzteres sei aber teuer.

Die Risiken für die Aktienmärkte würden mit Blick auf 2026 wieder zunehmen. Der KI-Hausse könnte laut Klumpp die Luft ausgehen. Hohe Investitionen in Cloud-Kapazitäten würden Risiken bergen, wenngleich die Bewertungen nur selektiv überreizt seien. Das Sentiment an den Märkten zeige keine Euphorie, aber eine hohe Sorglosigkeit. Auch die Zollpolitik sieht er als Belastungsfaktor. Klumpp erwartet 2026 eine längere Phase der Risikoaversion an den Märkten, während derer auch der Jahresanfangsstand deutlich unterschritten wird. Für den Anleger böten sich aber durchaus Chancen abseits des US-dominierten Mainstreams. Asiatische und europäische Aktien seien deutlich günstiger als amerikanische Dividendenwerte. Insgesamt erwarten die VÖB-Aktienmarktexperten für die nächsten Monate eine überwiegend stabile Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten. Den Dax sehen sie in den kommenden zwölf Monaten in einer Spanne von rund 25.000 bis 27.000 Punkten.