AUSBLICK

Spannung vor Opec-Gipfel

Furcht vor bröckelnder Förderdisziplin - Bitcoin-Rally im Fokus

Spannung vor Opec-Gipfel

Von Alex Wehnert, FrankfurtVor der Vollversammlung des um Staaten wie Russland erweiterten Ölkartells “Opec plus” am 30. November und 1. Dezember steigt die Spannung der Teilnehmer am Ölmarkt. Zwar scheinen sich die Preise der von Anlegern meistbeachteten Sorten, Brent und West Texas Intermediate, im Zuge der allgemein positiveren Marktstimmung vorerst von den Rücksetzern zu Monatsbeginn erholt zu haben. Allerdings bestehen nun Befürchtungen, dass die Förderdisziplin innerhalb der “Opec plus”, die derzeit die wichtigste Stütze auf der Angebotsseite bildet, bröckeln könnte.Das Treffen der Energieminister der Mitgliedstaaten, bei dem über eine Verlängerung der im Januar auslaufenden Förderkürzungen des Kartells beraten wurde, endete am vergangenen Dienstag jedenfalls ohne klares Signal. Die Vereinigten Arabischen Emirate, nach Saudi-Arabien und dem Irak der drittwichtigste Produzent innerhalb der Opec, hatten jüngst nicht mehr den unbedingten Willen zu einer vollumfänglichen Verlängerung über das Jahresende hinaus gezeigt. “Würde dieses Beispiel auch bei anderen Opec-Mitgliedern Schule machen, könnte dies zu einer Überversorgung am Ölmarkt führen”, kommentieren die Analysten der Commerzbank. Flut an IndikatorenAuf der Nachfrageseite spielen die positiven Nachrichten über die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs momentan die tragende Rolle. Während die asiatischen Raffinerien wieder in größerem Stil Barrel aufkaufen, gestaltet sich die Lage in Europa und den USA noch schleppend. Wichtig dürften für die Marktteilnehmer die zahlreichen Konjunkturdaten sein, die in der neuen Woche auf dem Programm stehen. Gleich am Montag werden die Einkaufsmanagerindizes aus Industrie und Service für Frankreich, Deutschland, die Eurozone, Großbritannien und die USA veröffentlicht, am Dienstag folgen das deutsche Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal und der Ifo-Geschäftsklimaindex.Diese Daten sollten am Aktienmarkt ebenfalls Beachtung finden, der in der alten Woche zwischen Konjunktursorgen und Impfstoffoptimismus schwankte. Hinzu kommen einige Impulse durch die auslaufende Quartalsberichtssaison. So legt Aroundtown am Mittwoch Zahlen vor. Die Aktie des in Luxemburg ansässigen Gewerbeimmobilienkonzerns hat im laufenden Jahr stärker gelitten als andere Titel der Branche. Schließlich entfallen 23 % des Immobilienportfolios von Aroundtown auf den stark gebeutelten Hotelsektor. Die Aussagen zum Hotelgeschäft im vierten Quartal, die in der kommenden Woche zu erwarten sind, dürften bei den Anlegern daher auf Interesse stoßen. Und für die Reise- und Freizeitaktien könnte auch die Hauptversammlung des Airline-Dachverbands am Dienstag wichtige Fingerzeige liefern.Beim Bitcoin werden die Investoren die Entwicklung in der neuen Börsenwoche ebenfalls aufmerksam verfolgen. Die populärste Kryptowährung hat seit Ende Oktober eine rasante Rally hingelegt und ist zur Mitte der alten Börsenwoche zeitweise bis auf fast 18 500 Dollar gestiegen. Getrieben wird die Entwicklung vor allem durch die Angst vor einer Inflationsbeschleunigung infolge der ultraexpansiven Politik der Notenbanken und durch die Hoffnung auf einen vermehrten Einstieg institutioneller Investoren beim Bitcoin. Allerdings zweifeln Anleger noch an der Nachhaltigkeit der Kursbewegung, da Bitcoin nach vergangenen scharfen Anstiegen in kurzer Zeit teils heftige Einbrüche verzeichnete – so auch im Anschluss an die bisher steilste Rally Ende 2017, in deren Verlauf die Kryptowährung kurzzeitig auf das Rekordhoch von über 20 000 Dollar geklettert war.