PERSONEN

Spekulationen um Kengeter reißen nicht ab

Von Christopher Kalbhenn, Frankfurt Börsen-Zeitung, 10.8.2017 Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, gegen den die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Verdachts des Insiderhandels ermittelt, ist auch am Mittwoch...

Spekulationen um Kengeter reißen nicht ab

Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtDer Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, gegen den die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Verdachts des Insiderhandels ermittelt, ist auch am Mittwoch Gegenstand von Spekulationen gewesen. Die “Wirtschaftswoche” berichtete unter Berufung auf einen Insider, dass der Aufsichtsrat bereits eine eventuelle Nachfragelösung erörtert habe. Dabei sollen die Namen Andreas Preuß, der stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist, sowie des Finanzvorstands Gregor Pottmeyer gefallen sein. Pottmeyer soll dem laut Bericht mehr Rückhalt in dem Gremium haben als Preuß.Tatsächlich haben aber noch keine eingehenden Beratungen im Aufsichtsrat über eine Ablösung Kengeters stattgefunden, davon, dass bereits an seinem Stuhl gesägt würde, ganz zu schweigen. Auch ist noch keine grundsätzliche Entscheidung gefallen, ob im Falle des Falles zu einer internen oder externen Lösung gegriffen würde. Es zählt zu den Pflichten des Gremiums, das Nachfolgethema für den Fall des Worst Case zumindest auf dem Radarschirm zu haben. Ansonsten bleibt es dabei: Die Entscheidung fällt erst mit dem Ergebnis, zu dem die Staatsanwaltschaft nach Abschluss ihrer Ermittlungen kommt, und das dauert noch ein paar Wochen. Auf eigenen Wunsch hat die Deutsche Börse für die Abgabe ihrer Erklärung eine Fristverlängerung bis zum 15. September erhalten. Anschließend wird die Staatsanwaltschaft die Erklärung prüfen, ehe sie zu ihrem Ergebnis kommt.Auch die Tatsache, dass die im Hessischen Wirtschaftsministerium angesiedelte Börsenaufsicht die Zuverlässigkeit des Vorstandsvorsitzenden prüfen wird, stellt keine “Sensation” dar. Es ist angesichts des im Raum stehenden Verdachts ihre Pflicht, das zu tun. Das Börsengesetz schreibt dies schlichtweg vor.Wenig überraschend wäre auch eine Bevorzugung Pottmeyers gegenüber Preuß. Pottmeyer wurde vor fünf Tagen 55 Jahre alt, sein Vertrag wurde in diesem Jahr um fünf Jahre verlängert. Preuß ist 61 Jahre alt, sein Vertrag endet im Mai des kommenden Jahres und damit kurz vor seinem 62. Geburtstag. Pottmeyer könnte in Frage kommen, Preuß ist jedoch kein Kandidat für die nächsten Jahre. Die Frage: “Pottmeyer oder Preuß?” stellt sich überhaupt nicht.Unterdessen wird die Klärung des Falls immer dringlicher. Die Belegschaft des Unternehmens ist verunsichert, das Image des Marktbetreibers leidet, und auch operativ stellen die Ermittlungen ein Hemmnis dar. Neue Produkte und Dienstleistungen benötigen regelmäßig Genehmigungen von Aufsichtsbehörden. Da ist der Insiderverdacht gegen den Börsenchef wenig hilfreich.