ANLEIHEN

Staatsanleiherenditen sinken auf Rekordtiefs

Bundesanleihen und Treasuries stark gefragt - Erste Gilt-Auktion seit Brexit-Votum

Staatsanleiherenditen sinken auf Rekordtiefs

ku Frankfurt – Im Rahmen der um sich greifenden Verunsicherung der Marktteilnehmer und der Flucht in Qualität haben die Renditen von Staatsanleihen verschiedener Länder am Dienstag neue Tiefststände markiert. Die Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen fiel weiter in negatives Terrain. Sie erreichte mit minus 0,186 % ihr bisher niedrigstes Niveau. Stark gesucht waren auch amerikanische Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Treasuries war mit 1,377 % so gering wie nie zuvor. Der bisherige Tiefstand war mit 1,3810 % im Juni 2012 markiert worden.In der Schweiz ist die gesamte Renditekurve im negativen Bereich. 50-jährige Schweizer Staatsanleihen wiesen gestern mit – 0,003 % eine knapp negative Rendite auf. Mit Blick auf den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) und die in Italien wieder aufflammende Bankenkrise erscheinen vielen Anlegern insbesondere eidgenössische, amerikanische und deutsche Titel als sichere Häfen. Am Markt sorgte für Stirnrunzeln, dass das britische Pfund ein neues 31-Jahres-Tief markierte und dass der Aktienkurs der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena erneut um fast 20 % abstürzte. Trotz Brexit und Pfund-Schwäche blieben aber auch britische Staatsanleihen stark gefragt. Die Rendite zehnjähriger Gilts fiel am Dienstag auf ein Rekordtief von 0,774 %.Mit Blick auf die Verunsicherung der Anleger stiegen aber die Renditen von Anleihen aus den EU-Peripheriestaaten. Die Verzinsung zehnjähriger italienischer Staatsanleihen stieg in der Spitze um 4 Basispunkte auf 1,286 %. Entsprechende spanische Titel rentierten mit 1,21 % bis zu 6 Basispunkte höher. Zehnjährige portugiesische Papiere kamen in der Spitze auf 3,05 %, dies sind 6 Basispunkte mehr als am Vortag.In diesem Umfeld trauten sich nur wenig Emittenten an den Markt. Mit inflationsindexierten Anleihen mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2046 trat der Bund auf. Bei der Emission ergab sich wieder einmal eine Unterdeckung. Für ein Emissionsvolumen von 500 Mill. Euro gab es lediglich Gebote über 415 Mill. Euro. Daher gingen lediglich 345 Mill. Euro in die Zuteilung, während die Finanzagentur 155 Mill. Euro für Marktpflegezwecke zurückhielt. Die durchschnittliche Rendite bei der Auktion betrug – 0,76 %. Günstigere RefinanzierungErstmals seit dem Brexit-Votum und der Herabstufung der Bonität des Landes durch Ratingagenturen ist Großbritannien mit neuen Staatsanleihen an den Markt gegangen. Angeboten wurden Titel mit einer Laufzeit bis 2021. Bei der Auktion betrug die durchschnittliche Rendite 0,377 %. Damit kann sich der britische Staat trotz Brexit zu deutlich günstigeren Konditionen refinanzieren als noch bei der letzten vergleichbaren Transaktion Anfang Juni. Damals lag die Rendite bei durchschnittlich 0,863 %.Aus den Reihen der Agencies hat sich am Dienstag die KfW blicken lassen. Angeboten wurden Titel mit einer Laufzeit bis 2026 und einem Kupon von 0,375 %. Die Zuteilung erfolgte zu Midswaps minus 25 Basispunkte, was der ursprünglichen Guidance entsprach. Auf Reoffer-Basis erfolgte die Zuteilung zu 103,435 %. Die Rendite der Emission betrug damit 0,019 %.