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Stephen Schwarzman 70

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 14.2.2017 Mit anderer Leute Geld spekulieren, Unternehmen Schulden aufhalsen, Steuern sparen und Kosten senken (lassen), auch mit Stellenabbau und Produktionsverlagerung - das kann der zigfache...

Stephen Schwarzman 70

Von Walther Becker, FrankfurtMit anderer Leute Geld spekulieren, Unternehmen Schulden aufhalsen, Steuern sparen und Kosten senken (lassen), auch mit Stellenabbau und Produktionsverlagerung – das kann der zigfache Milliardär Stephen Schwarzman. Insofern passt es, dass der neue US-Präsident Donald Trump den Gründer von Blackstone in seinen Club der weißen, alten Herren geholt hat. Dieser soll ihn beraten, wie er seine Wahlversprechen für die ewig zu kurz Gekommenen einlösen soll. Unter anderem ist auch Cerberus-Gründer Stephen Feinberg in dem Gremium. Gegen Wilbur Ross, der mit 79 Jahren designierter Handelsminister ist und als “King of Bankruptcy” gilt, ist Schwarzman ein Jungspund: heute wird er 70. Wall-Street-GrößeUnd er dürfte zu verhindern trachten, dass die neue Regierung Abstriche an der für Beteiligungsmanager so lukrativen steuerlichen Behandlung ihrer Überschüsse vornehmen wird. Schwarzman selbst “verdiente” 2015 allein 811 Mill. Dollar. Sein privates Vermögen schätzt “Forbes” auf 10,3 Mrd. Dollar. Da kann es ihm egal sein, dass Blackstone derzeit im fernen Deutschland dabei ist, die Outdoor-Kette Jack Wolfskin an die Wand zu fahren.Blackstone wurde 1985 gegründet und verwaltet Anlagen im Wert von 367 Mrd. Dollar. Die seit 2007 börsennotierte Firma – mit dem IPO machten die Gründer kräftig Kasse – ist einer der einflussreichsten Investoren an der Wall Street und der größte Assetmanager in alternativen Anlageklassen nach Carlyle. Betrieben wird die ganze Palette von Private Equity über Hedgefonds bis hin zu Immobilieninvestments. Rund 2 200 Mitarbeiter gebieten heute über ein Portfolio mit weltweit mehr als einer halben Million Beschäftigten. Das trocken gehaltene Pulver im Buy-out-Geschäft, das Blackstone bekannt gemacht hatte, wird derzeit auf 31,9 Mrd. Dollar geschätzt. Gegen RegulierungMit Frontalangriffen auf die Regulierung des Finanzwesens hat sich der Republikaner und Obama-Gegner hervorgetan, lange bevor Trump als ernsthafter Kandidat für das höchste Amt in den USA galt. “Regulierung hat die Welt gefährlicher gemacht”, behauptete er. Schwarzman verglich 2010 den Plan von US-Präsident Barack Obama, Steuern für Private Equity zu erhöhen, mit dem deutschen Einmarsch in Polen 1939.Die Zeiten sind für die Fondsmanager wieder fast so wie vor zehn Jahren, als der Blackstone-Chef seinen Sechzigsten mit Pomp und Protz in einer rauschenden Party für zig Millionen Dollar beging. Private-Equity-Manager lebten damals wie im Schlaraffenland. Banken bettelten förmlich darum, Darlehen für schuldenfinanzierte Übernahmen aufzubringen – gerne auch ohne Eigenkapitalhinterlegung. Schwarzman ist wie Erzrivale Henry Kravis von KKR, Carlyle-Gründer David Rubenstein und TPG-Chef David Bonderman ein Hauptmatador der Firmenjäger – einer Zunft, die wie ihre Häuptlinge in die Jahre gekommen ist.Dass Schwarzman geschäftstüchtig ist, bewies er dabei schon früh. Der Sohn eines Kurzwarenhändlers studierte in Yale, wo George W. Bush Kommilitone war, und Harvard. Mit 31 Jahren wurde er Managing Director bei Lehman, seinerzeit das führende Brokerhaus an Wall Street. Rasch führte er dort die M & A-Abteilung. Als Lehman 1984 an American Express ging, stiegen Schwarzman und Lehman-CEO Peter Peterson – Richard Nixons Handelsminister – aus und gründeten Blackstone. Banken und institutionelle Investoren zeigten sich begeistert bei Renditen jenseits von 30 %. Nun muss Schwarzman zeigen, ob er zur Abwechslung auch für den gemeinen Amerikaner ein Gewinn sein kann.