Umfrage der Bank of America

Stimmung der Fonds stabilisiert sich

Internationale Fondsmanager blicken laut einer aktuellen Umfrage der Bank of America wieder optimistischer auf die Weltkonjunktur. Die Erwartungen bezüglich der Unternehmensgewinne steigen.

Stimmung der Fonds stabilisiert sich

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Die Stimmung der Fondsmanager hat sich im November stabilisiert. Wie die jüngste globale Umfrage der Bank of America (BoA) im Zeitraum zwischen dem 5. und 11. November zeigt, gehen die Teilnehmer mit hauchdünner Mehrheit wieder von positiven Aussichten für die globale Volkswirtschaft aus. Netto (Saldo aus positiven und negativen Antworten) äußern sich 3% konjunkturoptimistisch, nachdem dieser Wert im Oktober erstmals seit 18 Monaten in den negativen Bereich gefallen war. Nur sechs von 100 Investoren rechnen nunmehr mit einer Rezession innerhalb der kommenden zwölf Monate. Insgesamt nahmen 388 Fondsmanager, die insgesamt ein Vermögen von 1,2 Bill. Dollar verwalten, an der Umfrage teil.

Gewinnerwartungen steigen

Auch die Erwartungen an die Entwicklung der Unternehmensgewinne sind dementsprechend gestiegen. Hatte im Vormonat per saldo noch eine Mehrheit von 15% verneint, dass sich die Ergebnisse verbessern dürften, gehen nach der starken Berichtssaison zum dritten Quartal nun netto 6% von weiteren Steigerungen aus. Im Vergleich zum im März des laufenden Jahres erreichten Höchstwert von 89% nimmt sich der Optimismus zwar noch verhalten aus. Allerdings drückt sich die allgemein stabilere Stimmung bezüglich der konjunkturellen Lage auch in der steigenden Zahl der Fondsmanager aus, die dafür plädieren, dass Unternehmen ihren Cash-flow in höhere Investitionsausgaben stecken sollten. Dies fordern 54% der Umfrageteilnehmer – womit der Anteil an einem Vierjahreshoch kratzt.

Derweil haben die Inflationsängste der Fondsmanager offenbar abgenommen. Zwar vereint eine überraschend starke Teuerung bei der Frage nach den größten Risiken für die Märkte noch immer den größten Stimmenanteil auf sich – allerdings beläuft sich dieser nur mehr auf 33% und liegt damit deutlich unter dem Vormonatswert von 48%. Laut BoA gehen 61% der Befragten davon aus, dass die derzeitigen Inflationsanstiege vorübergehend sind, während 35% an eine permanent höhere Teuerung glauben. Folgerichtig gehen netto 14% von rückläufigen globalen Inflationsraten in den kommenden Monaten aus – nie seit dem Corona-Marktcrash im März 2020 rechneten weniger Umfrageteilnehmer mit steigenden Preisniveaus. Einschränkend muss allerdings erwähnt werden, dass drei Viertel der Umfrageteilnehmer ihre Antworten einreichten, bevor der US-Verbraucherpreisindex für Oktober veröffentlicht wurden. Dieser war gegenüber dem Vorjahr stärker als erwartet um 6,2% gestiegen.

Obwohl die Befragten in der Mehrzahl nicht von einer dauerhaft höheren Inflation ausgehen, sind die Erwartungen bezüglich einer restriktiveren Geldpolitik doch gestiegen. So gehen inzwischen 39% davon aus, dass die Federal Reserve im kommenden Jahr gleich zweimal die Zinsen erhöhen wird – im Vormonat waren es noch 24%.

Tapering als Risiko

Immerhin 37% rechnen mit einer Zinsanhebung der US-Notenbank, während nur noch 13% glauben, dass es 2022 überhaupt nicht zu einem derartigen Schritt kommen wird. Letzterer Wert hatte in der Oktober-Umfrage noch bei 24% gelegen. Zwar erwarten die Investoren laut Bank of America nicht, dass die Fed bei ihren Maßnahmen hin zu einer kontraktiveren Geldpolitik aggressiv vorgehen wird. Nichtsdestotrotz stufen 22% der Befragten Leitzinserhöhungen als größtes Risiko für die Märkte ein. Auf dem dritten Platz im Gefahrenranking folgt mit 20% die Lage in China.

Die Positionierung der Fonds reflektiert laut BoA ebenfalls eine konstruktivere Markteinschätzung. So ist der Durchschnittswert der von den Befragten angegebenen Kassenquoten ausgehend vom bearishen Oktober-Wert von 4,7% auf 4,4% zurückgegangen. Der Anteil der Fonds, die nach eigenen Angaben in Aktien übergewichtet sind, ist um acht Prozentpunkte auf netto 58% gestiegen und hat somit das höchste Niveau seit Juni erreicht. Gerade US-Werte haben demnach deutlichen Zulauf erhalten: Per saldo geben 29% an, in diesen übergewichtet zu sein, was gegenüber dem Vormonat ein Plus von 13 Prozentpunkten bedeutet und zugleich den höchsten Wert seit August 2013 darstellt.

Bei Eurozonen-Titeln sind die Befragten ebenfalls ausgeprägt long positioniert – netto haben 33% die Region auf Aktienseite übergewichtet. Bearish sind sie gegenüber Großbritannien eingestellt, per saldo sind 15% der Fondsmanager in Aktien aus dem Vereinigten Königreich untergewichtet. Nach Sektoren ist die Stimmung besonders für Versorgungsunternehmen und Hersteller von Basiskonsumgütern schlecht. Dagegen sind die Fondsmanager gegenüber Healthcare- und Tech-Aktien bullish. Bezüglich Letzteren geben netto 31% an, übergewichtet zu sein – übertroffen werden sie nur von Bankaktien, die per saldo auf eine „Overweight“-Quote von 32% kommen. Im Vergleich zum Vormonat bedeutet dies allerdings einen Rückgang um drei Prozentpunkte, während der Anteil der in Tech übergewichteten Investoren um zehn Prozentpunkte zugelegt hat.

Für Anleihen hat sich die Stimmung zwar aufgehellt, bleibt aber schlecht. Laut BoA beläuft sich die Bondallokation im November per saldo auf ein Untergewicht von 69%, im Oktober hatte sie noch ein historisches Tief von netto 80% „Underweight“ erreicht.

Schwellenländer im Fokus

Bei der Frage danach, für welche Assets im kommenden Jahr mit der besten Performance zu rechnen sei, kommen sowohl die 30-jährigen als auch die dreimonatigen US-Staatsanleihen am schlechtesten weg. Am besten schneiden mit einer Zustimmungsquote von 34% Schwellenländeraktien ab, dahinter folgt der S&P500 mit 30% sowie die führende Digitalwährung mit 12%. Gerade in den beiden letztgenannten Anlagemöglichkeiten tummeln sich nach Einschätzung der Fondsmanager aber schon zu viele Investoren. So kommt Bitcoin bei der Frage nach dem überlaufensten Trade mit einem Anteil zustimmender Antworten von 21% auf Platz zwei. Davor landen US-Tech-Aktien mit 37% – die Internetriesen Alphabet, Amazon, Apple, Facebook und Microsoft nehmen ein großes Gewicht im S&P 500 ein und sind somit entscheidend für die Performance des Index.

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