Talfahrt beim Dax beschleunigt sich
Talfahrt beim Dax beschleunigt sich
Aktienmärkte
Talfahrt beim Dax beschleunigt sich
Leitindex fällt unter 200-Tage-Linie – Deutliche Abschläge bei Fraport
tom Frankfurt
Die verbreitete Unsicherheit an den Aktienmärkten hat den Dax am Dienstag weiter in die Tiefe gezogen. Bis zum Handelsschluss gab der deutsche Leitindex deutliche 1,7% auf 23.181 Zähler nach. Nicht besser sah es bei MDax und Euro Stoxx 50 aus.
Der Dax fiel am Dienstag auch erstmals seit April wieder unter seiner 200-Tage-Durchschnittslinie, die ein beliebter Indikator für den längerfristigen Trend ist. Chartexperte Martin Utschneider vom Broker Robomarkets glaubt, dass deren nachhaltiges Unterschreiten dem übergeordneten, seit Frühling geltenden Seitwärtstrend gefährlich werden könnte. Die Ausverkaufsstimmung im US-Technologiesektor mache auch den Börsen in Asien und dem Dax in Frankfurt zu schaffen, sagte RoboMarkets-Analyst Jürgen Molnar.
Orientierung fehlt
Belastend wirkte am Dienstag, wie auch schon an den Vortagen, auch die große Verunsicherung der Investoren angesichts fehlender Wirtschaftsdaten nach dem Rekord-Stillstand in den US-Regierungsbehörden. „Durch die lange Datenpause fehlt es Anlegern an Orientierung, um die wirtschaftliche Lage und die Zinsperspektive der Fed richtig einzuschätzen“, schrieb der Marktanalyst Maximilian Wienke vom Broker eToro. Mehrere Mitglieder der US-Notenbank hätten zuletzt signalisiert, dass die Zinsen vorerst unverändert bleiben dürften, bis mehr Klarheit über Inflation und Arbeitsmarkt herrscht. Auch das drückte auf die Stimmung der Anleger.
Gespannt warten die Märkte nun auf den Quartalsbericht des KI-Giganten Nvidia am Mittwochabend. Dieser dürfte die Zugkraft des Boomthemas Künstliche Intelligenz erneut auf die Probe stellen. „Selten war die Stimmung am Aktienmarkt rund um die KI-gehypten, großen US-Technologieaktien vor der wohl wichtigsten Bilanzvorlage eines Quartals so schlecht wie heute“, konstatierte Molnar. Nvidias Dominanz bei KI-Chips hat eine weltweite Rally bei Tech-Aktien ausgelöst, was nun Sorgen vor einer Überhitzung schürt.
Keine Jahresendrally
Die am Donnerstag erwarteten US-Arbeitsmarktzahlen dürften dann für etwas mehr Klarheit am breiten Markt sorgen. Die Jahresendrally, auf die Anleger in der Vorwoche noch spekuliert hatten, ist nach den deutlichen Abschlägen der vergangenen Tage aber ebenso wie das Allzeithoch des deutschen Leitindexes bei 24.771 Punkten in weite Ferne gerückt. Dennoch liegt der Dax im laufenden Jahr noch immer mit über 16% im Plus.
Einer der besseren Werte war am Dienstag die Aktie des Rüstungsriesen Rheinmetall, die sich im Dax nur minimal verschlechterte. Der Rüstungskonzern will den Umsatz bis 2030 auf 50 Mrd. Euro verfünffachen, wie am Kapitalmarkttag bekannt wurde.
Deutliche Abschläge gab es dagegen im MDax bei Fraport, nachdem Goldman Sachs die seit 2022 bestehende Kaufempfehlung wegen überdurchschnittlicher Kursgewinne aufgegeben hat. Analyst Patrick Creuset hob in einer Neubewertung das Risiko wieder steigender Investitionen des Flughafenbetreibers hervor. Die Aktie verlor fast 7%.
Verve Group enttäuschen
Größter Verlierer im SDax waren die Papiere der Verve Group. Technische Probleme haben dem Unternehmen im dritten Quartal Schwierigkeiten bereitet und eine veränderte Umsatzrealisierung nahm Einfluss auf die Zahlen und die Jahresprognose. Da tröstete Anleger auch nicht, dass der Spezialist für digitale Werbung auf ein starkes Schlussquartal setzt. Die Anteile verloren fast 18%. Daneben gaben auch die Titel von SFC Energy deutlich nach. Der Brennstoffzellenspezialist peilt wegen Verzögerungen bei Rüstungsaufträgen im laufenden Jahr nur noch das untere Ende der Prognosespanne beim Umsatz an. Beim operativen Gewinn dürfte die untere Hälfte der Spanne erreicht werden. Bereits Ende Juli hatte SFC die Prognose wegen des anhaltend herausfordernden Marktumfelds gesenkt.
