Teamviewer stürzen ab
Teamviewer stürzen ab
Aktienmärkte
Teamviewer stürzen ab
Übernahme belastet Software-Anbieter – Aktie fällt auf historisches Tief
tom Frankfurt
Einen rabenschwarzen Tag erlebten am Mittwoch die Aktionäre von Teamviewer. Die Papiere rauschten im MDax zeitweise um bis zu 24,4% nach unten und markierten mit 6,41 Euro den niedrigsten Stand ihrer Börsengeschichte. Wegen einer schleppenden Nachfrage hatte der Anbieter von Software zur frühzeitigen Erkennung und automatischen Behebung von IT-Problemen seine Wachstumsziele teilweise zurückgenommen. Hier belastet vor allem das US-Geschäft nach der Übernahme von 1E zu Jahresbeginn. Wegen des schwächelnden Großkundengeschäfts dieser Sparte habe er einen Teil der Ziele für dieses und das kommende Jahr gesenkt, sagte Teamviewer-Chef Oliver Steil in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. „Da ist zwar noch viel im Fluss, aber nach menschlichem Ermessen werden bis zum Jahresende nicht mehr ausreichende Aufträge hereinkommen.“
Schwierige Auftragslage
Teamviewer hatte 1E vor etwa einem Jahr übernommen. Der Softwareanbieter beliefert vor allem US-Behörden oder Firmen, die für staatliche Stellen arbeiten. Direkte Auswirkungen des dortigen Regierungsstillstands seien bislang zwar nicht zu beobachten, sagte Steil. Dieser dauere erst wenige Wochen. „Diskussionen darüber gab es aber schon länger. Die Stimmung in den USA ist nicht sonderlich gut. Alle tun sich derzeit schwer.“ Jedoch seien die wirtschaftlichen Pendelbewegungen in den USA ausgeprägter als in anderen Regionen, erläuterte der Teamviewer-Chef. „Wenn sich Kunden zurückhalten, wird ein Deal nicht gestrichen. Daher geht es auch meistens schnell vorwärts, wenn sich die Verunsicherung auflöst. Das Budget ist dann noch vorhanden und die Leute werden aktiv.“
Wegen der schwierigen Auftragslage senkte Steil die Prognose für jährlich wiederkehrende Umsätze auf 780 bis 800 Mill. Euro. Zuvor hatte er 815 bis 840 Mill. Euro angepeilt. Dies wirke sich auf den erwarteten Konzernumsatz für das kommende Jahr aus, betonte der Firmenchef. Dieser werde voraussichtlich nur noch um 2-6% auf 790 bis 825 Mill. Euro wachsen. Hier hatte Teamviewer zunächst 850 bis 870 Mill. Euro vorhergesagt. Für das laufende Jahr bestätigte Steil zwar die Umsatzprognose von 778 bis 797 Mill. Euro, rechnet jedoch mit einem Wert am unteren Ende dieser Spanne. Dank Einsparungen bei Verwaltung und Marketing hob er die Prognose für die Umsatzrendite dagegen von 43 auf 44% an.
Entwicklung setzt sich fort
„Das Wachstum hatte sich bereits in den vergangenen Quartalen abgeflacht, und diese Entwicklung setzt sich nun fort“, kommentierte DZ Bank-Analyst Armin Kremser. Die Integration von 1E bereite offenbar größere Probleme als erwartet. Ein Lichtblick sei das ursprüngliche Geschäft von Teamviewer ohne 1E.
Doch Teamviewer war nicht die einzige Aktie aus dem IT-Bereich, die am Mittwoch Abschläge hinnehmen musste. Nach enttäuschenden Zahlen des US-Chipherstellers Texas Instruments (TI) gaben auch europäische Halbleiterwerte nach. Im Dax zählten Infineon zu den Verlierern, im MDax mussten Aixtron-Papiere Abschläge hinnehmen, im SDax notierte die Aktie von Siltronic niedriger. Die schwächer als erwartet ausgefallenen Ergebnisse und Prognosen von TI seien ein negatives Signal für die europäischen Wettbewerber, kommentierten die Analysten von Citigroup.
Noch deutlich stärker nach unten ging es nach einer gestrichenen Kaufempfehlung im SDax für die Papiere von Thyssenkrupp Nucera. Die Deutsche Bank Research hatte zuvor ihre Einstufung von „Buy“ auf „Hold“ geändert. Nach der starken Kurserholung hätten die Papiere des Wasserstoff-Spezialisten kaum noch Spielraum, schrieb Michael Kuhn in seiner Neubewertung. Die Papiere verloren am späten Nachmittag am Index-Ende über 8%. Seit ihrem Anfang Oktober erreichten höchsten Stand seit Mai 2024 haben sie damit über 18% eingebüßt.