GELDMARKT UND DEVISEN

Tendernachfrage mehr als verdoppelt

Ursachen sind Teilnahme griechischer Banken sowie gestiegener Bedarf aus autonomen Faktoren

Tendernachfrage mehr als verdoppelt

gb Frankfurt – Die Nachfrage der Euroland-Banken nach Liquidität der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich im Wochenvergleich mehr als verdoppelt und damit die Markterwartungen deutlich übertroffen. Europas Geldhäuser wollten beim wöchentlichen Refinanzierungsgeschäft der Notenbank 119,4 Mrd. Euro nach 51,2 Mrd. Euro in der Vorwoche. Geldmarkthändler hatten im Schnitt mit einem etwa gleichbleibenden Volumen gerechnet. Die Zahl der teilnehmenden Banken stieg auf 96 von 87.Analysten sehen verschiedene mögliche Ursachen für das gestiegene Volumen. Beim Datenanbieter IFR vermutet man, dass eine größere Anzahl griechischer Banken nun wieder an den Wochentendern teilnimmt. Ein Teil der Institute aus Hellas war zeitweise von der EZB-Refinanzierung abgeschnitten und auf eine Notfinanzierung durch die Emergency Liquidity Assistance (ELA) von der griechischen Zentralbank angewiesen. Nach einer Kapitalspritze von 18 Mrd. Euro durch den Rettungsfonds EFSF sind diese Institute wieder zur Teilnahme an den EZB-Geschäften zugelassen. Die Analysten von Barclays Capital gehen gleichfalls von einer verstärkten Teilnahme hellenischer Institute aus. Gleichzeitig lässt sich das sprunghaft gestiegene Wochenvolumen nicht allein mit der Nachfrage aus Hellas erklären. Bei der WGZ Bank hält man den gestiegenen Bedarf aus autonomen Faktoren für ausschlaggebend für den höheren Liquiditätsbedarf. Dies sind alle Posten in der Bilanz des Eurosystems, die nicht zu den geldpolitischen Instrumenten zählen. Diese Stellgröße, die unter anderem den Bargeldumlauf umfasst, kann im Wochenvergleich bisweilen stärker schwanken. In der laufenden Woche belief sich der Bedarf aus autonomen Faktoren auf 366,8 Mrd. Euro, in der Vorwoche betrug er 312,8 Mrd. Euro.Beim wöchentlichen Absorptionstender zur Neutralisierung der aus den Staatsanleihekäufen entstandenen Liquidität nahm die EZB wie geplant die Summe von 212 Mrd. Euro auf. Die Euro-Terminsätze gaben am Dienstag weiter nach, der Drei-Monats-Euribor wurde mit 0,663 % nach 0,664 % festgestellt. Der Referenzsatz für Tagesgeld Eonia wurde mit 0,335 % nach 0,332 % ermittelt.Der Euro konnte die Marke von 1,25 Dollar am Dienstag nicht mehr verteidigen. Er sank um 0,6 % auf 1,2453 Dollar. Belastend auf die Währung wirkten Äußerungen des spanischen Haushaltsministers Cristobal Montoro, der Finanzhilfen der europäischen Partner bei der Rettung von Spaniens Banken gefordert hatte.