Märkte am Abend

Thyssenkrupp enttäuscht Anleger erneut

Der deutsche Leitindex hat einen kleinen Gewinn ins Wochenende gerettet. Dagegen standen zwei Chemiewerte kräftig unter Druck. Positive Nachrichten gab es von einem Rüstungshersteller.

Thyssenkrupp enttäuscht Anleger erneut

Aktienmärkte

Thyssenkrupp enttäuscht Anleger erneut

Dax rettet Gewinn ins Wochenende – Chemiewerte unter Druck – Rheinmetall fester

tom Frankfurt

Mit einem versöhnlichen Ausklang ist der deutsche Leitindex ins Wochenende gegangen. Auf teils kräftige Aufschläge zu Wochenbeginn folgten nach dem Kursrutsch im hoch bewerteten US-Technologiesektor nicht minder kräftige Abschläge zur Wochenmitte. Am Freitag schloss der Dax mit einem Plus von 0,7% bei 18.418 Zählern. Auf Wochensicht steht unter dem Strich ein Gewinn von über 1%. Der MDax legte am letzten Handelstag der Woche 0,7% auf 25.128 Punkte zu, der Euro Stoxx 50 1,1% auf 4.863 Zähler.

Keinen wesentlichen Einfluss auf die Aktienmärkte hatten Inflationszahlen aus den USA. Der PCE-Kerndeflator - das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank Fed - entwickelte sich im Vergleich zum Vorjahr wie auch zum Mai wie erwartet. Damit dürfte sich an den Erwartungen an die amerikanische Geldpolitik nichts ändern. Auf der Fed-Sitzung in der kommenden Woche wird noch nicht mit einer Zinswende gerechnet, eine Senkung im September bleibe aber „im Spiel“, wie Experten der Landesbank Helaba bereits am Morgen erklärt hatten.

Schlusslicht im Dax waren die zuletzt etwas stabilisierten Papiere von BASF. Der Chemiekonzern aus Ludwigshafen verzeichnete im zweiten Quartal einen überraschend deutlichen Umsatzrückgang. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen blieb ebenfalls etwas hinter den Markterwartungen zurück. Ein deutlich schwächeres Agrarchemiegeschäft und niedrigere Preise hinterließen ihre Spuren in der Bilanz zum zweiten Quartal. Die Zahlen seien nicht gerade inspirierend, kommentierte Warburg-Analyst Oliver Schwarz, plädierte aber trotzdem für ein „Halten“ der Aktie. Ungeachtet dessen gaben die Titel um 2,3% auf 43,74 Euro nach und markierten zeitweise den tiefsten Stand seit gut sechs Monaten. Kaum besser ging es im MDax dem Branchenkollegen Wacker Chemie. Marktbeobachter sahen im Quartalsbericht zwar Licht und Schatten, Aktionäre senkten dennoch mehrheitlich den Daumen. Die Papiere gaben 7,8% auf 93,48 Euro nach.

Im Leitindex gewannen Rheinmetall 3,8% auf 489,30 Euro. Der Rüstungskonzern hatte zuvor einen Auftrag aus der Schweiz für Mörsermunition mit einem Wert im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich bekannt gegeben.

Ganz anders dürfte die Stimmungslage beim MDax-Schlusslicht Thyssenkrupp sein. Der Industriekonzern wird nach dem schwachen zweiten Kalenderviertel für das laufende Geschäftsjahr (30.9.) noch pessimistischer und strich abermals die Prognose zusammen. Die Essener rechnen laut vorläufigen Zahlen zum dritten Quartal (30.6.) mit einem Umsatzeinbruch von 6 bis 8% gegenüber dem Vorjahr. Händler sprachen von einer anhaltenden Enttäuschung. Die Aktie büßte 7,7% auf 3,57 Euro ein; das Tagestief lag bei 3,51 Euro. Seit Jahresbeginn haben die Titel bereits 43% an Wert eingebüßt.

Unter den Gewinnern im MDax fand sich dagegen die Volkswagen-Nutzfahrzeugholding Traton wieder. Das Unternehmen konnte trotz des Absatzrückgangs im ersten Halbjahr den Umsatz und den operativen Gewinn steigern. Die zuletzt schwachen Aktien erholten sich um 0,7% auf 28,95 Euro. Unterstützend wirkte hier eine Kaufempfehlung der Privatbank Warburg. Diese sprach die Bank auch für Aixtron aus, die 4,9% auf 20,54 Euro zulegten.

Auch aus dem zuletzt enttäuschenden europäischen Luxussegment gab es ermutigende Nachrichten. Steigende Umsätze und Gewinne gaben den Aktien von Hermes und EssilorLuxottica Rückenwind. Hermes-Papiere wurden in Paris mit einem Aufschlag von 4,2% auf 2.091 Euro gehandelt, die Titel des Brillen-Herstellers gewannen 7,4% auf 207,10 Euro. Die Aktien der Rivalen Kering, Moncler und LVMH zogen daraufhin ebenfalls an. In Deutschland kletterten Hugo-Boss-Aktien um 2,6% auf 36,03 Euro. Zuletzt hatten schwache Zahlen von LVMH und Kering die Stimmung im Sektor getrübt.