MARKTCHANCEN 2018

Tief, tiefer, Volatilität

Wann nimmt die Schwankungsbreite an den Märkten wieder zu? - Einfluss von Indexfonds steigt

Tief, tiefer, Volatilität

Von Dietegen Müller, FrankfurtNicht nur an vielen Aktienmärkten, auch am US-Anleihenmarkt blicken die Investoren auf ein Jahr außergewöhnlich geringer Volatilität zurück. Anfang November sackte die erwartete Volatilität auf Sicht von dreißig Tagen an der US-Terminbörse CBOE auf 9,14 Punkte ab und damit auf den tiefsten Wert seit Einführung des Kontrakts Ende 1993, und der VDax New sank in Frankfurt bis auf 10,48. Auch am US-Treasuries-Markt fiel die Volatilität gemessen am Move-Index der Bank of America Merrill Lynch sehr gering aus.Nicht nur am Kapitalmarkt ist dieses Phänomen zu beobachten: Auch die Schwankungsbreite von Konjunkturindikatoren ist derzeit sehr gering. Laut der US-Bank Morgan Stanley ist sie im globalen Einkaufsmanagerindex (PMI) in einer Periode von zwölf Monaten etwa noch nie so niedrig gewesen wie 2017. Dies liegt daran, dass der Konjunkturaufschwung weltweit außergewöhnlich synchron und gleichmäßig verläuft.Für 2018 gehen aber viele Auguren von einer steigenden Volatilität aus, unter anderem deswegen, weil es in der Feinsteuerung der erwarteten langsamen geldpolitischen Normalisierung womöglich die eine oder andere Überraschung geben könnte. Erik Norland, Chefökonom der US-Terminbörse CME, erkennt in der Volatilitätsentwicklung der vergangenen Jahre etwa ein typisches zyklisches Muster – was einen Anstieg erwarten lasse (vgl. Grafik).Zudem hat sich Volatilität als eigene Anlageklasse über eine Menge hochliquider Optionen und Futures sowie börsengehandelte Produkte (ETP) etabliert. Die investierten Summen in solche Produkte, mit denen Volatilität gekauft und verkauft werden kann, sind gestiegen. Auch Risk-Parity-Strategien beziehen Volatilitätskennziffern ein. Dallas-Fed-Chef Robert Kaplan hatte im Oktober gesagt, er beachte sorgfältig das Wachstum in Risk-Parity-Fonds, die Vermögenswerte mit niedriger Volatilität kaufen und mittels Fremdfinanzierung einen Hebel darauf bilden.Unter Marktbeobachtern gibt es Sorgen, dass eine zu große Wette auf eine bestimmte Volatilitätsentwicklung bei einem plötzlichen Anstieg der Volatilität zu Verkaufsdruck im Kassamarkt führen und dadurch eine Abwärtsspirale einsetzen könnte. Auch gibt es Befürchtungen, dass durch gezielten Verkauf von Volatilität Probleme für institutionelle Kunden auftreten könnten, sollte es zu scharfen Kurskorrekturen kommen und die Volatilität steigen, wenn die Notenbanken dem Markt nun Liquidität entziehen. Bisher ist dies aber nicht eingetreten. Vorübergehende isolierte Sprünge in der impliziten Volatilität verschwanden, ohne dass daraus eine Abwärtsspirale im Kassamarkt entstanden wäre. Gemischte BilanzAls Anlageprodukt bietet Volatilität eine gemischte Bilanz. Unter den 117 von Morningstar im deutschen Markt erfassten Volatilitätsfonds weisen 56 seit Jahresbeginn eine positive Rendite auf (per 8. Dezember). Die höchste Rendite wies ein Fonds mit einem Plus von 9,9 % aus, während andere bis zu 27 % einbüßten. Das Spektrum ist aber viel weiter: Laut Bloomberg sind über 1 000 auf Euro lautende ETP auf Volatilität im Markt. Es gilt – wie überall – bei Volatilitätsprodukten genau hinzuschauen, wie die Konditionen und Bedingungen der entsprechenden Produkte aussehen, um unerwünschte Nebenwirkungen auszuschließen.