Technologieunternehmen

Trimble profitiert vom Weltraum-Hype

Die Aktie des amerikanischen Geolocation-Spezialisten hat zuletzt eine sehr starke Kursperformance aufgewiesen. Zukünftig könnte der Titel auch noch vom Hype rund um die Weltraumaktien profitieren.

Trimble profitiert vom Weltraum-Hype

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Es gibt auch in den USA noch Technologieunternehmen, hinter denen handfeste technologische Kompetenz steckt. Diese laufen an der Börse aber meist weniger gut als Unternehmen aus dem Technologiebereich, die zwar einerseits nur viel heiße Luft bieten, aber andererseits eine Meisterschaft entwickelt haben, sich anzupreisen. Als ein Beispiel für letztere Kategorie mag der (angebliche) Elektro-Lkw-Hersteller Nikola gelten, dessen Aktienkurs durch den Hype im vergangenen Jahr massiv nach oben gedrückt wurde, bis dann der Absturz eintrat und die Aktie mehr als drei Viertel ihres Wertes einbüßte. Ein Beispiel für erstere Kategorie ist hingegen der Geolocation-Spezialist Trimble.

Solidität geboten

Manchmal wird Solidität und Substanz aber auch honoriert: Zuletzt hat sich Trimble an der Börse ausgesprochen gut entwickelt. Auf Sicht von zwölf Monaten ist der Aktienkurs von Trimble um 73% gestiegen. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich die Aktie um 41% verteuert. Kürzlich wurde mit 96,49 Dollar ein Allzeithoch markiert. Inzwischen ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Schätzungen für die kommenden zwölf Monate von 46,1 bereits ziemlich anspruchsvoll. Dementsprechend plädieren von 13 Analysten auch fünf dafür, die Aktie lediglich im Portfolio zu halten. Allerdings gibt es auch fünf Kaufempfehlungen, während drei Häuser den Titel mit „Overweight“ einstufen. Das aktuelle Kursziel beträgt 95,33 Dollar, was in etwa auch dem derzeitigen Preis der Aktie an der Börse entspricht. Damit wäre das Potenzial der Aktie zumindest momentan weitestgehend ausgereizt.

Mit einer Marktkapitalisierung von 24 Mrd. Dollar gehört Trimble sicherlich nicht zu den großen Technologieunternehmen. Die ebenfalls im Bereich Geolocation/GPS tätige und der breiten Öffentlichkeit viel bekanntere Garmin ist mit einer Marktkapitalisierung von 34,3 Mrd. Dollar größer. Auch von den Erlösen her ist Garmin mit 4,2 Mrd. Dollar im vergangenen Jahr größer als Trimble mit 3,2 Mrd. Dollar und mit einem Nettogewinn im vergangenen Turnus von 992,3 Mill. Dollar gegenüber 389,9 Mill. Dollar zuletzt auch profitabler. Garmin ist allerdings bei den Analysten weniger beliebt. Von neun Häusern raten lediglich zwei zum Kauf.

Pionier der Branche

Trimble wurde unter dem bis 2016 gültigen alten Namen Trimble Navigation bereits 1978 gegründet. Das Unternehmen war einer der Pioniere in der Entwicklung von Geräten zur Nutzung des damals noch Navstar GPS genannten Global Positioning System der US-Streitkräfte, das heute von jedem Smartphone zur Positionsbestimmung benutzt wird. Im Gegensatz zu Garmin, die neben Anwendungen für die Luftfahrt vor allem das Konsumentensegment anspricht, hat sich Trimble auf die professionelle und militärische Nutzung konzentriert, was das Geschäft recht krisenfest macht. Angeboten werden derzeit Lösungen unter anderem für die Landvermessung, die Bauindustrie, die Landwirtschaft, den Transportsektor, die Telekommunikation, Eisenbahnen, Versorger und auch Regierung sowie Streitkräfte. Letzteres könnte ein Problem für ESG-Anleger (Environmental, Social, Governance) sein. Trimble bietet integrierte Hardware und Software-Lösungen für Kunden, die äußerst exakte Positionsdaten benötigen, was das Unternehmen als „integrated work process“ bezeichnet. Erwartet wird, dass die Nachfrage nach derartigen Lösungen in den kommenden Jahren noch einmal deutlich zunimmt. Trimble verfügt über mehr als 1000 eigene Patente, gibt fast 500 Mill. Dollar bzw. 13 bis 15% der Erlöse pro Jahr für Forschung und Entwicklung aus und ist in 35 Ländern mit 11000 Mitarbeitern vertreten. Von den Angestellten sind gut ein Drittel im Bereich der Produktentwicklung tätig. Nach Unternehmensangaben entfallen 58% der Erlöse auf Software, Dienstleistungen und sonstige wiederkehrende Einnahmen.

Ergebnis deutlich gesteigert

Die hervorragende Performance der Aktie an der Börse ist nicht nur auf den allgemeinen Hype am amerikanischen Aktienmarkt zurückzuführen, sie liegt auch in den momentan hervorragenden Zahlen des Unternehmens begründet. Im zweiten Quartal hat das Unternehmen die Erlöse im Vorjahresvergleich um 29% auf 945,2 Mill. Dollar gesteigert. Allerdings wurde das Vergleichsergebnis des Vorjahres durch die Pandemie in Mitleidenschaft gezogen, die Erlöse waren damals um 14% gesunken und das Nettoergebnis sogar um 33%. In die Verlustzone ist Trimble während der Pandemie aber nicht geraten. Im zweiten Quartal 2021 hat sich das Nettoergebnis von zuvor 63,2 Mill. Dollar auf 138,9 Mill. Dollar mehr als verdoppelt. Für das Gesamtjahr 2021 werden vom Management nun Erlöse zwischen 3,55 und 3,65 Mrd. Dollar erwartet, was einen Anstieg um knapp 13 bis 16% bedeuten würde. Das Ergebnis je Aktie nach US-GAAP wird zwischen 1,53 und 1,71 Dollar prognostiziert, verglichen mit einem Vorjahreswert von 0,71 Dollar. Die Bruttomarge liegt derzeit bei 59% gegenüber 52% im Jahr 2010, die operative Marge bei 22,8% gegenüber 16,8%.

Anleger müssen sich fragen, inwieweit sich die positive Entwicklung des Unternehmens bereits im Aktienkurs widerspiegelt und ob sich weiteres Potenzial auftun könnte, das von den meisten Analysten noch nicht gesehen wird. Für Trimble könnte dies der aktuelle Hype um Weltraumaktien sein, obwohl das Unternehmen durch seine GPS-Technologien in diesem Bereich nur indirekt vertreten und somit eigentlich keine echte Weltraumaktie ist. Allerdings hat Cathie Wood, die bekannte amerikanische Investorin und Chefin des Assetmanagers Ark Invest, die Aktie in ihren Space Exploration and Innovation ETF aufgenommen, in dem sie mit 8,9% Gewichtung sogar die größte Einzelposition darstellt.

Langfristig positioniert

Wood ist dafür bekannt, sich langfristig zu positionieren, sie sucht nach Aktien, die eine Rendite von mehr als 15% pro Jahr über die kommende Dekade versprechen. Die Realisierung dieser Perspektive wird allerdings bei Trimble dadurch erschwert, dass die Aktie nach der Performance der vergangenen zwölf Monate gegenwärtig keinesfalls unterbewertet ist.