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Türkische Notenbank gewinnt Vertrauen zurück

Lira erholt sich deutlich - Euro fällt wegen italienischem Politik-Chaos auf tiefsten Stand seit November

Türkische Notenbank gewinnt Vertrauen zurück

sts Frankfurt – Mit einer an die EZB angelehnten Struktur ihrer Leitzinsen und einer deutlichen Anhebung des Refinanzierungssatzes hat die türkische Notenbank zum Wochenauftakt das Vertrauen der Marktakteure zunächst einmal wieder hergestellt. Euro und Dollar gaben jeweils rund 3 % gegenüber der Lira nach. Für einen Euro wurden zeitweilig nur noch 5,3087 Lira verlangt, nachdem kürzlich ein Rekordtief der türkischen Währung von 5,7608 Lira erreicht worden war. Der Dollar fiel am Montag auf 4,5540 Lira.Die türkische Währung war jüngst abgesackt, unter anderem weil Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan die Unabhängigkeit der Notenbank in Frage stellte. Mitte vergangener Woche sah sich die türkische Zentralbank zu einer Not-Zinsanhebung gezwungen, um die Lira zu stützen. Dies zeigte aber keine nachhaltige Wirkung. Marktakteure kritisierten, die Anhebung sei zu spät gekommen und zu gering ausgefallen.Auf derartige Kritik reagierte die Notenbank nun: Sie vereinfachte ihre bisher sehr unübersichtliche Geldpolitik, indem sie den zentralen Leitzins wechselte. Anstelle des zuletzt verwendeten Spätausleihungssatzes soll wieder der einstige Hauptzinssatz für einwöchiges Zentralbankgeld die Schlüsselrolle übernehmen. Er steigt damit zugleich von bisher 8,0 % auf 16,5 %. Das entspricht dem Niveau des zuletzt zen-tralen Spätausleihungssatzes. “Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, wenngleich auch eher ein symbolischer”, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Letztlich greife die Notenbank mit der Änderung wieder auf ihren einstigen Hauptleitzins zurück, der zuletzt aber keine Rolle mehr gespielt habe. Damit solle signalisiert werden, dass man die Leitzinsen tatsächlich, also nach altem Muster, anhebe und nicht unter Verwendung des eher ungewöhnlichen Spätausleihungssatzes.In dem neuen System sollen zwei weitere Leitzinssätze etwas ober- und unterhalb des neuen Schlüsselzinses liegen. Der Abstand der beiden Zinssätze beträgt jeweils 1,5 Prozentpunkte. Das System erinnert etwas an das der Europäischen Zentralbank (EZB).Unterdessen hat die politische Krise in Italien auch am Wert des Euro gekratzt. Die Gemeinschaftswährung fiel mit 1,1608 Dollar auf den tiefsten Stand seit Anfang November. Anleger beunruhigt es, dass das populistische Bündnis aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega sich abzeichnende Neuwahlen zu einem Referendum über die Mitgliedschaft des Landes in der Währungsunion machen und zur Durchsetzung ihrer Ziele eine Staatspleite und den Zusammenbruch des Bankensystems provozieren könnte. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass der italienische Anleihemarkt erst zusammenbrechen würde, wenn das Land auf Ramschstatus herabgestuft würde und die EZB dann ihre Bondkäufe einstellen müsste.