Ungarischer Forint fällt trotz Leitzinserhöhung
sts Frankfurt – Während die türkische Notenbank mit einer Straffung der Geldpolitik durch die Hintertür die Erholung der Lira unterstützt, hat die ungarische Zentralbank mit ihrer Zinserhöhung den Markt enttäuscht. Der Forint geriet daraufhin hinter Druck. Während die beiden europäischen Schwellenländerwährungen am Dienstag im Fokus des Währungsmarktgeschehens standen, handelte der Euro weiterhin kaum verändert bei 1,13 Dollar.Am Montag hatte die türkische Notenbank ihre standardmäßigen wöchentlichen Refinanzierungsgeschäfte für Geschäftsbanken vorläufig gestoppt. Kredite vergibt sie nur über andere, höher verzinste Instrumente. Experten bezeichnen dieses Vorgehen als Straffung der Geldpolitik durch die Hintertür, da der Leitzins unverändert bei 24 % bleibt. Am Dienstag verbilligte sich der Dollar um 2,2 % auf 5,4305 Lira und der Euro um 1,7 % auf 6,1735 Lira.Ende vergangener Woche war die Lira unter die Räder gekommen. Händler erklärten den Ausverkauf mit der wieder aufgeflammten Furcht, dass sich die diplomatischen Spannungen zwischen der Türkei und den USA verschärfen und die türkische Wirtschaft dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird. Als Reaktion auf den Lira-Absturz leitete die türkische Bankenaufsicht Ermittlungen gegen mehrere Banken wie das US-Institut J.P. Morgan wegen möglicher Kursmanipulationen ein. Außerdem drohte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, all jene, die auf einen Verfall der Lira wetteten, müssten dafür einen “sehr hohen Preis” zahlen. Wegen dieser Drohungen halten sich Akteure offenbar mit Lira-Verkäufen zurück, was allerdings eine Abwertung aufstaut, die sich eines Tages entladen kann.Der ungarische Forint stand hingegen unter Verkaufsdruck, obwohl die Notenbank in Budapest die Zinswende einleitete. Für einen Euro wurden mit 318,39 Forint 0,7 % mehr gezahlt. Die Währungshüter hoben den Einlagesatz auf -0,05 von -0,15 % an. Zugleich beließen sie den eigentlichen Leitzins bei 0,9 %. Händlern zufolge enttäuschte die Notenbank die Erwartungen der Marktakteure. Gouverneur Gyorgy Matolcsy betonte, dass es sich um eine einmalige Aktion handelte und nicht der Beginn eines Zinszyklus sei. “Es mag merkwürdig erscheinen, dass Matolcsy so die Wirkung seiner eigenen Zinsentscheidung wieder zunichtemacht. Es sei denn, er wollte gar nicht, dass der Forint aufwertet” urteilt die Commerzbank.