Marktausblick

Union Investment geht davon aus, dass der KI-Hype tragfähig ist

Niedrige Zinsen und ein anhaltend schwacher Dollar dürften den US-Aktienmarkt weiter auf Kurs halten.

Union Investment geht davon aus, dass der KI-Hype tragfähig ist

Union Investment glaubt an KI-Aktien

Niedrige Zinsen und schwacher Dollar dürften US-Börsen stützen

hei Frankfurt

Union Investment geht auch im kommenden Jahr von einem anhaltend positiven Umfeld für US-Aktien aus. Arne Rautenberg, Leiter Portfoliomanagement Aktien, erklärte beim Kapitalmarktdinner des Assetmanager den anhaltenden Rekordlauf der Indizes vor allem damit, dass die US-Wirtschaft insgesamt besser laufe als noch im April nach dem sogenannten Liberation Day befürchtet. „Besser als befürchtet ist eben gut genug“, befand der Experte. Zudem seien viele der zunächst verkündeten massiven Einfuhrzölle in den Folgemonaten durch verschiedene „Deals“ der Trump-Administration verringert worden. Sie seien für den Aktienmarkt überdies auch deshalb „kein so großes Problem“, weil viele Schwergewichte nicht auf einkommensschwache Konsumschichten angewiesen seien.

Blase bekommt Substanz

Dass die US-Wirtschaft nach den Schätzungen von Union Investment im laufenden Jahr doch noch 1,9% wachsen wird und im kommenden Jahr sogar noch auf 2,1% beschleunigen dürfte, führt der Manager maßgeblich auf die hohen Investitionen in KI und unterstützende Technologien zurück. Sie leisteten seit fünf Jahren einen rasch expandierenden Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP), der 2025 auf 1,3% von zuvor 0,8% gestiegen sein dürfte. Rautenberg geht davon aus, dass dieser KI-Hype auch in den kommenden Jahren noch anhalten wird. „Ja, das ist vielleicht eine Blase, aber sie kann demnächst auch gut durch Substanz gefüllt werden. Big Tech wird bei den Investitionen nicht nachlassen, denn niemand will aus dem KI-Rennen ausscheiden.“

Originäre KI-Player dominieren daher den Aktienmarkt, Unternehmen wie Microsoft, Alphabet, Meta, Nvidia führen die Liste der Kursgewinner im bisherigen Jahresverlauf mit Zuwächsen zwischen 23% und 35% an. Dagegen stehen Software-Unternehmen, also KI-Anwender wie Salesforce (-21%) oder Service Now (-11%) plötzlich auf der Verliererseite. Da bestehe die Sorge, dass die Software als „Intermediär“ durch KI überflüssig werden könnte. Auch bei SAP steht im Vergleich zu Jahresbeginn bis jetzt ein Kursverlust, wenn auch ein geringer von ca 2%.

Europäische Dividendentitel profitieren laut Rautenberg „bisher leider nur wenig“ vom KI-Hype wie überhaupt die durch Fiskalpakete wie die deutschen Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur ausgelösten Umschichtungen aus den USA nach Europa sich als kurzlebig erwiesen haben. Der Bewertungsabstand bleibe erheblich, was weiterhin an der unterschiedlichen Gewinndynamik liege. Im S&P lag das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis zuletzt bei 22 verglichen mit 14 im Stoxx 600.

Zölle haben kaum Auswirkungen

Das positive Umfeld für US-Aktien dürfte im kommenden Jahr auch durch niedrige Zinsen und einen weiter schwachen Dollar gestützt werden, – wobei die Dollarschwäche für europäische Anleger im Aktienmarkt naturgemäß von Nachteil ist. Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten, erwartet, dass sich die Inflation in den USA durch Zölle und ein verknapptes Arbeitsangebot (wegen Trumps Migrationspolitik) um die 3% einpendeln werde. Die Zinsen dürften dabei dennoch kaum steigen, denn die Fed lasse erkennen, dass sie gewillt sei, ein „Inflationsziel von 3% hinzunehmen“.

Unternehmensanleihen als neuer Sicherer Hafen

All das spreche dafür, „dass der Dollar weiter schwach bleibt“, was die Exportstärke und damit Gewinndynamik amerikanischer Unternehmen auch in der Breite stützen sollte. Anders als manche Unkenrufer rechnet Kopf nicht mit Turbulenzen am Anleihemarkt aufgrund einer ausufernden Staatsverschuldung der USA. Investoren würden regelmäßig nervös, „wenn die Zinszahlungen 5% des BIP übersteigen“. Davon seien die USA mit 3% noch weit entfernt, auch wenn mittelfristig Sorge angebracht sei.

Dennoch sind US-Staatsanleihen aus Kopfs Sicht im Begriff, ihren Status als „Sicherer Hafen“ zu verlieren. „Unternehmensanleihen sind der neue Sichere Hafen“, meint der Experte. Denn obwohl Trumps erratische Wirtschaftspolitik und der schwache Dollar europäische Staatsanleihen attraktiver machten, dürfte auch hier die Verschuldung vieler Staaten dazu führen, dass höhere Laufzeitprämien für Langläufer fällig werden. Das Segment Euro-denominierter Unternehmensanleihen sei dank guter Bonität attraktiv.