Union Investment

"Wir haben mehr Sicherheit und weniger Nebel"

Union Investment ist für das kommende Kapitalmarktjahr optimistisch. Viele Unsicherheiten seien aus dem Markt gewichen, auch wenn zwei Unwägbarkeiten blieben, hieß es auf der Risikomanagement-Konferenz der Fondsgesellschaft. Ein prominenter Gast goss derweil etwas Wasser in den Wein. 

"Wir haben mehr Sicherheit und weniger Nebel"

Risikomanagement-Konferenz

"Wir haben mehr Sicherheit"

Union Investment mit zuversichtlichem Kapitalmarktausblick – Aktien favorisierte Assetklasse

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Union Investment ist fürs kommende Kapitalmarktjahr optimistisch. Viele Unsicherheiten seien aus dem Markt gewichen, auch wenn zwei Unwägbarkeiten blieben. Favorisierte Anlageklasse der Fondsgesellschaft bleiben Aktien. Ein prominenter Panel-Gast goss etwas Wasser in den Wein.

Bei der 18. Risikomanagement-Konferenz von Union Investment hat die Fondsgesellschaft einen optimistischen Blick in die Zukunft gerichtet. Vorstandsmitglied André Haagmann erklärte einleitend: „Wir leben in einer Welt voller Krisen, und darum ist genau jetzt der Moment, um über Risikomanagement zu reden.“ Anschließend sollte es aber nicht nur um Risiken gehen, sondern auch „um Möglichkeiten für Ihre Kapitalanlage“.

In seinem Kapitalmarktausblick erwartet Union-Investment-Vorstand Frank Engels für das kommende Jahr „mehr Sicherheit und weniger Nebel“. Engels kon­zentrierte sich auf die vier Themenblöcke Geopolitik & US-Wahlen, Infrastrukturprogramme & KI, Wachstum & Arbeitsmarkt und Inflation & Geldpolitik.

Bleibende Unwägbarkeiten sieht Engels einerseits im Feld der Geopolitik. Angesichts der neuen Blockbildung zwischen dem Westen auf der einen und China auf der anderen Seite sorgen den Chief Investment Officer die großen Abhängigkeiten – gerade mit Blick auf Rohstoffe. Auf der Haben-Seite verbucht Engels dagegen eine wieder gewachsene Lieferkettensicherheit. Schocks auf Angebot- und Nachfrageseite hätten sich abgebaut, und auch die Energiepreise seien inzwischen wieder im Sinkflug: „Die Welt stellt sich schnell um“, so Engels.

Unsicherheiten durch US-Wahl

Bleibende Unsicherheiten drohten andererseits aus den USA. Neben der Thematik der stetig wachsenden Schulden blickt Engels besonders auf die US-Präsidentschaftswahlen, vor denen beide voraussichtlichen Kandidaten – Präsident Joe Biden und Herausforderer Donald Trump – relativ unbeliebt seien. Mit Trump könnte sogar ein zum Zeitpunkt der Wahl rechtskräftig verurteilter Kandidat zurück ins Amt drängen.

Große Veränderungen sieht Engels auch auf die Weltwirtschaft zukommen. Der Entwicklungsschub im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) träfe anders als bei vorherigen technischen Evolutionen White-Collar-Berufe. Angesichts knapper werdender Arbeitskräfte sei es aber „unheimlich wichtig, dass wir produktiver werden“. Substanzielle Produktivitätsfortschritte erhofft sich der Union-Investment-Mann speziell in daten­intensiven Branchen.

Mit Blick auf Wachstum und Arbeitsmarkt geht Union Investment davon aus, dass den USA nach dem Erreichen des Leitzinsgipfels eine sanfte Landung gelingt und eine Rezession vermieden ­werden kann. Der durch rekordhohe Beschäfti­gungsstände und rekordtiefe Arbeits­losenzahlen ausgelöste Lohndruck lasse langsam nach. Auch die Volatilität im Markt werde dank zurückgehender Inflation und dem Erreichen des Zinsgipfels abnehmen. Europa, das stärker von Exporten abhängig sei, tue sich etwas schwerer, sei aber auch auf keinem schlechten Weg. „Deutlich anders“ sei der Trend in China. Für das Reich der Mitte geht Union Investment von einem ein gutes Stück sinkenden BIP aus. Kritisch sieht Engels außerdem die Schuldentragfähigkeit der Staaten: „Wir haben enorm hohe Kapitaldefizite, die in den kommenden Jahren finanziert werden müssen.“ Grundsätzlich sieht der Fondsmanager aber wesentlich mehr Sicherheit bei Wachstum und Arbeitsmarkt.

Zuversichtliche Einschätzung zur Inflation

Optimistisch ist die Union Investment auch für den Bereich Inflation & Geldpolitik. In den USA fange neben dem nachlassenden allgemeinen Preisdruck inzwischen auch die Kerninflation an, deutlich abzunehmen. Engels geht daher nach einem schwachen Winterhalbjahr von einer konjunkturellen Erholung im Jahresverlauf aus. In Europa gehe die Kerninflation zwar langsamer zurück, dafür seien aber vor diesem Winter die Gasspeicher voll, und die Energiepreise sänken langsam aber stetig. All dies bedeute mehr Sicherheit und Planungssicherheit für die Kapitalmärkte. Für die EZB entstünden so ab dem Sommer wieder Handlungsspielräume, hofft Engels nicht zuletzt mit Blick auf Leitzinssenkungen.

Bei den einzelnen Anlageklassen favorisiert Union Investment für 2024 Aktien: „Wir glauben, dass Aktien die bestperformende Asset-Klasse bleiben“, erklärt Engels, der von Gewinnerwartungen um die 10% ausgeht. KI bleibe hier ein wichtiger Treiber. Entscheidend sei aber weiterhin „Selektion, Selektion, Selektion!“ Doch auch am Anleihemarkt sieht der Union-Investment-Mann Chancen: „Wir glauben, dass auf Unternehmensanleiheseite sehr gute Renditen zu verdienen sind.“ Am Hochzinsmarkt geht er von deutlichen Refinanzierungswellen mit entsprechend hohen Risikoprämien aus. Zeiten sinkender Inflation und Leitzinsen seien in der Regel die „beste Welt“ für Kapitalmarktanleger. Entsprechend blickt Engels auf ein herausforderndes, besonders aber chancenreiches Jahr 2024.

Ex-Bundesbankpräsident Weber widerspricht

Etwas Wasser in den Wein goss bei dem anschließenden Panel zu Inflation und Finanzmarktstabilität dann aber Ex-Bundesbankpräsident und UBS-Mann Axel Weber. Den steilen, konzertierten Anstieg der Leitzinsen kommentierte Weber mit „Die Geldpolitik hat zu spät, dann aber sehr entschlossen reagiert“. Die Hoffnung auf sinkende Zinsen, die Union Investment wie auch viele andere Marktakteure zumindest für das zweite Halbjahr 2024 hat, teilt er hingegen ganz und gar nicht. „Zinssenkungserwartungen halte ich für reines Wunschdenken.“