Bondmärkte

Unternehmen emittieren fleißig Anleihen

Der Markt der Euro-Anleihen wird derzeit stark beansprucht. Das erste Quartal war emissionsseitig eines der besten der vorigen zehn Jahre. Schuldscheine waren dagegen nicht so begehrt.

Unternehmen emittieren fleißig Anleihen

Einen guten Start in das Jahr 2024 hat der Markt für Euro-Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) erwischt, und die Perspektiven für den weiteren Jahresverlauf bezüglich der Emissionstätigkeit sind nach Einschätzung von Experten vielversprechend. Am Corporate-Bond-Primärmarkt für die in Euro denominierten Firmenanleihen gehörte das erste Vierteljahr 2024 gemessen am Platzierungsvolumen von mehr als 124 Mrd. Euro eher zu den stärkeren ersten drei Monaten der vergangenen zehn Jahre, so die Analysten der BayernLB in einer Studie. Im Januar habe das Emissionsvolumen 40 Mrd. Euro betragen. Trotz Berichtssaison seien im Februar 47 Mrd. Euro und im März 37 Mrd. Euro neu emittiert worden. „Das positive Marktsentiment trug nicht nur zu einem soliden Emissionsvolumen von Unternehmensanleihen bei, sondern brachte auch Hybrid- sowie High-Yield-Emissionen – wenn auch in dosierter Menge – zurück. Bei einem weiterhin intakten Bild aus einer sich nur langsam erholenden Wirtschaft und im zweiten Halbjahr anstehenden Zinssenkungen zeigten sich Spreads des iBoxx Non-Financials wenig verändert“, konstatieren die Experten der Landesbank. Die Kapitalmärkte würden aber anfällig bleiben für konjunkturelle und geopolitische Überraschungen.

Unternehmen emittieren fleißig Anleihen

BayernLB erwartet 2024 im Euro-Segment höheres Volumen als im Vorjahr – Schuldscheine sind auf dem Rückzug

Im Bereich der auf Euro lautenden Unternehmensbonds hat es einen sehr guten Jahresauftakt gegeben, das erste Quartal gehörte zu den stärksten der vergangenen zehn Jahre. Die BayernLB erwartet im weiteren Jahresverlauf eine rege Aktivität. Bei den Schuldscheinen gingen die Emissionen hingegen zurück.

Von Kai Johannsen, Frankfurt

Die BayernLB gibt für das Gesamtjahr hinsichtlich des Bruttoneuemissionsvolumens eine Prognose von etwa 335 Mrd. Euro ab – davon ca. 240 Mrd. Euro im Investment-Grade-Segment und 75 Mrd. Euro im High-Yield-Bereich sowie ca. 20 Mrd. Euro bei den Emissionen ohne Rating. Sollte diese in Aussicht gestellte Emissionstätigkeit tatsächlich erreicht werden, würde das Volumen des Vorjahres recht deutlich übertroffen werden. 2023 kamen nach Berechnungen der BayernLB Corporate Bonds im Euro-Bereich von 292 Mrd. Euro auf den Markt (2022: 259 Mrd. Euro, 2021: 403 Mrd. Euro). Die bisherige Emissionsbestmarke wurde im Euro-Unternehmensanleihemarkt 2020 aufgestellt, als Papiere für insgesamt 492 Mrd. Euro bei den Investoren untergebracht wurden.

Im Gegensatz zu den Unternehmensanleihen erlebte der Markt für Schuldscheindarlehen (SSDs) den schwächsten Start der vergangenen zehn Jahre. Das Volumen der im ersten Quartal dieses Jahres realisierten Schuldscheintransaktionen ist gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode deutlich auf 3,44 Mrd. Euro zurückgegangen und markierte damit das niedrigste Volumen der vergangenen zehn Jahre. Im Vorjahresquartal wurden noch SSDs von fast 6,5 Mrd. Euro platziert. „Grund ist nicht die nachlassende Attraktivität des Schuldscheins in der Unternehmensfinanzierung, sondern vielmehr die Zurückhaltung bei größeren Investitionen. Eingetrübte Konjunkturaussichten für dieses Jahr und eine immer schwerer kalkulierbare Wirtschafts- und Fiskalpolitik wirken sich zunehmend belastend auf die Planungssicherheit der Unternehmen aus“, so die Begründung der Experten von Capmarcon in einer Studie zu den Aktivitäten am Schuldscheinmarkt, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt. Capmarcon ist eine auf Nachhaltigkeitsmanagement und Unternehmensfinanzierung spezialisierte Beratungsgesellschaft. Das Unternehmen entwickelt Nachhaltigkeitsziele und -strategien, erstellt zugleich Rahmenwerke und wirkt unterstützend bei ESG-Ratings mit.

Weniger Debütanten

Weiter deutlich zurückgegangen sei im SSD-Markt die Bedeutung von Debüt-Emittenten, also von Unternehmen, die erstmals den Schuldschein zur Finanzierung nutzen. Deren Anteil am Volumen sei im Periodenvergleich von 12% auf 4% gefallen. Investoren würden sich im aktuellen Marktumfeld verstärkt auf bereits bekannte Unternehmen mit positiver Schuldscheinhistorie konzentrieren.

Wie in der Vergangenheit häufiger zu beobachten, dominierten auch im ersten Vierteljahr unter den schuldscheinbegebenden Adressen die Industrieunternehmen mit 69% des Volumens (vgl. Grafik). Überraschend aktiv sei jüngst die Bauwirtschaft gewesen. Begünstigend habe sich das vergleichsweise geringe Gesamtvolumen ausgewirkt, bei dem größere Einzeltransaktionen bereits nennenswerte prozentuale Anteile erreichten. Dritter Sektor von Relevanz seien Ver- und Entsorgungsunternehmen gewesen. Auffallend sei zuletzt die weitgehende Abwesenheit von Dienstleistungsunternehmen mit einem Anteil von ansonsten mindestens 15% gewesen. Hier hätten die geringere Kapitalintensität und die gegenüber der Industrie tendenziell schwächere Bonität eine Rolle gespielt. Hinzu komme der weitgehende Rückzug des Immobiliengewerbes, das allerdings wegen des Aspektes der nachhaltigen Ausrichtung von Gebäuden durchaus Investitionspotential besitze – sofern die Rahmenbedingungen stimmen würden.

Zu den Aussichten für den weiteren Jahresverlauf halten die Capmarcon-Experten fest: „Ohne spürbare Erholung der deutschen Volkswirtschaft mit einhergehendem Kapitalbedarf ist der Bedarf an Schuldscheindarlehen limitiert. Zudem ist die Anleihe ein gegenwärtig attraktives Konkurrenzprodukt.“

Vor diesem Hintergrund sei der Ausblick zu Jahresbeginn hinsichtlich eines Gesamtjahresvolumens von 21 bis 23 Mrd. Euro bei neuen Schuldscheinbegebungen wohl zu optimistisch gewesen. So dürfte das Volumen vermutlich deutlich unter 20 Mrd. Euro bleiben. Bei Tilgungsvolumina von mindestens 22,5 Mrd. Euro in den kommenden vier Jahren sollte das ausstehende Schuldscheinvolumen dann weiter schrumpfen – eine bislang ungekannte Entwicklung.

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