20. Risikomanagement-Konferenz

US-Überschuldung bereitet Sorgen

Bei der bereits 20. Risikomanagement-Konferenz wagt Union Investment einen Blick in die Zukunft. Viele Unsicherheiten bleiben auch im kommenden Jahr bestehen. Vorstand Frank Engels sieht aber auch einige Chancen.

US-Überschuldung bereitet Sorgen

US-Schulden bereiten Sorgen

Union Investment gibt Ausblick auf 2026 – Immobilien-Investments wieder interessant

Bei der bereits 20. Risikomanagement-Konferenz wagt Union Investment einen Blick in die Zukunft. Viele Unsicherheiten bleiben auch im kommenden Jahr bestehen. Vorstand Frank Engels sieht aber auch einige Chancen. Diese gäbe es weiter im KI-Bereich, aber auch wieder bei Immobilien.

Von Tobias Möllers, Mainz

Konstanten sind in diesen volatilen Zeiten wichtig für Investoren. Und so wenig Konstanten hat Frank Engels, Vorstand Portfoliomanagement bei Union Investment, in seinem Ausblick auf das kommende Kapitalmarktjahr gar nicht ausgemacht. US-Präsident Donald Trump dürfte die Märkte weiter bewegen – in die eine, wie in die andere Richtung. Das Thema KI dürfte Investoren erhalten bleiben und die Aktienmärkte antreiben. Hohe Rüstungsausgaben dürften sich auch 2026 fortsetzen. Die Schwäche des Dollars nach Einschätzung von Engels auch. Doch natürlich gibt es auch einige Unterschiede im Vergleich zum zu Ende gehenden Jahr.

Vorhersagen bestätigt

Bereits zum 20. Mal hat Union Investment in diesem Jahr die Risikomanagement-Konferenz ausgerichtet. 2006, im Jahr der Premiere der Veranstaltung, war die Welt noch eine andere. Der Dax hat in diesen 19 Jahren um satte 350% zugelegt. Auch die Assets under Management bei Union Investment haben sich in diesem Zeitraum von 153 Mrd. Euro auf 535 Mrd. Euro weit mehr als verdreifacht. Bevor Engels einen Blick nach vorn wagt, wirft er aber zunächst einen Blick zurück, um zu überprüfen, welche Vorhersagen aus dem vergangenen Jahr tatsächlich eingetroffen sind: Eine rückläufige Inflation, Leitzinssenkungen dies- wie jenseits des Atlantiks, eine US-Politik, die das Wachstum dämpft und Aktien, die auch im Jahr 2025 die präferierte Anlageklasse geblieben sind. Das alles sind Thesen, die sich bewahrheitet haben.

Zeit also, den Blick nach vorne zu richten. Engels erwartet auch im kommenden Jahr keinen Burgfrieden zwischen China und den USA. Der Großmächtewettbewerb werde weitergehen. Die USA kämpfen hier mit tarifären Hemmnissen, die Chinesen setzen auf nichttarifäre Hemmnisse wie Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden. Die jüngste Einigung im Zollstreit hat für den Union-Investment-Experten nur „temporären Charakter“. Ähnlich schätzt Engels den Shutdown in den USA ein. Zwar steuern Demokarten und Republikaner hier gerade auf ein Übereinkommen zu, doch auch dies dürfte nur ein Burgfrieden auf Zeit sein. Ende Januar könnte das ganze Theater dann wieder von vorne losgehen.

Moderates Wachstum

Die zweite Hypothese stellt Engels zum Thema „Wachstum, Inflation und Geldpolitik“ auf. Union Investment erwartet, dass das Wachstum in den USA leicht von 1,9 auf 2,1% zulegt und in Deutschland dank des Infrastrukturpakets deutlich stärker von 0,3 auf 1,2%. Chinas Wachstum werde sich dagegen von 4,7 auf 4,1% abschwächen. Daneben erwartet Engels laut seiner dritten Hypothese eine schleichende Aushöhlung der Unabhängigkeit der Fed. Diese werde im kommenden Jahr noch zweimal die Zinsen senken, obwohl die US-Inflation nicht zuletzt wegen Trumps Zöllen bei 3% und damit deutlich über den von den Notenbankern ausgerufenen 2% liegt. Dagegen werde die EZB die Leitzinsen im kommenden Jahr konstant halten. Im Fall der Fälle sieht der Union-Investment-Mann eher eine Erhöhung als eine weitere Zinssenkung. Insgesamt herrsche makroseitig eine relative Ruhe, mit „nicht zu viel und nicht zu wenig“ Wachstum.

Gleichzeitig, so Engels vierte Hypothese, bleibe die politische und fiskalische Unsicherheit aber hoch. Die Überschuldung der Industriestaaten, aber auch Trumps Zollpolitik würden dafür sorgen, dass Investoren nach staatsunabhängigen Anlagen suchen. Der „Debasement-Trade“ treibe Anleger weiter in sichere Assets. Gold und Bitcoin dürften damit weiter steigen, auch Silber und Kupfer seien weiter gefragt. Der Dollar bleibe auch 2026 schwach. Das gilt auch für den Ölpreis, hier gäbe es ein Überangebot und Lagerhöchststände. Sorgen macht Engels der massive negative Finanzierungssaldo der USA. „Es wird noch zwei bis drei Jahre dauern, dann wird der Kapitalmarkt die Überschuldung Amerikas spielen“, warnt der Experte. Zunehmend stehe auch der „Sichere-Hafen-Status“ von Staatsanleihen in Frage. Hier blickt Engels nicht nur auf die Vereinigten Staaten, sondern auch auf Frankreich. Die Gefahr einer Staatsschuldenkrise in Industrieländern steige insgesamt. Union Investment ist hier untergewichtet. Dagegen nähme die Attraktivität von Unternehmensanleihen und Covered Bonds zu. Auch Immobilen-Investments würden inzwischen wieder deutlich besser als Staatsanleihen rentieren. Büromarktrenditen lägen über Bundesanleiherenditen. Zumindest in Deutschland laufe die Korrektur aus. „Da beginnt ein neuer Zyklus“, so Engels. Dieser könne lange anhalten und sei ein „opportuner Zeitpunkt“ um Immobilien-Investments wieder in die Kaufliste aufzunehmen.

Wachstumsfaktor KI

Am Aktienmarkt sieht Engels, so Hypothese fünf, das „zweite Jahrzehnt der Tech-Aktien“. KI sei und bleibe nicht nur an den Kapitalmärkten, sondern auch in der Realwirtschaft ein Wachstumsfaktor. Sorge bereitet ihm gleichwohl die zunehmende Marktkonzentration. US-Unternehmen kommen im MSCI World inzwischen auf einen Rekordanteil von 71%. Zudem nähmen die gegenseitigen Verflechtungen im KI-Sektor weiter zu. Diese seien ein zusätzliches Investmentrisiko. Von der viel diskutierten Blase im Tech-Bereich will Engels dennoch nicht sprechen. Viel mehr sieht er punktuelle Übertreibungen. Manche Titel seien fundamental überbewertet. Umso wichtiger sei nun eine gezielte Selektion und Diversifikation und „eine sehr gute Analystenbrille“, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Dabei verbreitere sich der KI-Trend auf weitere Sektoren wie etwa Versorgung. Bleibt abzuwarten, wo Engels auch in diesem Jahr richtig liegt.