USA werden schon 2016 weltgrößter Ölförderer
ku Frankfurt – Die Vereinigten Staaten werden bereits in drei Jahren das größte Ölförderland der Welt sein und damit an Saudi-Arabien und Russland vorbeiziehen. Dies prognostizieren die Ökonomen der Internatonalen Energieagentur IEA in ihrem diesjährigen Weltenergieausblick. Damit würden die USA dem Ziel der Eigenversorgung näherkommen und ihre Abhängigkeit von den Lieferungen des Förderkartells Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) verringern.Bislang hatte die IEA erwartet, dass die USA erst 2017 die Spitzenposition übernehmen. Hinzu kommt, dass auch Brasilien seine Förderung von Leichtöl mit niedrigem Schwefelgehalt, das in Raffinerien leicht verarbeitet werden kann, ausbaut. Nur kurze BlütezeitNach der Einschätzung der IEA wird die Blütezeit der neuen US-Reserven aber nicht lange anhalten. Bereits ab dem Jahr 2020 soll die Förderung der Felder in Texas und North Dakota schon wieder sinken. Damit würden dann der Nahe Osten und die Opec ihre den Weltmarkt dominierende Stellung zurückgewinnen. Die Jahre bis 2020 würden durch ein hohes Angebot von Nicht-Opec-Öl gekennzeichnet. Ab circa 2025 werde dann das Angebot von außerhalb der Opec deutlich zurückgehen.Trotz des Ausbaus des Angebots sagen die Experten der Energieagentur keinen Preisrückgang voraus. Im Gegenteil: Sie erwarten, dass der Ölpreis unter Ausklammerung der Inflation bis 2035 auf 128 Dollar je Barrel steigt. Vor einem Jahr hatte die IEA einen Anstieg bis auf 125 Dollar vorausgesagt. Grund für den Preisanstieg sei, dass gerade dieser die teurere Förderung der unkonventionellen nordamerikanischen Reserven wie der Ölsände ermögliche. Blick auf die InvestitionenDie IEA geht indes nicht davon aus, dass es anderen Ländern gelingen wird, den Erfolg der USA bei der Erschließung unkonventioneller Quellen zu wiederholen. Mit Blick auf die Lage im Nahen Osten hat IEA-Chefvolkswirt Fatih Birol angemahnt, es sei von großer Bedeutung, dass die Länder des Nahen Ostens ihre Investitionen in die Erdölinfrastruktur auf hohem Niveau halten. Dies sei für die Versorgung erforderlich, da die Nachfrage nach zusätzlichem Öl vor allem aus Asien komme. Die Entwicklung bis zum Jahr 2020 gebe den Opec-Ländern aber möglicherweise das falsche Signal.Die IEA geht davon aus, dass der weltweite Ölverbrauch bis 2035 auf 101 Mill. Barrel pro Tag (bpd) steigen wird. Vor einem Jahr war die Energieagentur noch von einem Verbrauch im Jahr 2035 von 99,7 Mill. bpd. ausgegangen. Treiber für die gegenüber dem aktuellen Niveau zusätzliche Nachfrage von rund 14 Mill. bpd werde zunächst China, dann aber Indien sein, sagt die IEA voraus. Auch für die geografische Struktur des weltweiten Verbrauchs erwartet die Agentur weitreichende Änderungen. So werde China die Vereinigten Staaten als weltgrößter Verbraucher ungefähr im Jahr 2030 ablösen. Zeitgleich soll der Ölverbrauch im Nahen Osten selbst denjenigen Europas übersteigen. Hohe Opec-ProduktionDie Opec hat unterdessen mitgeteilt, dass ihre Förderung höher ist als die für das kommende Jahr erwartete Nachfrage nach Opec-Öl. Dies werde trotz der Tatsache der Fall sein, dass Saudi-Arabien seine Produktion bereits vom bisherigen Rekordniveau heruntergefahren hat. Das Kartell sagt für das kommende Jahr eine Nachfrage von 29,57 Mill. bpd. voraus. Derzeit fördern die Mitgliedsländer allerdings 29,89 Mill. bpd. Am Markt wird daher erwartet, dass die Lagerbestände der Opec steigen werden, auch wenn die Überschussförderung derzeit nicht so hoch sei wie vor einem Jahr. Am Dienstag war der Ölpreis der führenden Nordseesorte Brent am Abend mit 106,43 Dollar je Barrel gegenüber Vortag unverändert. Zunächst war die Notierung aber im Tagesverlauf über 107 Dollar geklettert. Am Markt macht man sich weiter Sorgen über die Produktionsausfälle in Libyen.