Vapiano hellt IPO-Stimmung auf

Beim erst zweiten Börsengang in Deutschland in diesem Jahr verteidigt die Aktie ihren ersten Kurs

Vapiano hellt IPO-Stimmung auf

So richtig Geschmack fanden Anleger am ersten Handelstag nicht an der Vapiano-Aktie. Doch immerhin verteidigte sie auf dem Börsenparkett zum Xetra-Schluss ihren ersten Kurs. Damit dürfte der Weg für Delivery Hero am Freitag geebnet sein.sts Frankfurt – Beim traditionellen Läuten der Börsenglocke auf dem Frankfurter Parkett konnte das Vapiano-Management am Dienstagmorgen noch strahlen. Denn der erste Aktienkurs des Börsenneulings stand bei 23,95 Euro und damit 95 Cent über dem Ausgabepreis. Der restliche Handelstag forderte jedoch Nerven, denn die Aktien der Restaurantkette legten eine Berg-und-Tal-Fahrt hin, bei der sie zeitweilig unter den Ausgabepreis sanken und bis auf 22,52 Euro fielen. Am Abend bei Xetra-Handelsschluss konnten jedoch alle am Börsengang Beteiligten aufatmen. Die Aktie beendete ihren ersten Börsentag sogar auf einem Höchststand von 24,10 Euro. Oft stützen Emissionsbanken den Kurs in den ersten Handelstagen.Der Emissionspreis von 23 Euro lag im unteren Bereich der Preisspanne, die von 21 bis 27 Euro reichte. Dennoch soll die Emission, die von Barclays, Jefferies und Berenberg begleitet wurde, vierfach überzeichnet gewesen sein. Dies wäre sehr viel für einen deutschen Börsengang. Im vorbörslichen Graumarkt war die Aktie teilweise mit 26 Euro gehandelt worden. Die Kette mit 185 auf Pizza, Nudeln und Salat spezialisierten Selbstbedienungsrestaurants wurde zum Ausgabepreis mit 553 Mill. Euro bewertet. Vapiano sammelt mit seinem Börsengang bis zu 184 Mill. Euro ein, dem Unternehmen selbst fließen 85 Mill. Euro zu. Mit 10 Mill. will Vorstandschef Jochen Halfmann ein Gesellschafterdarlehen tilgen, der Rest geht in den Ausbau des Filialnetzes. “Das Geld reicht, um bis 2020 wie geplant auf 330 Restaurants zu kommen”, sagte Halfmann. Ein Drittel StreubesitzNach dem Börsengang befinden sich 32 % der Vapiano-Aktien im Streubesitz. Mit einer Streubesitz-Marktkapitalisierung von somit rund 175 Mill. Euro – gemessen am Ausgabepreis – dürfte Vapiano ein Kandidat für eine Mitgliedschaft in einem der kleineren Auswahlindizes der Deutschen Börse werden. Wie schnell dies geht, wird aber auch vom Handelsumsatz mit der Aktie abhängen.Nach dem Initial Public Offering (IPO) mit der Ausgabe neuer Aktien schrumpft der Anteil der Altgesellschafter. Firmengründer Gregor Gerlach, der bisher 30 % hielt, kommt nach dem Börsengang noch auf 17,4 %, die Wella-Erben Hans-Joachim und Gisa Sander erreichen 11,2 % (vorher 25 %). Sie haben einen Teil ihrer Aktien verkauft – im Gegensatz zur Vermögensverwaltung der ehemaligen Tchibo-Eigentümer Günter und Daniela Herz (vorher 44 %), die beim Börsengang sogar noch zukaufen wollten.Vapiano wurde 2002 in Hamburg gegründet und hat seinen Firmensitz in Bonn. Ähnlich wie beim Schuh- und Textilhändler Zalando handelt es sich damit um ein recht junges Unternehmen, das von seinen Gründern und Wachstumsfinanzierern an die Börse gebracht wurde. In der jüngeren Vergangenheit kamen in Deutschland vielfach Unternehmen aus dem Portfolio von Finanzinvestoren an die Börse. Delivery Hero folgtDer Vapiano-Börsengang hellt ein wenig die maue IPO-Bilanz im ersten Quartal in Deutschland auf. Bislang war nur der Elektromotoren-Hersteller Aumann neu aufs Börsenparkett gekommen. “Vielleicht öffnen wir die Türen für andere Börsengänge aus dem Gastronomiesektor”, sagte Vapiano-Chef Halfmann. Schon am Freitag nämlich dürfte sich die deutsche IPO-Bilanz weiter aufhellen. Der Essenslieferdienst Delivery Hero mit den Marken “Lieferheld”, “Foodora” und “Pizza.de” will sein Debüt an der Börse in Frankfurt geben. Jost hat es eiligDie Nachfrage ist offenbar groß. Die institutionellen Investoren seien informiert worden, dass die Aktien in der oberen Hälfte der Preisspanne zugeteilt würden, also zwischen 23,75 und 25,50 Euro, sagten zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Delivery Hero und seinen Altaktionären um den Start-up-Investor Rocket Internet sind damit Einnahmen von mindestens 927 Mill. Euro sicher. Die Aktien können offiziell noch heute gezeichnet werden, aber offenbar wurden schon seit gestern Abend keine Aufträge mehr angenommen.Außerdem ist für Freitag die Erstnotiz des Wohnimmobilien-Entwicklers Noratis im neuen Wachstumssegment Scale geplant. Das Unternehmen strebt bisherigen Berichten zufolge einen Erlös bis zu 43 Mill. Euro an. Ansonsten befindet sich in der deutschen Emissionspipeline derzeit noch der Lkw-Zulieferer Jost-Werke aus dem Besitz des Finanzinvestors Cinven, der noch vor der Sommerpause an die Börse streben könnte. Hier wird ein Emissionserlös von 130 Mill. Euro erwartet. Damit sollen Altschulden getilgt werden.