VÖB erwartet 2026 höhere Bundrenditen am langen Ende
VÖB erwartet 2026 höhere Bundrenditen am langen Ende
VÖB sieht höhere Renditen
Kapitalmarktexperten: Mehr staatliche Bondemissionen treffen auf nachlassende Nachfrage
Die Kapitalmarktexperten des VÖB erwarten für 2026 steigende Renditen bei den Bundesanleihen. Im Zehnjährigen-Bereich sollte es bis auf 3% gehen, so die Prognose. Die höheren Anleiheemissionen treffen am Markt auf eine geringer werdende Nachfrage seitens der Investoren.
kjo Frankfurt
Die Kapitalmarktexperten des Bundesverbandes öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) rechnen im kommenden Jahr mit steigenden Renditen bei den länger laufenden Bundesanleihen, also bei zehn und mehr Jahren Laufzeit. Der Anstieg sollte aber moderat ausfallen. Bei der zehnjährigen Bundrendite gehen die Zinsexperten des VÖB von einem Anstieg auf um die 3% in den nächsten zwölf Monaten von derzeit um die 2,74% aus (vgl. Tabelle). Diese Prognose gaben die VÖB-Mitgliedsinstitute anlässlich der halbjährlichen Kapitalmarktprognosekonferenz ab. Daran beteiligten sich die Häuser BayernLB, Helaba, Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Nord/LB.
Ein anfälliges Inflationsumfeld in Verbindung mit steigender Staatsverschuldung spricht laut Ulf Krauss, Director Capital Markets Research & Economics bei der Helaba, für eine tendenziell steilere Zinsstrukturkurve. „Die Regierungen werden es schwerer haben, eine günstige langfristige Kapitalmarktfinanzierung zu erhalten. Immer mehr Emissionen von Staaten treffen auf eine vor allem bei längeren Laufzeiten zurückhaltende Nachfrage“, sagt Krauss. Im Blick hat er auch die gesetzliche Änderung des niederländischen Systems für Pensionsfonds. Infolgedessen wird es von dieser Anlegerseite voraussichtlich eine nachlassende Nachfrage nach langlaufenden Staatsanleihen aus der Eurozone geben. Ab 2026 greift die Reform, für Krauss werden diese Anleger dann einen schrittweisen Rückzug aus Staatsanleihen antreten und vermutlich mehr Aktien kaufen.
Kurve wird steiler
In den USA sieht sein Kollege Manfred Bucher, Senior Analyst für Aktien- und Zinsstrategie bei der BayernLB, die Staatsverschuldung weiter auf einem hohen Niveau. Tendenziell geht Bucher von einer sinkenden Nachfrage nach US-Staatsanleihen von ausländischen Investoren aus. Das war auch schon in diesem Jahr im Zuge des von US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochenen Handelskrieges immer wieder zu beobachten. Für Bucher könnte auch das Vertrauen in den Dollar im kommenden Jahr weiter schwinden. Die VÖB-Experten erwarten, dass es auch am US-Treasury-Markt 2026 eine deutlichere Versteilerung der Zinsstrukturkurve geben wird, d.h. kurzfristige Renditen fallen, und die langfristigen, d.h. zehnjährigen US-Treasuries, bleiben durch das hohe Haushaltsdefizit sowie das Inflationsumfeld belastet. Mit Blick auf die Fed seien am Markt derzeit rund vier Zinssenkungen bis Ende 2026 eingepreist. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht Bucher dagegen erstmal eine längere Zinspause auf die Märkte zukommen. Die europäischen Währungshüter dürften nach Ansicht der VÖB-Experten die Leitzinsen in einem soliden Konjunkturumfeld stabil halten. Nur Bucher erwartet in der zweiten Jahreshälfte 2026 eine leichte Anpassung der Leitzinsen nach oben.
Bucher geht am US-Staatsanleihemarkt von einer deutlichen Versteilerung der Zinskurve aus. Zweijährige US-Renditen dürften nach einer anfänglichen Seitwärtsphase ihren Abwärtstrend im Zuge der ab Juni erwarteten Fed-Zinssenkungen wieder aufnehmen. Zehnjährige US-Treasury-Renditen bleiben für Bucher vom anhaltend hohen US-Haushaltsdefizit und dem damit hohen Treasury-Angebot belastet. Außerdem dürfte die angegriffene Unabhängigkeit der Fed bei langen Laufzeiten für erhöhte Risiko- bzw. Inflationsprämien sorgen. Für die zehnjährige US-Staatsanleiherendite prognostiziert er einen Anstieg auf 4,4% bis zum Jahresende. Aktuell rentieren die zehnjährigen US-Staatspapiere mit 4,05%.
Für das kommende Jahr erwarten die VÖB-Experten eine Fortsetzung des moderaten Wachstums der Weltwirtschaft, belastet durch US-Zölle und anhaltende geopolitische Unsicherheiten. In den Schwellenländern liege das Wachstum weiterhin deutlich über dem der Industrieländer. In den USA wirke der Government Shutdown zum Ende dieses Jahres als kurzzeitiger Wachstumsdämpfer. Die US-Arbeitsmarktdynamik nehme 2026 langsam ab, ohne dass ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten sei. Das BIP-Wachstum – so die Prognose der Zinsexperten – dürfte im kommenden Jahr im Bereich zwischen 1,5% und 2,0% liegen.
In der Eurozone könnte sich 2026 nach einem von Handelskonflikten geprägten Jahr ihrer Ansicht nach wieder Stabilität einstellen. Sie verweisen auf die steigenden Frühindikatoren und einen fiskalpolitisch lockeren Kurs. Dies lasse ein Wachstum von 1,2% bis 1,5% erwarten. Das Wachstum in Deutschland dürfte den Experten zufolge in einer ähnlichen Größenordnung liegen. Fiskalische Impulse und private Konsumausgaben würden stimulierend wirken.
