Vor einem neuen Wachstumsjahr

Frankreichs Aktienmarkt mit guten Perspektiven - CAC 40 werden bis zu 6 000 Punkte zugetraut

Vor einem neuen Wachstumsjahr

Experten trauen dem CAC 40 einen Anstieg auf bis zu 6 000 Punkte bis Ende des Jahres zu. Angesichts der in den letzten Monaten stark gesunkenen Volatilität sind die Voraussetzungen für Börsengänge günstig. 2017 gab es jedoch nur 22 IPOs in Paris.wü Paris – Der französische Aktienmarkt dürfte 2018 nach Ansicht von Experten das vierte Wachstumsjahr in Folge verbuchen. Nachdem im ersten Halbjahr 2017 vor allem der Präsidentschaftswahlkampf die Börse von Paris beeinflusste, konnte der CAC 40 in dem von einer sehr geringen Volatilität geprägten Gesamtjahr 9,3 % auf 5 312,6 Punkte zulegen. Obwohl der französische Leitindex seit dem 1. Januar erneut um fast 4 % nach oben geklettert ist, notiert er im Gegensatz zum Dax noch immer unter seinem Vorkrisenniveau. Auch fiel sein Anstieg 2017 im Vergleich zum Dax niedriger aus.Die Aktienstrategen von Société Générale erwarten, dass er bis Ende des Jahres auf 5 500 Punkte steigen wird, während optimistischere Experten ihm sogar 5 900 bis 6 000 Punkte zutrauen. 2018 könnten wieder mehr Privatanleger an der Börse von Paris investieren, weil die neue Regierung von Präsident Emmanuel Macron jetzt Investitionen in börsennotierte Unternehmen fördert.Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15 für 2018 sind die CAC-40-Werte im Vergleich zu amerikanischen Aktien immer noch günstiger. Die Strategen von Société Générale Cross Asset Research bevorzugen in Europa deutsche und französische Werte. Mögliche politische Risiken in diesem Jahr wie die Katalonien-Krise in Spanien, die Wahlen in Italien und die Brexit-Folgen spiegeln sich in der Zusammensetzung ihrer SG Premium List wider, wo sich neben sechs französischen drei deutsche Werte sowie jeweils ein niederländisches, schweizerisches, irisches und britisches Unternehmen finden.Wegen der Aussichten auf ein anhaltendes globales Wirtschaftswachstum sowie auf eine restriktivere Geldpolitik und der damit verbundenen Unterstützung von Anleiherenditen haben die Société-Générale-Strategen mit Axa und Crédit Agricole zwei französische Finanztitel auf die Premium List genommen. Dem mit einem KGV von 9,74 für 2018 günstig bewerteten Versicherer trauen sie einen Kursanstieg bis auf 29,50 Euro zu. Die drittgrößte börsennotierte Bank wird auch von HSBC zum Kauf empfohlen, mit einem Kursziel von 18 Euro.Der Rückgang der Arbeitslosigkeit und der Anstieg des Verbrauchervertrauens wiederum dürften die Nachfrage im Automobil- und Hotelsektor ankurbeln, meint Société Générale. Sie empfiehlt deshalb Renault und Accor Hotels und glaubt, dass Publicis von diesem Trend ebenfalls profitieren dürfte. Um von der Nachfrage der Schwellenländer zu profitieren, raten die Analysten bei unterbewerteten Titeln aus dem Rohstoffsektor zu Total.Aktienstratege Andrew Garthwaite von Credit Suisse glaubt dagegen, dass die technologischen Umwälzungen auch in diesem Jahr der wichtigste Anlagetrend bleiben, da Investoren seiner Ansicht nach unterschätzen, wie schnell die wachsende Bedeutung von Smartphones, Big Data, 3-D-Druck und Robotern alles verändern wird. Entsprechend leiden dürften die diesen Umwälzungen am stärksten ausgesetzten Unternehmen an der Börse, glaubt er. Dagegen dürften davon verschonte Unternehmen wie LVMH oder Firmen, die von den Umwälzungen profitieren, höher bewertet werden. Garthwaite bevorzugt auch Konzerne, denen die europäische Binnennachfrage nützt, nichtamerikanische Rüstungsunternehmen sowie Werte aus dem Bau- und Freizeitsektor. Dazu gehören Capgemini, Legrand, Bouygues, Thales, Dassault Aviation, Airbus, Vinci, Schneider Electric und Vivendi. Luxusgüter-Aktien legen zuIm letzten Jahr zumindest war bei den Gewinnern und Verlierern der Börse in Paris kein klarer Branchentrend zu erkennen. Innerhalb des CAC 40 verbuchten die Luxusgüterhersteller Kering und LVMH mit einem Plus von 84,3 % und 35,3 % die größten Zuwächse. Im SBF 120 legte Air France-KLM mit einem Plus von 162,5 % am stärksten zu. Dagegen wurden Carrefour und Technicolor nach Gewinnwarnungen stark abgestraft. Der im CAC 40 notierte Einzelhändler büßte 21,2 % ein, Technicolor im SBF 120 verlor 44,2 %.Wie bereits in den Vorjahren führten 2017 Total, Sanofi und BNP Paribas die von dem auf Finanzaktualität spezialisierten Monatsbrief Lettre Vernimmen auch unter Berücksichtigung von Aktienrückkäufen erstellte Liste der an der Börse von Paris notierten Unternehmen an, die die höchsten Dividenden ausgeschüttet haben. So zahlte Total 6 Mrd. Euro, Sanofi 5,66 Mrd. Euro und BNP 3,37 Mrd. Euro. Mit 22 Börsengängen fiel das letzte Jahr an der Börse von Paris ähnlich wie 2016 aus, lag jedoch damit erneut deutlich unter dem Niveau der letzten zehn Jahre, in denen es dort im Schnitt 31 IPOs gab. Allerdings brachten die Börsengänge 2017 mit 2,4 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr die doppelte Summe ein.Da sich die Volatilität gerade in den letzten Monaten stark verringert hat, sind die Voraussetzungen für Börsengänge in diesem Jahr weiterhin gut, meinen Experten. Zu den möglichen Kandidaten gehören der Automobilzulieferer Novares, der Glasverpackungsspezialist Verallia und die Optikerkette Alain Afflelou. Zudem will Präsident Macron staatliche Beteiligungen verkaufen, um einen 10 Mrd. Euro schweren Innovationsfonds zu finanzieren. Deshalb wird seit längerem spekuliert, dass er die Lottogesellschaft Française des Jeux an die Börse bringen könnte.