Wachstum toppt Euro-Stärke
dm Frankfurt – Der Blue-Chip-Index Dax ist am Dienstag um 0,5 % auf 12 264,3 Punkte gestiegen, der Eurozone-Benchmark Euro Stoxx 50 um 0,7 % auf 3 477 Zähler. Rückenwind kam vom Ifo-Geschäftsklimaindex, der im Juli um 0,8 Punkte auf den Rekordwert von 116 Punkten gestiegen ist, während Ökonomen einen leichten Rückgang auf 114,9 Zähler prognostiziert hatten. Dies deutet auf ein höheres Wirtschaftswachstum hin als gemeinhin antizipiert. Diese zuversichtliche Einschätzung überwog am Markt Befürchtungen, wonach die anhaltende Stärke der europäischen Gemeinschaftswährung das Gewinnwachstum europäischer Unternehmen ausbremst. Der Euro zog gegenüber dem Greenback vor der US-Leitzinsentscheidung am Mittwoch weiter zeitweise bis auf über 1,17 an. Laut der US-Investmentbank Goldman Sachs dürfte das weltweit robuste Wirtschaftswachstum die Nachteile, die europäischen Unternehmen aus der Euro-Stärke entstehen, mehr als aufwiegen. Damit bestehe bis zum Ende diesen Jahres noch Aufholpotenzial von europäischen Titeln gegenüber US-Werten.Unter den Dax-Papieren mauserten sich Commerzbank mit einem Plus von 2,5 % auf 10,82 Euro zum Kursspitzenreiter. Die Aktie der Deutschen Börse gewann um 2,4 % auf 16,40 Euro. Marktteilnehmer verwiesen in diesem Zusammenhang auch auf leicht steigende Renditen am Anleihenmarkt. Im Nebenwerteindex MDax machten die Anteilsscheine des Versicherungskonzerns Talanx einen Sprung von 7,1 % auf 35,10 Euro. Vom Unternehmen selbst gab es keine Meldung, am Markt wurde deshalb als Erklärung für die auffällige Kursbewegung auf eine Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank mit einem Kursziel von 38 Euro verwiesen. Bis 10 Mrd. Euro SchadenZu den Nachzüglern zählten im Dax einmal mehr die Autowerte. Die Nord/LB hält ein substanzielles Strafgeld wegen Kartellabsprachen für möglich. “Die Summe der Strafzahlungen für alle deutschen Pkw-Hersteller für das jüngste Kartell könnte sich im Bereich von 3 Mrd. bis 5 Mrd. Euro bewegen”, so die Nord/LB in einer Kurzeinschätzung. Zusammen mit möglichen Schadenersatzforderungen von Autozulieferern und Autokäufern sowie inklusive eines Imageschadens könne der Schaden für die Autoproduzenten sogar 10 Mrd. Euro übersteigen. Angesichts eines kumulierten operativen Ergebnisses von über 200 Mrd. Euro in den vergangenen zehn Jahren sei sollte dies aber “relativ leicht” zu verkraften sein. Daimler hat als erster der drei genannten Konzerne laut “Süddeutscher Zeitung” zuerst bei der Kartellbehörde angezeigt. Volkswagen-Vorzüge fielen um 1,3 % auf 134,05 Euro. BMW erholten sich aber von anfänglichen Verlusten und gingen mit 79,43 Euro um 0,6 % höher aus dem Handel, während Daimler 0,2 % auf 61,06 Euro stiegen.Covestro verloren 0,9 % auf 64,71 Euro. Das Spezialchemieunternehmen hat im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres dank eines besseren Ergebnis im zyklischen Polyurethan-Geschäfts mehr verdient, als Analysten erwartet hatten. Allerdings sei die Marge nicht zu halten, meint etwa Goldman Sachs – eine Einschätzung, die auch Investoren teilten. Henkel stiegen um 0,4 % auf 118,50 Euro. Die US-Investmentbank Jefferies empfiehlt den Titel mit Kursziel 150 Euro zum Kauf. Das starke Klebstoff-Geschäft sei der wichtigste Kurstreiber für den deutschen Konsumgüterhersteller, heißt es in der Einschätzung.Die Aktionäre des Mobilfunkanbieters Drillisch (+ 0,6 % auf 56,43 Euro) haben der mehrheitlichen Übernahme durch United Internet (+ 1,6 % auf 50,93 Euro) auf einer außerordentlichen Hauptversammlung zugestimmt. Damit steigt der Anteil von United Internet an Drillisch auf 73,11 % (zuvor 31 %). Die Zustimmung zur Kapitalerhöhung betrug 97,85 % der vertretenen Stimmen.