Zwei Jahre Ukraine-Krieg

Warum der EU-Gaspreis so niedrig ist

Der Ukraine-Krieg hat vor genau zwei Jahren begonnen. Zur befürchteten Verteuerung von Erdgas kommt es zumindest aktuell nicht mehr.

Warum der EU-Gaspreis so niedrig ist

Warum der EU-Gaspreis so niedrig ist

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Der Ukraine-Krieg hat vor zwei Jahren begonnen. Zur befürchteten Erdgas-Verteuerung kommt es aktuell nicht mehr.

Vor genau zwei Jahren begann der Ukraine-Krieg und es wurde allgemein damit gerechnet, dass die EU-Erdgaspreise deutlich und auch dauerhaft steigen. Zwar gab es zwischenzeitlich bekanntlich Gaspreisrekorde. Inzwischen ist der Preis am europäischen Spotmarkt aber unter 23 Euro je Megawattstunde gefallen, damit auf ein Dreijahrestief.

Dafür gibt es mehrere Gründe. So ist die Nachfrage beispielsweise in Deutschland deutlich gefallen. Im relativ kalten Januar lag der Verbrauch laut Bundesnetzagentur um immerhin 6,7% unter dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021, im September und Oktober 2023 sogar um rund ein Viertel darunter. Die Einsparungen betreffen gleichmäßig die privaten Haushalte und Gewerbekunden mit 60% Anteil am Verbrauch und die Industrie mit etwa 40% Anteil. Hier wirken sich das milde Winterwetter, Kaufkraftverluste, die schwache Konjunktur und die fortschreitende Deindustrialisierung Deutschlands aus.

Aktuell kann von einem üppigen Angebot gesprochen werden. Inzwischen sind die USA laut EU-Zahlen nach Norwegen zum zweitwichtigsten Lieferanten Europas aufgestiegen, die 2022/23 laut IEEFA-Daten aus der EU hohe Zahlungen von 75 Mrd. Dollar erhielten. Zu der guten Versorgungslage trägt allerdings auch bei, dass die EU nach wie vor in Russland kauft. 2022/23 wurden so rund 23,8 Mrd. Euro allein für LNG-Flüssiggas an Russland gezahlt, das nach Kommissionsangaben 15% des in der EU verbrauchten Erdgases beisteuert.

Der aktuell niedrige Gaspreis sollte die Verbraucher aber nicht in falscher Sicherheit wiegen. Geopolitische Risiken könnten für einen Wiederanstieg sorgen, ebenso wie langfristig auch das von der Biden-Administration verhängte Verbot der Genehmigung neuer LNG-Exportterminals.

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