GastbeitragAnlagethema im Brennpunkt (333)

Was aktuell für Dividendenstrategien spricht

Die wirtschaftlichen Aussichten sind unsicherer, als es die Märkte derzeit implizieren. In diesem schwierigeren Umfeld wird das Risikomanagement für Anleger wichtiger werden.

Was aktuell für Dividendenstrategien spricht

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (333)

Was aktuell für Dividendenstrategien spricht

Die Märkte geben derzeit ein paradoxes Bild ab: Trotz diverser Sorgen um die Konjunktur eilen diverse Indizes von Rekord zu Rekord. Gleichzeitig neigt sich der aktuelle Zinszyklus dem Ende zu und die Frage ist, was überwiegt: die Euphorie oder die wirtschaftliche Realität? Schließlich machen sich unerwünschte Nebenwirkungen der restriktiven Geldpolitik bemerkbar. Zu beobachten ist dies besonders gut in den USA bei den strauchelnden Regionalbanken oder dem angeschlagenen Gewerbeimmobiliensektor. Chinas künftige wirtschaftliche Entwicklung bleibt fraglich, und Wahlen werfen ihre Schatten voraus.

Die wirtschaftlichen Aussichten sind unsicherer, als es die Märkte derzeit implizieren. Es ist davon auszugehen, dass die Volatilität langfristig hoch bleiben wird, was zu kürzeren, volatileren Konjunkturzyklen führt, in denen das Wachstum und die Anlagerenditen niedriger sind. In diesem schwierigeren Umfeld wird das Risikomanagement für Anleger wichtiger werden. Sie werden sich an ein Umfeld anpassen müssen, das sich vom Bullenmarkt der Niedrigzinsphase unterscheidet. Die Beta-Drawdowns werden häufiger kommen und sie werden heftiger.

Wenn das wirtschaftliche Umfeld schwieriger wird, müssen Anleger härter für langfristig positive Renditen arbeiten. Sie brauchen asymmetrische Risikoprofile, die mehr Renditechancen als -verluste bieten. Eine der wichtigsten Eigenschaften, die Vermögensallokation bieten sollte, sind verlässliche, widerstandsfähige Renditen über den gesamten Anlagezyklus hinweg. Folglich haben Strategien, die sich auf Qualität und Ertrag konzentrieren, das Potenzial, ebendies zu erreichen: stabile, robuste Renditen. Das heißt nicht, dass dieser Ansatz in wachstumsstarken oder durch politische Anreize getriebenen Bullenmärkten per se am besten abschneidet. Aber das Gegenteil trifft zu: In einem schwierigeren Umfeld, in dem das Wachstum langsam ausfällt oder die Geldpolitik antizyklisch auftritt, sind positive Renditen gut möglich.

Langfristig machen Erträge einen erheblichen Teil der Gesamtrendite einer Aktie aus – insbesondere bei Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen und nachhaltigen Dividendenzahlungen. Unternehmen mit einer starken Dividendenhistorie weisen zudem eine langfristige Performance aus, die in der Regel über dem Marktdurchschnitt liegt. Außerdem sind ihre Aktienkurse weniger volatil. Doch nicht jede hohe Dividendenzahlung bedeutet zwangsläufig, dass das Unternehmen auch wirklich gesund ist und vielversprechende Aussichten bietet. Ein wichtiger Faktor sind vor allem starke, anhaltende und stabile Cashflows. Mit diesem Anforderungsprofil landet man fast automatisch bei Unternehmen mit defensiveren Renditeprofilen. Bei der Produktauswahl sollte besonders darauf geachtet werden, eine zu starke Branchenkonzentration zu vermeiden. Die meisten Dividendenstrategien tendieren aus den genannten Gründen dazu, Versorger oder Telekommunikationsunternehmen überzugewichten, während Technologie und andere ertragsschwache Sektoren untergewichtet werden. Anleger sollten daher nach einem kostengünstigen, transparenten und leicht verständlichen Investmentfonds suchen, der derartige Marktrisiken ausschließt. Dann sind die Anleger gut aufgestellt – selbst wenn die Märkte wieder stürmisch werden.

Stefan Kuhn

Head of ETF Distribution Europe bei Fidelity International