Fünfjahresausblick

Was Anleger bis 2030 erwartet

Der Assetmanager Robeco sieht in den nächsten fünf Jahren einige Probleme auf die USA zukommen. Chancen sehen die Niederländer bei Emerging Markets, allerdings nicht bei allen.

Was Anleger bis 2030 erwartet

Was Anleger bis 2030 erwartet

Fünfjahresausblick von Robeco warnt vor KI-Überschätzung – Emerging Markets interessant

Der Assetmanager Robeco erwartet für die Märkte in den kommenden fünf Jahren eine „fragile Renaissance“. Gerade auf die USA sieht der Vermögensverwalter einige Probleme zukommen. Chancen sehen die Niederländer in den Schwellenländern, wenngleich nicht in allen. Anleger sollten die Erwartungen an KI nicht zu hoch schrauben.

tom Frankfurt
Von Tobias Möllers, Frankfurt

Der Assetmanager Robeco zeichnet für die kommenden fünf Jahre ein durchwachsenes Bild der Märkte. Die Chancen und Risiken, die schon heute bestehen, dürften nach Einschätzung der Niederländer auch in den Jahren 2026 bis 2030 bestehen bleiben. Robeco erwartet ein „widersprüchliches wirtschaftliches Umfeld, in dem technologische Durchbrüche – vor allem in der künstlichen Intelligenz (KI) – mit strukturellen makroökonomischen Herausforderungen und geopolitischer Unsicherheit einhergehen“.

Peter van der Welle, Strategist Multi-Asset Solutions bei Robeco, warnt dann auch vor Enttäuschungen: „KI verspricht zwar eine Renaissance im Bereich der Produktivität. Dennoch rechnen wir damit, dass dieser Aufschwung bei näherer Betrachtung fad erscheinen wird. Strukturelle Hemmnisse – von einer restriktiven Geldpolitik bis hin zu geopolitischer Unsicherheit – dürften die wirtschaftlichen Gewinne begrenzen.“ Auch eine begrenzte Energieverfügbarkeit sehen die Robeco-Experten als Hemmschuh für eine wirkliche KI-Revolution.

Absicherung enorm wichtig

Lauren Swinkels, Head of Solutions Research, ergänzt: „In einer Welt voller Widersprüche wird es trotzdem großartige Erfindungen geben. Anleger müssen über die traditionellen Vermögenswerte hinausblicken und weniger beliebte Absicherungen wie Rohstoffe und Real Estate Investment Trusts (REITs) erwägen, um die kommenden Jahre zu meistern. Diversifizierung und eine strategische Absicherung werden entscheidend sein.“

Skeptisch blickt Robeco auf die Führungsrolle der USA. Diese stehe vor wachsenden Herausforderungen und zunehmenden internen politischen Unstimmigkeiten. Daneben bleibe das geopolitische Umfeld schwierig und von strategischer Zurückhaltung geprägt. Zwischen den Großmächten China und den USA erwarten die Experten zwar keinen „ausgewachsenen Konflikt“, gleichwohl aber auch keine Lösung im Handelskrieg.

Als drittes Problemfeld hat die Fondsgesellschaft die hartnäckige Inflation ausgemacht. Diese setze einer flexiblen Geldpolitik Grenzen. Im Bereich der Klimapolitik erwartet Robeco eine „pragmatischere Ausrichtung auf messbare Auswirkungen“. Als weitere Belastungsfaktoren nennen die Experten Probleme auf dem Arbeitsmarkt, die steigende Staatsverschuldung und das Schwinden der globalen Dominanz des US-Dollars.

Drei Szenarien

Robeco hat drei Szenarien für die kommenden Jahre entwickelt. Im Basisszenario „fragile Renaissance“, dem eine Wahrscheinlichkeit von 50% zugemessen wird, erwarten die Niederländer ein moderates globales Wachstum. In diesem Szenario könnten die Eurozone, Japan und die Schwellenländer ihre relative Wachstumsposition verbessern. Für die Industrieländer wird eine durchschnittliche Inflation von 2,5% prognostiziert, wobei die USA wegen geringerer Einwanderung und steigender Zölle mit 2,75% leicht darüber liegen. Inkohärente Politik und Populismus belasten das Anlegervertrauen und die Kapitalströme.

„Maßloser Verfall"

Im Bullenszenario „strahlende Renaissance“, das Robeco bei 15% Wahrscheinlichkeit taxiert, beschleunigt sich der Einsatz von KI in allen Branchen. Wegfallende Produktivitätshindernisse sorgen für einen globalen Aufschwung und die geopolitischen Spannungen lassen nach. In diesem Fall gäbe es Anlagechancen auf breiter Basis.

Dem Bärenszenario „der maßlose Verfall“ geben die Robeco-Experten eine Wahrscheinlichkeit von immerhin 35%. In diesem Fall droht ein Zusammenbruch der globalen wirtschaftlichen Institutionen und Grundsätze. Die „inkohärente US-Politik“ führe zu Stagflation und fiskalpolitischer Dominanz. Zudem werde die Unabhängigkeit der Zentralbanken ausgehöhlt.

Schwellenländer attraktiv

Mit Blick auf die einzelnen Assetklassen hält Robeco die Bewertungen von US-Aktien und High-Yield-Anleihen für überzogen, was auf erhöhte Verlustrisiken hindeute. Dagegen dürften Anlagen in Schwellenländern „voraussichtlich hohe relative Renditen verzeichnen“. Hier sieht der Vermögenverwalter allerdings große Unterschiede. Indien sei sehr teuer geworden, China dagegen sehr günstig. Der CAPE-Koeffizient, besser bekannt als Shiller-KGV, liege für Indien sogar noch höher als in den USA. Dagegen sei die Türkei aktuell sehr niedrig bewertet.

Der gewichtete durchschnittliche CAPE aller Schwellenländer liege momentan bei 17,7 und damit geringfügig unter dem historischen Medianwert von 18,5. Damit sei die Bewertungslücke zu den teuren entwickelten Märkten „erheblich“ und Schwellenländer seien aktuell „relativ attraktiv bewertet“. Der aktuelle Bewertungsabschlag der Emerging Markets erscheine „hoch“.

KI als Werkzeug nutzen

Beim Thema KI sieht Robeco nicht nur Chancen als Anlageziel, sondern auch als „leistungsfähiges Werkzeug für quantitative Anleger“. Zwar sei KI noch weit davon entfernt, alle Wirtschaftsanalysen überflüssig zu machen, maschinelle Lerntechniken als Unterkategorie der KI könnten aber beispielsweise im breit gefächerten Bereich der Small Caps ein hilfreiches Instrument für Anleger sein. „Wie alle leistungsfähigen Werkzeuge können sie jedoch in den Händen eines ungeschickten Anwenders gefährlich sein.“