Wenig Luft nach oben für Dax-Neuling GEA
GELD ODER BRIEF
Wenig Luft nach oben
für Dax-Neuling GEA
Von Daniel Schnettler, Frankfurt
Am 22. September ist für den Düsseldorfer Anlagenbauer GEA Group ein Feiertag: Dann zieht das Unternehmen, dessen Wurzeln mehr als 140 Jahre zurückreichen, in die erste Börsenliga Dax ein. Es ist der Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte, die sich am deutlichsten im Aktienkurs ablesen lässt: plus 30% seit Jahresbeginn, plus 50% binnen eines Jahres, plus 100% binnen fünf Jahren. Damit lässt GEA nicht nur den aktuellen Heimatindex MDax weit hinter sich, sondern auch den Dax.
Nicht mal die handelspolitischen Turbulenzen seit Anfang des Jahres, unter denen gefühlt alle anderen Industriekonzerne leiden, scheinen dem Hersteller von Anlagen für die Nahrungsmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie viel anhaben zu können. „Wir gehen von einer starken zweiten Jahreshälfte aus“, erklärte Konzernchef Stefan Klebert betont selbstbewusst zur Halbjahresbilanz. Er erhöhte nicht nur die Prognose für 2025, sondern erwartet für 2026 sogar eine Beschleunigung des Umsatzwachstums.
Analysten sind dementsprechend voll des Lobes für das Unternehmen, das im alten Jahrtausend mal Metallgesellschaft hieß. Max Yates von Morgan Stanley konstatierte, GEA meistere das schwierige Umfeld aus eigener Kraft. J.P.Morgan-Analyst Akash Gupta lobte die Margen im zurückliegenden Quartal, die besser ausgefallen seien als von ihm erwartet. Und Stephan Bauer vom Bankhaus Metzler schrieb, GEAs jüngstes Abschneiden sei der Beweis, dass ständige Verbesserungen möglich seien.
Analystenstimmung kippt
Und dennoch empfehlen immer weniger Analysten den Einstieg in die Aktie, wie aus einer Bloomberg-Übersicht hervorgeht: Von den 20 aufgeführten Analysten raten 10 zum Halten, 6 zum Kaufen und 4 zum Verkaufen. Im Frühjahr lag die Kaufen-Fraktion noch leicht in Führung. Der Grund für den Stimmungsumschwung ist simpel: Die Aktie ist bereits so gut gelaufen, dass es aus Sicht vieler Experten kaum noch Luft nach oben gibt. Die GEA-Erfolgsgeschichte sei im Markt längst angekommen, sagt Morgan-Stanley-Analyst Yates. Nach einem Hoch von 66,80 Euro Mitte August hat sich die Aktie tatsächlich etwas verbilligt. Zuletzt stand das Papier bei knapp 64 Euro. Alle Analysten-Schätzungen zusammengenommen liegt der Zwölfmonats-Zielkurs bei gut 62 Euro.
Metzler-Analyst Bauer gehört unbeirrt zur Kaufen-Fraktion und hält 72 Euro für möglich. Er erkennt an, dass sich die positiven Umsatz- und Margentrends von GEA bereits im Kurs widerspiegeln, zumindest teilweise. Positive Überraschungen beim Ergebnis dürften damit unwahrscheinlicher werden, sagt er. Gleichzeitig sieht er weiteres Aufwärtspotenzial für die Aktie, wenn das GEA-Management weiterhin die erwarteten Verbesserungen schaffe.
Vorstandsvorsitzender Klebert jedenfalls gibt sich optimistisch: GEA sei in resilienten Märkten unterwegs, stehe in den USA mit eigenen Standorten gut da und habe mit den Effizienz- und Umbauprogrammen an den richtigen Stellen angesetzt. Sein Fazit: „Die Auswirkungen der jüngst beschlossenen Zölle auf GEA sind vernachlässigbar.“