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Wiederaufstieg des Iran belastet den Ölpreis

Der Brent-Ölpreis hat sich von seinem Tief im April von wenig mehr als 25 Dollar je Barrel und auch von dem Zwischentief Ende Oktober von rund 38 Dollar gut erholt und inzwischen rund 55 bis 56 Dollar erreicht. Dort hat sich allerdings trotz...

Wiederaufstieg des Iran belastet den Ölpreis

ku Frankfurt

Der Brent-Ölpreis hat sich von seinem Tief im April von wenig mehr als 25 Dollar je Barrel und auch von dem Zwischentief Ende Oktober von rund 38 Dollar gut erholt und inzwischen rund 55 bis 56 Dollar erreicht. Dort hat sich allerdings trotz optimistischer Prognosen vieler Analysten aktuell ein Plateau gebildet, auf dem der Ölpreis seit Anfang des Jahres festhängt.

Viele Analysten rechnen indes mit weiteren Preisanstiegen. So sagen die Rohstoffanalysten von Goldman Sachs einen durchschnittlichen Öl­preis im laufenden Jahr von 65 Dollar je Barrel für die Sorte Brent voraus. Die Optimisten setzen auf eine rasche Erholung der Volkswirtschaften aufgrund der mit hoher Geschwindigkeit der anlaufenden Impfkampagnen – eine Perspektive, die zumindest für die Europäische Union so nicht Realität werden dürfte. Für die USA kommt noch das gewaltige Konjunkturpaket hinzu, dass die neue Biden-Administration auf den Weg bringen will. Darüber hinaus gehen beispielsweise die Experten von Goldman Sachs nicht davon aus, dass es zu einer raschen Einigung der USA mit dem Iran und damit zu einer Aufhebung der US-Sanktionen gegen die Ölexporte des Landes kommen wird. Dies werde das Angebot weiterhin knapp halten.

Die Ölpreisentwicklung entspricht allerdings diesen optimistischen Einschätzungen derzeit nicht. Für Eugen Weinberg, Leiter des Rohstoff-Research bei der Commerzbank, befindet sich der Ölmarkt derzeit auf Richtungssuche. Der Ölpreis bleibe vorerst ein Spielball externer Faktoren wie dem Dollar und der Finanzmärkte. Die Rückkehr der Risikoaversion und der festere US-Dollar belasteten dabei die Ölpreise.

Von der fundamentalen Front her gebe es dagegen keine klaren Signale, so Weinberg. Während die meisten Opec-Länder ihre Produktion weiterhin freiwillig reduzierten und der Irak sogar zusätzliche Kürzungen vornehme, wolle der Iran seine Produktion massiv steigern. Damit rückt der Iran wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Der führenden Re­gionalmacht am Persischen Golf scheint es zunehmend zu gelingen, die US-Sank­ti­o­nen zu umgehen. So weist Weinberg darauf hin, dass nach Angaben des iranischen Ölministers die Exporte von Ölprodukten sogar ein Rekordhoch erreicht hätten. Rohölsorten können von Raffinerien eindeutig identifiziert werden, wobei sich die Raffinerien nicht dem Zorn der US-Regierung aussetzen wollten. Ölprodukte könnten wir doch auch an kleinere Kunden verkauft werden, damit unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der US-Regierung. Zudem erweist sich der Iran als zunehmend geschickter, Öllieferungen an den Großkunden China so zu verschleiern, so dass dies nur selten ans Licht kommt – wie etwa bei der jüngsten Beschlagnahme eines iranischen Tankers durch Indonesien, wobei gerade ein Transfer des Öls auf einen panamaischen Tanker stattfand.

Zurückhaltender als viele optimistische Analysten sind die Experten von Barclays. Sie haben zwar jüngst ihre Prognose für die Durchschnittspreise im laufenden Jahr um 2 Dollar auf 55 Dollar für Brent Crude und 52 Dollar für West Texas Intermediate (WTI) angehoben. Sollten diese Stimmen recht haben, könnte es beim Ölpreis im laufenden Jahr jedoch auf eine Seitwärtsbewegung hinauslaufen.

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