Hongkonger Börse

Wilde Hoffnungs­rally an Chinas Aktienmarkt

Anhaltende Spekulationen um eine Wende in der chinesischen Coronapolitik versetzen die Aktienmärkte in Schwung. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng beendet die Woche mit kräftigen Gewinnen.

Wilde Hoffnungs­rally an Chinas Aktienmarkt

nh Schanghai

Im Wechselbad zwischen Verzweiflung über Chinas schwache konjunkturelle Perspektiven und spontaner Hoffnung auf einen Sinneswandel der Parteiführung in Bezug auf ihre harte Corona-Restriktionspolitik haben sich die Anleger in China für wilden Optimismus entschieden. Am Freitag kam es zum Schluss einer denkwürdig volatilen Handelswoche zum nächsten großen Schub, der den Hongkonger Leitindex Hang Seng um 5,4% hochschnellen ließ und damit wieder über die Marke von 16000 Punkten hievte. An den Festlandbörsen in Schanghai und Shen­zhen sprang der Blue-Chip-Index CSI 300 am Freitag um 3,2% an, während der marktbreite Shanghai Composite Index um 2,4% zulegte.

Mit der Rally vom Freitag hat der am Montag zeitweilig auf ein 14-Jahres-Tief bei 14600 zurückgefallene Hang Seng im Wochenverlauf nun dennoch einen Anstieg um 8,7% auf nunmehr 16161 Punkte hingelegt und verzeichnet damit den strammsten Wochengewinn seit Oktober 2011. Damit stellt sich auch die Performance für das laufende Jahr mit einem Minus von noch 30% nun etwas glimpflicher dar. Angesichts des gewaltigen Absturzes am Hongkonger Markt, der allein im Oktober wegen des Misstrauens über die politischen und wirtschaftspolitischen Weichenstellungen des großen Parteikongresses mit der Neubesetzung von Führungspositionen 15% eingebüßt hatte, führt die stürmische Rally vorerst aber dennoch nur auf ein 13-Jahres-Tief.

Der Auslöser für den ersten Schub am Dienstag, als der Hang Seng gar um 6,4% anzog, lässt Skeptiker die Nase rümpfen. Ein auf sozialen Medien kursierender Screenshot, der sich auf keine Quelle zurückführen lässt, zeigt eine Nachricht, der zufolge ein Parteiausschuss zur Erörterung von möglichen Szenarien für einen graduellen Ausstieg aus der sogenannten Corona-Nulltoleranzpolitik gebildet werden soll. Obwohl Chinas Gesundheitsministerium unterdessen mit neuen Parolen zum eisernen Festhalten an der „Zero-Covid-Strategie“ nach außen getreten ist und zudem wieder rasch anziehende Corona-Fallzahlen in China für eine neue Welle an partiellen Lockdowns und Mobilitätsrestriktionen gesorgt haben, sehen die Anleger Anlass genug, auf eine gelockerte Coronapolitik zu spekulieren.

Entsprechend picken sich die „Bottomfisher“ nun Aktien heraus, die von einer erhofften „Wiederöffnung“ der chinesischen Wirtschaft besonders profitieren könnten. Dabei landet man neben konsumverwandten Werten und der Reise- und Hotelbranche vor allem im Technologiesektor bei Chinas führenden Internetanbietern und E-Commerce-Betreibern. Am Freitag jagte die Aktie des führenden Onlinehändlers Alibaba in Hongkong um 11,5% in die Höhe, während der Sektorrivale JD.com sogar auf ein Plus von 12,5% kam. Der Gaming- und Social-Media-Riese Tencent und der eng mit ihm verbandelte Online-Dienstleister Meituan legten um 7,8 beziehungsweise 5,7% zu.

Achterbahnfahrt erwartet

Den vier größten chinesischen Tech-Firmen ist dabei gemeinsam, dass sie zu Wochenbeginn auf Tiefstände zurückgefallen waren, die mit historisch niedrigen Bewertungsrelationen verbunden sind. Angesichts der gewaltigen Volatilität der vergangenen Tage und Wochen rechnen Analysten keineswegs damit, dass chinesische Tech-Werte eine klare Aufwärtsrichtung gefunden haben, sondern erwarten vielmehr eine Fortsetzung der Achterbahnfahrt.

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