Finanzmärkte

Woche der Notenbanken

Die neue Handelswoche wird die Woche der Notenbanken. Die EZB und die Fed haben ihre zinspolitischen Beratungen. Es wird erwartet, dass es dies- und jenseits des Atlantiks zu Leitzinsanhebungen kommt.

Woche der Notenbanken

Von Kai Johannsen, Frankfurt

Die neue Handelswoche ist die Woche der Notenbanken. Zum ersten Mal im neuen Jahr treten die Zentralbanker bedeutender Währungsräume zu ihren turnusmäßigen zinspolitischen Beratungen zusammen. Und genau das wird in den kommenden fünf Handelstagen den Finanzmärkten die Richtung vorgeben.

Zur Wochenmitte richten die Anleger ihren Blick zunächst in die USA, denn bei der US-Notenbank tritt das Fed-Offenmarktkomitee zusammen. Um 20 Uhr MEZ dürfte dann bekannt gegeben werden, dass der Zielsatz für US-Tagesgeld (Fed Funds Rate) bei 4,75% nach bislang 4,50% liegen wird. So ist die einhellige Erwartung der Volkswirte und Marktstrategen aktuell. „Die US-Notenbank wird ihren Leitzins wohl um lediglich 25 Basispunkte anheben, nachdem sie bei der vorigen Sitzung den Zinsschritt bereits auf 50 Basispunkte verkürzt hatte. Die Wirtschaft kühlt sich wunschgemäß ab, und der Inflationsdruck scheint merklich nachzulassen. Der Zinsgipfel ist daher nicht mehr weit entfernt“, heißt es bei der Commerzbank mit Blick auf die US-Notenbanksitzung.

Die Fed habe ihre Leitzinsen vergangenes Jahr um 425 Basispunkte angehoben, ein ungewöhnlich hohes Tempo der Zinsschritte. Ziel der restriktiveren Politik sei es, das Wachstum der Wirtschaft so weit zu bremsen, dass der Preisdruck abnehme und die Inflation mittelfristig wieder auf das 2-%-Ziel der Notenbank falle. „Hier zeichnen sich Erfolge ab: Der besonders zinssensitive Wohnungsbau hat sich deutlich abgekühlt, die Stimmungsindikatoren der Wirtschaft sind gefallen, und zuletzt schwächelten auch Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze“, halten die Zinsexperten der Commerzbank fest. Zudem habe die Inflationsrate ihr Hoch überschritten und sei wieder spürbar gefallen. Sie liege zwar noch immer deutlich über dem Ziel der Notenbank, bewege sich aber in die gewünschte Richtung. „Teilweise ist das auf die Abschwächung verschiedener Sondereffekte und den deutlichen Rückgang der Energiepreise zurückzuführen, aber auch die unterliegende Tendenz hat sich etwas abgeschwächt“, heißt es hierzu weiter.

Tempodrosselung

Am Donnerstag treten die Währungshüter der Eurozone zu ihren Zinsberatungen zusammen. Allgemein wird davon ausgegangen, dass der Einlagensatz von 2% auf 2,5% angehoben wird. „Es wird spekuliert, ob die EZB auf der Sitzung im März das Zinserhöhungstempo anders als von EZB-Präsidentin Lagarde avisiert auf 25 Basispunkte senken wird. Dazu könnte es kommen, wenn die Falken im EZB-Rat – also diejenigen, die grundsätzlich eine straffe Geldpolitik befürworten – moderatere Töne anschlagen würden“, so die Commerzbank-Strategen.

Je nachdem, wie scharf in der neuen Handelswoche die begleitenden Statements und damit der Tonfall ausfallen wird, könnte es bei den Renditen der Bundesanleihen und den Renditen der US-Staatspapiere noch zu Steigerungen kommen. Allgemein wird im Markt aber dann doch erwartet, dass der Zinsgipfel sowohl in den USA als auch in der Eurozone nun immer näher rückt. Im Blick stehen damit auch wiederum die Konjunkturzahlen. Sollte sich die Wirtschaft dies- und jenseits des Atlantiks deutlicher abschwächen, könnten sich die Renditen auch weiter nach unten bewegen in Erwartung bald einsetzender Zinspausen der großen Notenbanken.

Am Freitag kommt dann das monatliche Daten-Highlight aus den USA: der Arbeitsmarktbericht. Es wird für Januar ein Stellenzuwachs von 175000 erwartet nach 223000 einen Monat zuvor. Für die Arbeitslosenquote wird im Schnitt ein leichter Anstieg von 3,5% auf dann 3,6% prognostiziert.

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