Hongkong und China

Zinsschub in den USA drückt China-Aktien weiter

Mit der Fortsetzung des Zinserhöhungskurses in den USA geraten Chinas Aktienmärkte tiefer in die Bredouille. In Hongkong befindet sich der Leitindex Hang Seng nun bereits auf einem Elfjahrestief.

Zinsschub in den USA drückt China-Aktien weiter

nh Schanghai

Die jüngste Zinserhöhungsrunde der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) scheint den Anlegern in China stärker auf den Magen zu schlagen als den Investoren an europäischen Märkten. Die von den Experten so erwartete Erhöhung der Zielgröße für die Fed Funds Rate um weitere 0,75% unterstreicht den divergierenden Zinstrend zwischen China und den USA und setzt damit den seit August gegenüber dem Dollar sehr kräftig an Boden verlierenden Yuan unter verstärkten Abwärtsdruck. Am Donnerstag fiel die Devise im Onshore-Handel um 0,6% und notiert nun bei 7,09 Yuan zum Dollar.

Der Währungstrend fördert den schleichenden Rückzug globaler Investoren aus chinesischen Risikopapieren und verunsichert auch heimische Aktienanleger, die sensibel auf prononcierte Schwächephasen des Yuan zu reagieren pflegen. Dabei entlädt sich auch Frust über die zunehmend geringe Wahrscheinlichkeit einer fühlbaren monetären Lockerung seitens der chinesischen Zentralbank. Dieser sind in der gegenwärtigen Zins- und Wechselkurskonstellation quasi die Hände gebunden, mit Zinsimpulsen auf Chinas Konjunkturmalaise stärker einzuwirken.

In Hongkong wiederum muss die dortige Quasizentralbank dem Zinserhöhungskurs der Fed folgen, um den seit Jahrzehnten hauteng an die US-Währung gebundenen Hongkong-Dollar im angedachten Wechselkursband zu halten. Sie hat damit ebenfalls keine Chance, den Zinstrend an akuten Konjunkturerfordernissen auszurichten. Nachdem die Fed am Mittwochabend deutlich machte, dass mit einer Fortsetzung des harten Zinskurses zu rechnen ist, sehen die Anleger in Hongkong zusehends ihre Felle wegschwimmen. Am Donnerstag fiel der Leitindex Hang Seng intraday um 2,6% auf 17965 Punkte zurück und durchbrach damit erstmals seit elf Jahren wieder die Marke von 18000 Zählern nach unten. Im Nachmittagshandel konnte sich der Hang Seng allerdings noch einmal aufbäumen und reduzierte den Tagesverlust auf 1,6% bei 18148 Punkten. Dennoch liegt man auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2011 und verbucht für das laufende Jahr einen Rückgang um 22%. Beim Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI), der die in Hongkong notierten festlandchinesischen Unternehmen abbildet, lag man am Donnerstag vor der Erholungsbewegung sogar auf dem tiefsten Niveau seit dem Finanzkrisenjahr 2008. An den Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen ist die Stimmung ebenfalls mächtig eingetrübt. Hier gab der Blue-Chip-Index CSI 300 am Donnerstag weitere 0,9% auf 3894 Punkte ab und befindet sich mit einem Minus von 21% seit Jahresbeginn ebenfalls klar im Bärenterritorium. Allerdings sieht man noch etwas Luft zum 52-Wochen-Tief bei 3757 Zählern, auf das der Index zur Märzmitte im Zuge einer allerdings nur kurz währenden Marktpanik zurückgefallen war.

Bei der Frage nach Entlastungsmomenten in der Baisse klammert man sich in Hongkong vor allem an eine im Oktober absehbare Aufhebung der Quarantäneauflage für Einreisen in die chinesische Sonderverwaltungszone. Dies könnte dem durch Corona-Restriktionen stark abgeschotteten internationalen Finanzzentrum neue Impulse verleihen. Auf dem Festland hingegen gibt es kaum Aussicht auf baldige Lockerung der Corona-Nulltoleranzpolitik.

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