China

Zinssenkung der Notenbank verpufft

Auch eine überraschend starke Zinssenkung der chinesischen Notenbank ist an den Aktienmärkten in Fernost verpufft. Anleger hielten den Schritt nicht für ausreichend.

Zinssenkung der Notenbank verpufft

Zinssenkung in China verpufft

tom Frankfurt

Auch eine überraschend starke Zinssenkung der chinesischen Notenbank ist an den Aktienmärkten in Fernost verpufft. Die Währungshüter ermäßigten am Dienstag den Leitzins für fünfjährige Kredite, die sogenannte Loan Prime Rate (LPR), unerwartet stark um 25 Basispunkte auf 3,95% von zuvor 4,20%.

Anleger hielten den Schritt aber nicht für ausreichend, um die Aussichten für den angeschlagenen Immobilienmarkt und die Gesamtwirtschaft deutlich zu verbessern. "Die Märkte sind immer noch auf der Suche nach weiteren fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen, die insbesondere auf den Konsum abzielen", konstatierte Christopher Wong, Devisenstratege bei OCBC, gegenüber Reuters. Dennoch sei es ein Schritt in die richtige Richtung. "Dies ist eine deutliche Zinssenkung, die zeigt, dass es den politischen Entscheidungsträgern ernst ist."

Die meisten neuen und ausstehenden Kredite in China basieren auf dem einjährigen LPR, den die chinesische Notenbank unverändert bei 3,45% beließ, während der Zinssatz für fünfjährige Kredite die Preisgestaltung von Hypotheken beeinflusst. "Dies ist die größte Zinssenkung für den Fünf-Jahres-LPR, die wir je gesehen haben", sagte David Chao, Stratege bei Invesco. Ob und wann die chinesische Wirtschaft wieder auf die Beine komme, bleibe aber ungewiss, sagte Jürgen Molnar vom Broker Robo Markets. Für Chao signalisiert das Beibehalten des Ein-Jahres-LPR, dass Peking noch nicht auf breit angelegte Lockerungen ausgerichtet sei.

Die Börse in Schanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Schanghai und Shenzhen notierten nach der Zinssenkung leicht fester. China leidet seit Jahren unter einer ausgewachsenen Immobilienkrise, die sich mittlerweile auf die gesamte Wirtschaft auswirkt. Besonders die großen Immobiliengesellschaften ringen mit einer extrem hohen Verschuldung. Allein Evergrande, der größte Immobilien-Entwickler des Landes, hat Schulden in Höhe von über 300 Mrd. Dollar angehäuft. Zuletzt versuchte die Regierung in Peking gegenzusteuern.

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