Geld oder BriefMitsubishi UFJ Financial Group

Zinswende gibt MUFG Rückenwind

Die Aktie der Finanzgruppe Mitsubishi UFJ gehört zu den Kursgewinnern in Japan. Allerdings ist die Bewertung inzwischen relativ hoch.

Zinswende gibt MUFG Rückenwind

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Zinswende gibt MUFG Rückenwind

Von Martin Fritz, Tokio

Die Aktie der Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) hat seit Jahresanfang 22% zugelegt, rund 2,5 Mal so viel wie der Nikkei 225. Dennoch sieht Nomura-Analyst Ken Takamiya mit seinem Kursziel von 2.700 Yen für das Papier von Japans größter Finanzgruppe noch ein Aufwärtspotenzial von 19%. Für das bis Ende März 2026 laufende Geschäftsjahr sagt Takamiya einen Rekord-Nettogewinn von 2,1 Bill. Yen (12,3 Mrd. Euro) vorher. Das sind rund 5% mehr als MUFG selbst an Reinertrag erwartet. Die Finanzgruppe verwöhnt auch ihre Aktionäre. Die Dividende steigt dieses Jahr von 64 auf 70 Yen bei einer Ausschüttungsquote von 40%. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei 2,9%. Bis Ende September läuft ein Aktienrückkauf von 250 Mrd. Yen (1,5 Mrd. Euro), der schon fast umgesetzt ist.

Kapitalrendite soll steigen

Der Analyst hält die angestrebte Erhöhung der Eigenkapitalrendite von zuletzt 9,3% auf 12% bereits bis zum Geschäftsjahr 2027/8 zumindest knapp erreichbar. Dafür müsste der operative Gewinn nach MUFG-Angaben allerdings von zuletzt 1,5 Bill. Yen auf 2,7 Bill. Yen (15,8 Mrd. Euro) steigen. Der Optimismus des Nomura-Analysten beruht auf dem Geschäftsziel, den Durchschnittserlös je Kunde zu heben. Dafür verfolgt MUFG die Strategie, dass die Kunden alle ihre Finanzgeschäfte innerhalb der Gruppe abwickeln sollen.

Die Kernfirmen der Megabank, wie man in Japan sagt, sind Japans größte Geschäftsbank MUFG Bank, die Trustbank Mitsubishi UFJ Trust and Banking, der Wertpapierhändler Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities, der Kreditkartenhändler Mitsubishi UFJ NICOS, der Kleinkreditvermittler Acom sowie Sparten für Leasing und Asset-Management. Ein typischer Firmenkunde nimmt einen Kredit auf, begibt Anleihen, nutzt die Trustbank für Pensions- und Treuhandlösungen, schließt Leasingverträge für Maschinen ab. Privatkunden besitzen ein Girokonto und eine Kreditkarte, finanzieren ihre Immobilien und Konsum über Hypotheken- und Ratenkredite, kaufen Anleihen und Aktien für ihr Wertpapierdepot.

Die Rekordergebnisse der letzten Jahre führt CEO Hironori Kamezawa zur Hälfte auf höhere Zinsen, die Abwertung des Yen und die Verkäufe von Anteilen an Kundenunternehmen zurück. Die andere Hälfte erklärt er damit, dass die Bank diversifizierte Gewinnquellen in Japan und im Ausland aufgebaut hat. Dennoch „werden wir nicht als Wachstumsaktie angesehen“, beschwerte sich der MUFG-CEO kürzlich. Die Gruppe profitiert auch von ihrer Beteiligung von 22% an der US-Bank Morgan Stanley. Der Gewinnbetrag nach Equity-Methode belief sich 2024/5 auf 484 Mrd. Yen (2,8 Mrd. Euro).

Nettozinsmarge steigt

Die Zinswende verlieh der Aktie bereits kräftigen Rückenwind. Zwischen April 2024 und Januar 2025 kletterte der japanische Leitzins in drei Schritten auf 0,5%. Der Trend zeigt weiter nach oben, was zumindest für das Halten der Aktie spricht. MUFG erwartet den nächsten Zinsschritt von 0,25 Punkten auf 0,75% bis März 2026. Nach dem vorläufigen Abschluss der Zollgespräche mit den USA meinte der MUFG-Leiter der Abteilung „Globale Märkte“ beim Investoren-Tag am 22. Juli, die japanische Notenbank hinke beim Zeitpunkt der Zinserhöhung hinterher. Die Bank of Japan könnte den Leitzins seiner Ansicht nach schon im Oktober oder im Januar erhöhen. Der Endzinssatz werde mindestens 1% und letztlich 1,25-1,5% erreichen. Höhere Zinsen bringen eine höhere Nettozinsmarge mit sich. Michael Makdad vom Finanzberater Morningstar sagt für MUFG bis März 2026 einen Anstieg dieser Marge um 16 Basispunkte vorher. Darin ist der nächste Zinsschritt noch nicht mitgerechnet.

Auf der negativen Seite steht, dass die Aktie nach ihren hohen Kursgewinnen nicht mehr günstig ist. Das vorlaufende Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei knapp 13 und das Kurs-Buch-Verhältnis bei 1,3 – deutlich über den langjährigen Mittel aus der langen Nullzins-Zeit und in beiden Werten höher als bei der Deutschen Bank. Für Unsicherheit sorgt der unklare Konjunkturausblick in den wichtigsten Märkten Japan, USA und Asien. Die Trump-Einfuhrzölle bremsen das Wachstum, womöglich kommt es zu einer Rezession.

Stärkere Risikovorsorge

Alle Megabanken in Japan „könnten mit höheren Kreditkosten konfrontiert sein, da die Aussichten für die US-Wirtschaft ungewiss sind“, meint Toyoki Sameshima vom Brokerhaus SBI. Allerdings hat MUFG für 2025/6 bereits höhere Rückstellungen von 350 Mrd. Yen (2 Mrd. Euro) als Risikovorsorge eingeplant, über drei Mal so viel wie im Vorjahr. Während der Zeit milderte die Auflösung großer Rückstellungen im Ausland die Folgen von Wertverlusten bei Anleihen ab. Eine langsamere US-Wirtschaft könnte auch den Beitrag von Morgan Stanley zum MUFG-Gewinn schmälern.

Sollte der Dollar weiter schwächeln, wird die Aufwertung des Yen das Ergebnis schmälern, weil der in der Heimatwährung ausgewiesene Gewinn zurückgeht. Auch die Erträge aus Asien könnten durch Wechselkurseffekte sinken. Andererseits winkt Euro-Anlegern eine interessante Währungsprämie. Der Euro-Yen-Wechselkurs bewegt sich seit Monaten knapp unter seinem historischen Hoch, eine kräftige Aufwertung der japanischen Währung ist deutlich wahrscheinlicher als eine weitere Fortsetzung der bisherigen Abwertung. Daher erscheint das Währungsrisiko relativ begrenzt.