Im DatenraumUS-Hypothekenmarkt

Wo hohe Zinsen zum Treiber der Inflation werden

Die Hypothekenzinsen in den USA verharren nahe den höchsten Niveaus seit Anfang des Jahrtausends. Das treibt indirekt die Mieten an – und darüber auch die Kerninflation.

Wo hohe Zinsen zum Treiber der Inflation werden

Knappheit bei Wohnimmobilien

US-Hypothekenzins als Treiber der Inflation

xaw New York

Die USA stecken im Kampf gegen die Inflation in einer Zwickmühle. Denn einerseits sieht sich die Federal Reserve angesichts der hartnäckigen Teuerung im laufenden Jahr gezwungen, länger an ihrer extrem restriktiven Geldpolitik festzuhalten als von vielen Marktteilnehmern erhofft. Andererseits treibt sie damit aber unfreiwillig eine Kernkomponente der Verbraucherpreise an: die Mietkosten.

Denn die hohen Zinsniveaus haben in den vergangenen Monaten im Zusammenspiel mit den massiven schuldenfinanzierten US-Staatsausgaben wiederholt für starke Anstiege der Treasury-Renditen gesorgt, die so hoch ausfallen wie seit dem Vorlauf zur Finanzkrise 2008 nicht. Und an den Staatsanleihen hängen die Raten auf Festhypotheken: Der Satz auf 30-jährige Grundpfandrechte ist laut der staatlich geförderten Bank Freddie Mac gegenüber den Oktober-Niveaus von 7,79% zwar etwas zurückgegangen – mit 7,09% liegt er aber noch auf einem Level, das er zuvor seit Anfang des Jahrtausends nicht mehr erreicht hatte. Zusätzlicher indirekter Treiber ist die beschleunigte Emissionsaktivität bei Mortgage-Backed Securities.

Die hohen Hypothekenzinsen machten es „nicht nur für Neukäufer schwieriger, in den Markt einzutreten – es erschwert auch die Lage für Kaufinteressenten, die bereits Immobilieneigentümer sind“, betonte Erik Norland, Chefökonom der Terminbörse CME, jüngst im Interview der Börsen-Zeitung. Denn diese Teilnehmer müssten ihre alte Hypothek ja zu einer niedrigen Rate ablösen und dann eine neue zu einem deutlich höheren Satz aufnehmen. In der Folge ist die Transaktionsaktivität bei Bestandsimmobilien abgesackt. Dies verknappt das Angebot und treibt die Kaufpreise – woraufhin die Mieten laut Norland noch nachziehen werden.

Immobilienentwickler reagieren auf die hohe Nachfrage nach Wohnraum und bauen in beispiellosem Ausmaß neue Mietobjekte: Allein 93.000 waren es laut der Analysefirma John Burns 2023 – im vergangenen Jahrzehnt waren in den USA Werte zwischen 30.000 und 40.000 üblich. Doch damit sich die Lage im Markt wirklich entspannt, müssen zunächst die Zinsen sinken.

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