Medien

Bertelsmann will weiter wachsen

Der Medienkonzern peilt für dieses Jahr einen Umsatzanstieg um bis zu 7,5 % an. An der Wachstumsstrategie „Boost“ macht der Vorstand trotz Rückschlägen keine Abstriche.

Bertelsmann will weiter wachsen

jh München

Der Medienkonzern Bertelsmann will in diesem Jahr auf Wachstumskurs bleiben. Der Umsatz soll moderat bis deutlich wachsen. Das wäre nach der Definition von Bertelsmann ein Anstieg um bestenfalls 7,5%. Wegen der mit der Inflation stark gestiegenen Kosten rechnet der Vorstand allerdings mit einer wie im vergangenen Jahr sinkenden Profitabilität. Denn für das operative Ergebnis (Ebitda) wird eine Stagnation erwartet. 2022 ging das Ebitda aus fortgeführten Geschäften um etwa 50 Mill. Euro auf 3,19 Mrd. Euro leicht zurück. Der Umsatz legte um gut 8% zu, aus eigener Kraft steigerte Bertelsmann den Erlös um 4% (siehe Tabelle). Die Marge verringerte sich auf 15,8 (i.V. 17,3)%.

Der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe erinnerte in der Bilanzpressekonferenz daran, dass Bertelsmann vor zehn Jahren vier Geschäftssegmente gehabt habe, nun seien es sieben. Der Konzern sei somit breiter und diversifizierter aufgestellt: „Das hat sich in den vergangenen drei Krisenjahren sehr segensreich ausgewirkt.“ Zwar ist die Fernsehsendergruppe RTL mit Rabes Ziel, nationale Champions zu schaffen, in Frankreich und den Niederlanden zumindest für die nächsten Jahre gescheitert. Doch er bekräftigte: „Strategie und Ziele bleiben unverändert.“

Das Wachstumsprogramm „Boost“ werde nicht verlangsamt: 2026 soll der Umsatz 24 Mrd. Euro erreichen, das Ebitda 4 Mrd. Euro und das Konzernergebnis 2 Mrd. Euro. Dass sich der Nettogewinn 2022 mehr als halbiert hat, begründet Bertelsmann mit einem Veräußerungsgewinn und Neubewertungen im Vorjahr.

Für „Boost“ will der Konzern mit Sitz in Gütersloh 5 bis 7 Mrd. Euro von 2021 bis 2026 investieren. 2021 waren es 0,6 Mrd. Euro, im vergangenen Jahr 1,6 Mrd. der gesamten Investitionen von 2,2 Mrd. Euro. In den „Boost“-Ausgaben sind auch die Anlaufverluste für das Streaminggeschäft von RTL enthalten. Mit Blick auf dieses Jahr sagte Finanzvorstand Rolf Hellermann der Börsen-Zeitung, die Investitionen blieben in diesem Jahr auf einem ähnlich hohen Niveau: „Es wird erhebliche Erweiterungsinvestitionen geben im Rahmen unserer Boost-Strategie.“

2 Mrd. Euro für Zukäufe

Bertelsmann hält weiter Ausschau nach Akquisitionen: „Für Zukäufe haben wir einen Finanzspielraum von ungefähr 2 Mrd. Euro“, berichtete Hellermann. Im neuen Geschäftsfeld Digital Health gäbe Bertelsmann für ein passendes Übernahmeziel nach Rabes Worten sogar einige 100 Mill. Euro aus. Zudem strebt der Konzern externes Wachstum in den Inhaltegeschäften an, wie Hellermann sagte. Dazu gehören die Produktionsgesellschaft Fremantle und der Buchverlag Penguin Random House: „Da wachsen wir weiter auch mit kleineren Akquisitionen.“ Die geplante große Übernahme von Penguin Random House war im vergangenen Jahr am Urteil eines US-amerikanischen Gerichts gescheitert: So misslang der Kauf für 2,2 Mrd. Dollar des Verlags Simon & Schuster.

Mit einem steigenden Konzernumsatz in diesem Jahr will Bertelsmann die Belastungen der Inflation fürs Ergebnis ausgleichen, wie Hellermann erläuterte. Er und Rabe schätzen die höheren Kosten im vergangenen Jahr auf mindestens eine halbe Mrd. Euro. „Mit den Auswirkungen der Inflation in dieser Größenordnung rechnen wir auch in diesem Jahr“, fügte der Finanzchef hinzu.

Ein Sozialplan für den Stellenabbau im Zeitschriftengeschäft des Verlags Gruner + Jahr steht nun fest, wie Rabe berichtete. Die Höhe der Rückstellungen dafür werde voraussichtlich mit dem Halbjahresergebnis bekannt gegeben. Hellermann nannte als Dimension einen zweistelligen Euro-Millionenbetrag. Das Interesse an den zum Verkauf gestellten Zeitschriften sei rege, sagte Rabe. Bertelsmann habe in dieser Woche „indikative Angebote“ erhalten.

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