Howard Schultz

Starbucks-Gründer steht am Pranger

Starbucks steht wegen des Vorgehens in Bezug auf Arbeitnehmerrechte unter Druck. Der Gründer der Kaffeehauskette, Howard Schultz, muss nun im US-Senat herbe Kritik einstecken.

Starbucks-Gründer steht am Pranger

Von Alex Wehnert, New York

Arbeitnehmervertreter kritisieren den Gründer der Kaffeehauskette Starbucks scharf – nun stellen auch einflussreiche US-Politiker Howard Schultz an den Pranger. Bei einer Anhörung in einem Kongressausschuss warf der parteilose Senator Bernie Sanders dem 69-Jährigen vor, das Gastronomie-Unternehmen habe die „aggressivste und illegalste Kampagne zur Zerschlagung von Gewerkschaften in der modernen Geschichte unseres Landes“ geführt.

Schultz trat in der vergangenen Woche zum dritten Mal als Starbucks-Chef ab und übergab die Führungsrolle an Laxman Narasimhan, den ehemaligen CEO des britischen Konsumgüterherstellers Reckitt Benckiser. Arbeitnehmervertreter verbinden mit dem Führungswechsel Hoffnungen, vertrat der neue Vorstandsvorsitzende öffentlich doch bisher eine weniger ablehnende Haltung zu Organisationsbemühungen innerhalb der Belegschaft als sein Vorgänger.

Unter Schultz hielt Starbucks Mitarbeiter stets dazu an, keine Gewerkschaften zu bilden. Die Ziele der Baristi, darunter eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen, seien in direkter Zusammenarbeit mit dem Unternehmen einfacher erreichbar. Die für die Überwachung von Arbeitsbeziehungen zuständige US-Bundesbehörde NLRB wirft Starbucks indes vor, unter Verstoß gegen geltendes Arbeitsrecht Lohnverhandlungen in 21 Cafés mit gewerkschaftlicher Organisation unterbunden zu haben. Insgesamt sind bisher in weniger als 300 der 9300 Filialen der Kaffeehauskette in den Vereinigten Staaten Gewerkschaften zugelassen.

Senator Sanders, der Teil der demokratischen Fraktion ist, verwies bei der Ausschuss-Anhörung zur Wochenmitte darauf, dass ein Verwaltungsgericht „ungeheuerliches Fehlverhalten“ von Starbucks in Reaktion auf die Organisationsbemühungen der Mitarbeiter festgestellt habe.

Zudem warf er Starbucks vor, in Verhandlungen mit bestehenden Gewerkschaften eine berechnende Hinhaltetaktik zu verfolgen, statt nach Treu und Glauben zu agieren.

Schultz hielt dagegen, Starbucks habe sich mehr als 85-mal mit den Organisatoren der Gewerkschaftsbemühungen getroffen – dass die meisten Gespräche binnen 15 Minuten endeten, liege daran, dass die Gegenseite nicht vor Ort teilgenommen habe. Starbucks habe keine Gesetze gebrochen. Sanders’ Frage, ob Schultz an Entscheidungen über die Entlassung in der Gewerkschaftsbewegung aktiver Mitarbeiter beteiligt gewesen sei, verneinte der Unternehmensgründer.

Kein Konkurrent biete Mitarbeitern höherwertige Vorteile wie Starbucks. Beschäftigte der Kaffeehauskette verdienten im Durchschnitt 17,50 Dollar pro Stunde, zusammen mit Versorgungsleistungen liege die Vergütung bei nahezu 27 Dollar. Die republikanischen Senatoren im Ausschuss lobten das Verhalten von Starbucks gegenüber Mitarbeitern.

Allerdings haben zuletzt auch institutionelle Investoren den Druck auf Starbucks erhöht. Bei der Hauptversammlung des Unternehmens in der vergangenen Woche forderten mehrere Großaktionäre, dass der Verwaltungsrat einen externen Prüfer mit einer Untersuchung der Kaffeehauskette und ihres Vorgehens in Bezug auf Arbeitnehmerrechte beauftragen solle. Wie am Mittwoch bekannt wurde, votierten 52% der Stimmberechtigten für den Antrag.

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