Branchentreffen in Berlin

Alarmsignale aus der Chemie-Industrie

Die Chemieindustrie hat von der Bundesregierung schnelle Entlastungsschritte gefordert und die Lage als „alarmierend ernst“ bezeichnet.

Alarmsignale aus der Chemie-Industrie

Chemie-/Pharma-Gipfel Online only

ahe Berlin

Die deutsche Chemiebranche sendet laute Hilferufe in Richtung Politik. Die Lage sei „alarmierend ernst“, erklärte der Branchenverband VCI am Mittwoch zum Auftakt eines Chemie- und Pharma-Gipfels in Berlin und verwies auf die hohe Arbeitslosigkeit, auf Insolvenzzahlen auf Rekordniveau sowie eine historisch niedrige Auslastung im Sektor. „Wir müssen diesen Abwärtstrend jetzt stoppen. Die Industrie steht am Abgrund“, betonte VCI-Präsident Markus Steilemann, der in diesem Zusammenhang auch auf die „Verwerfungen auf den internationalen Absatzmärkten“ verwies.

Der Vorstandsvorsitzende von Covestro sagte in Berlin, die Bundesregierung setze zwar richtige Impulse. Davon komme aktuell aber noch zu wenig in der Wirtschaft an. Auch seien die bisherigen Schritte der schwarz-roten Koalition bei Strom, Gas und Steuern noch nicht ausreichend.

Energiepreise wichtigstes Thema

Steilemann nannte die hohen Energiepreise das wichtigste Thema, dass die Bundesregierung nun dringend angehen müsse. Es gehe nun unter anderem darum, Strompreiskompensationen und den Industriestrompreis schnell verfügbar zu machen, stellte er klar. Zudem drohe, die europäische Regulierung zum Innovationskiller zu werden. 16,5 Mrd. Euro und damit so viel wie noch nie investiert die Branche nach Angaben des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) in diesem Jahr in Forschung und Entwicklung. Steilemann reicht dies noch nicht. Mit noch mehr Investitionen in Innovationen könne sich die Branche auch „aus der Krise herausforschen“, sagte er.

Merz will Branche im Land halten

Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte auf dem Summit an, die Koalition arbeite an einer „Chemie-Agenda 2045“ und wolle auch die Pharma-Agenda weiterentwickeln. „Wir wollen dafür sorgen, dass diese Industrien auch in den nächsten Jahren einen Platz in Deutschland haben“, stellte er klar. Auch in den Laboren und Produktionsstätten der Chemie- und Pharmaindustrie entscheide sich, ob Deutschland ein souveränes und ein innovatives Industrieland bleibe.

Merz versprach in seiner Auftaktrede, dass die Bundesregierung keine Klimapolitik zulasten des Standorts machen wolle. Darüber sei man sich in der Koalition einig. Er kündigte zugleich an, sich bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für die Rücknahme umstrittener Regulierung einzusetzen, darunter das Lieferkettengesetz, die neuen Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) sowie das Verbrenneraus.