Alarmsignale vom britischen Arbeitsmarkt

Börsen-Zeitung, 17.7.2020 hip London - Zwar verharrte die britische Arbeitslosenquote in den drei Monaten bis Ende Mai unerwartet bei 3,9 %. Die vom Statistikamt ONS vorgelegten Arbeitsmarktdaten ließen aber dennoch bei vielen Volkswirten die...

Alarmsignale vom britischen Arbeitsmarkt

hip London – Zwar verharrte die britische Arbeitslosenquote in den drei Monaten bis Ende Mai unerwartet bei 3,9 %. Die vom Statistikamt ONS vorgelegten Arbeitsmarktdaten ließen aber dennoch bei vielen Volkswirten die Alarmglocken läuten. Ihnen ist klar, dass die 9,3 Millionen Menschen, deren Gehälter durch das Job Retention Scheme subventioniert werden, weiterhin als Beschäftigte gezählt werden. Andere Daten sind aufschlussreicher. So lag die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden um 16,7 % unter dem Vorjahreswert. Die Zahl der offenen Stellen ging auf einen neuen Tiefststand zurück. Die Löhne sanken.Frühindikatoren für Juni deuteten auf einen Rückgang der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 650 000 seit März hin. Allerdings verlangsamte sich die Entwicklung im Juni. Zudem schmissen 178 000 Selbständige das Handtuch. Nahezu täglich kündigen Unternehmen – insbesondere Fluggesellschaften und Einzelhandelsketten – Massenentlassungen an. Nach Schätzung der unabhängigen Haushaltshüter vom Office for Budget Responsibility wird die Zahl der Arbeitslosen von 3 Millionen in diesem auf 4 Millionen im kommenden Jahr steigen.Unterdessen kündigte die britische Schuldenagentur DMO an, zwischen September und November Staatsanleihen für weitere 110 Mrd. Pfund zu begeben. Dadurch erhöht sich die Schuldenaufnahme seit Beginn des Finanzjahres auf 385 Mrd. Pfund. Das entspricht fast einem Fünftel des Bruttoinlandsprodukts des vergangenen Jahres.