Allianz bemängelt fehlende Reformen im Euroraum

Heise: Konjunktur führt nicht zur Konsolidierung

Allianz bemängelt fehlende Reformen im Euroraum

jw Frankfurt – Die Allianz warnt vor nachlassendem Reformdruck und einem Rückgang der wirtschaftlichen Stabilität im Euroraum. Im Allianz Euro Monitor, einem makroökonomischen Frühwarnsystem zur Identifizierung gesamtwirtschaftlicher Ungleichgewichte, sinkt der Indikator für stabiles Wachstum, nach drei Jahren Verbesserung, im Jahr 2016 auf 6,5 Punkte. Maximalpunktzahl sind 10. Deutschland erzielt als einziges Land im Euroraum eine Bewertung von über 8,0 Punkten (8,1), was laut Allianz als ausgewogenes Wachstum gilt. Dahinter reihen sich mit deutlichem Abstand ein: die Niederlande mit 7,5 Punkten und Slowenien mit 7,2 Punkten. Größte Rückschritte im Abbau von wirtschaftlichen Ungleichgewichten machten Italien und Frankreich als Schlusslichter mit nur noch 5,4 Punkten. Wachstum allein zu wenigDie Allianz kritisiert: Wachstum allein reicht nicht aus, um die wirtschaftliche Stabilität in der Eurozone zu erhöhen. “Die Konjunktur hat nicht zu der gewünschten Konsolidierung geführt”, so Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise. “Die Arbeitsproduktivität ist immer noch zu gering und die Arbeitslosenquote zu hoch.” Gerade jetzt, wo die Bedingungen für Exporteure aufgrund des schwachen Euro so gut seien, sollten Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, fordert Heise.Gründe für die verminderte Reformbereitschaft in den Euro-Ländern sieht die Allianz einerseits in der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hemme den Reformdruck auf die Länder. Andererseits kritisieren die Allianz-Ökonomen die nationalen Regierungen, die entweder zu kurzfristige Maßnahmen im Defizitabbau und den Arbeitsmarktreformen durchsetzten oder aufgrund einer fehlenden Regierung Reformen gar nicht erst umsetzen könnten.Der Spitzenreiter Deutschland kam auch nicht ganz ohne Kritik der Experten aus. So weise Deutschland immer noch Schwächen in der Arbeitsproduktivität, der Investitionsquote und in der Größe des Niedriglohnsektors auf. Deutschland sollte nicht für seine wachsende Ersparnis, sondern für mangelnde Rahmenbedingungen im Investitionsbereich kritisiert werden, meint Heise. Dabei seien private Investitionen aufgrund ihrer weitreichenden Effekte sowie wegen fehlender Kapazitäten im öffentlichen Sektor deutlich wichtiger. Heise plädierte beispielsweise für niedrigere Unternehmenssteuern. Steigende Löhne sind für ihn dagegen keine Lösung, um den Leistungsbilanzüberschuss zu reduzieren. “Dies würde den Investitionsstandort Deutschland deutlich unattraktiver machen”, so der Ökonom.