Alt, wertvoll und immer unverzichtbarer
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Arbeiten nach Renteneintritt
Alt, wertvoll und immer unverzichtbarer
ba Frankfurt
Ältere Mitarbeiter gelten noch oft als zu teuer und als eine Last, weil sie vermeintlich häufiger krank werden als die junge Dynamiker, die frisch in die Berufstätigkeit starten. In Zeiten des Fachkräftemangels und der aus demografischen Gründen sinkenden Erwerbsbevölkerung kann sich Deutschland diese Denkweise aber nicht mehr leisten. In den zehn Jahren bis 2024 ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter zwischen 55 bis 65 an den Beschäftigten im Erwerbsalter insgesamt von knapp 17% auf 23% gestiegen. Sie sind vor allem im Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, im verarbeitenden Gewerbe sowie in der öffentlichen Verwaltung stark vertreten: Laut Bundesagentur für Arbeit stellen sie dort jeweils mehr als ein Viertel der Belegschaft.
Wegen der stufenweisen Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 67 Jahre ist die Erwerbstätigenquote der 65- bis 69-Jährigen in den vergangenen zehn Jahren von 13,8% auf 21,4% gestiegen. Das ist zwar mehr als im EU-Durchschnitt, angesichts des demografischen Wandels müsste der Anteil aber noch weiter zulegen. Einen Anreiz soll nun die Aktivrente setzen, die steuerfreie Hinzuverdienste von bis zu 2.000 Euro im Monat für Beschäftigte vorsieht, die über die Regelaltersgrenze hinaus sozialversicherungspflichtig arbeiten. Würde die Beschäftigung um 150.000 Personen steigen, wären dies Mehreinnahmen für den Staat von 1,8 Mrd. Euro p.a. und das BIP würde dem DIW zufolge um 0,14% wachsen.
Laut der KfW bieten bereits 32,4% der mittelständischen Unternehmen eine Weiterbeschäftigung nach Erreichen des gesetzlichen Renteneintrittsalters prinzipiell an – und 1,3 Millionen Menschen nutzen dies.
Die WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung zeigt, dass in mehr als der Hälfte der Betriebe und Dienststellen Rentner oder Pensionäre beschäftigt werden, wobei Betriebe in der Privatwirtschaft und Dienststellen im öffentlichen Dienst kaum mit jeweils rund 55% gleichauf sind. Unter den Betrieben bzw. Dienststellen, die Rentner beschäftigen, dominiert das Interesse an Wissen und Fähigkeiten der Rentner und Pensionäre (86,0%) sowie der Möglichkeit eines flexiblen Einsatzes oder weil schlicht anderweitig Personal fehlt (56,1% bzw. 56,6%). Weniger bedeutsame Motive sind die Einarbeitung von Nachfolgern (34,0%) und geringere Kosten (20,2%). Stärkstes Motiv war allerdings, den Bedürfnissen der Rentner entgegenzukommen (89,1%). Die Tätigkeit führt dabei zumeist das vorherige Beschäftigungsverhältnis fort, wenn auch häufig in geringerem Umfang.
