USA

Amerikanische Staatsverschuldung für Amundi „besorgniserregend“

Das Ausmaß und das Wachstumstempo der amerikanischen Staatsverschuldung sind für Mahmood Pradhan, Global Head of Macro Economics des Amundi Investment Institute, „besorgniserregend“. Es drohen langfristig höhere Zinsen und Konjunkturbelastungen.

Amerikanische Staatsverschuldung für Amundi „besorgniserregend“

US-Staatsschulden „besorgniserregend“

Amundi warnt vor langfristig steigenden Zinsen und Konjunkturbelastungen

ku Frankfurt

In den USA gebe es eine „sehr besorgniserregende Situation“ hinsichtlich der Staatsverschuldung, hat Mahmood Pradhan, Head of Global Macro Economics des Amundi Investment Institute, bei der Präsentation einer Studie in Frankfurt gewarnt. Es sei damit zu rechnen, dass sich die Expansion der Verschuldung der US-Regierung weiter beschleunige, so dass diese von derzeit etwas weniger als 100% des Bruttoinlandsproduktes in 30 Jahren auf dann 170% zu steigen drohe. Derzeit betrage die US-Verschuldung rund 34 Bill. Dollar, binnen zehn Jahren könne sie nach Einschätzung des Congressional Budget Office bis auf 50 Bill. Dollar steigen.

Dies wecke Zweifel hinsichtlich der Fähigkeit der US-Regierung zur Finanzierung der Schulden und mit Blick auf die Höhe der damit verbundenen Kosten, mahnt Pradhan. Der zu befürchtende Anstieg habe zur Folge, dass ein größerer Anteil der Steuereinnahmen für den Schuldendienst aufgewendet werden müsse. Zudem sei mit einer höheren Inflation zu rechnen und im Endeffekt mit einer deutlichen Belastung für das Wirtschaftswachstum in den USA und in der Folge auch in der gesamten Welt. Es werde zu einem „Crowding-out“ durch den Staat kommen, was die Finanzierungskosten für den privaten Sektor erhöhe. Außerdem sei damit zu rechnen, dass das amerikanische Rentenversicherungssystem binnen zehn Jahren insolvent sein werde, was für viele Amerikaner mit einer Reduzierung ihrer Pensionen um 20 bis 25% verbunden sein könne. Auch dies sei für die amerikanische Volkswirtschaft eine hohe Belastung.

In den USA habe es bereits einmal eine Staatsverschuldung von mehr als 100% des Bruttoinlandsproduktes gegeben, nämlich unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Der mit der Rückkehr der Soldaten in die Heimat verbundene Wirtschaftsboom habe dann jedoch wieder für ein deutliches Absinken der Verschuldung gesorgt. Mit Ähnlichem sei jetzt aber nicht zu rechnen, so Pradhan, der vor seinem Eintritt in das Amundi Investment Institute im Jahr 2023 stellvertretender Direktor der für Europa zuständigen Abteilung des Internationalen Währungsfonds IWF war.

Die Rolle des Dollar in seiner Funktion als weltweite Reservewährung sieht Pradhan aber nicht gefährdet. Die USA verfügten über die größten Kapitalmärkte der Welt, die Marktkapitalisierung des US-Aktienmarktes mache 60% der gesamten weltweiten Marktkapitalisierung aus. Die USA seien damit nach wie vor in der Lage, die Ersparnisse der Welt anzulegen. Außerdem sei eine ständige Konvertibilität des Dollars sichergestellt.

Enteignung problematisch

„Es gibt allerdings ein Risiko für den Dollar, das mir große Sorgen bereitet“, räumt Pradhan ein. Eine Enteignung der im Rahmen des Ukraine-Kriegs beschlagnahmten russischen Assets, wie sie derzeit von den westlichen Regierungen erwägt wird, habe es im internationalen Recht noch niemals gegeben. Problematisch sei daran, dass diese Assets im Eigentum des Staates und damit des russischen Volkes stünden und nicht etwa einem einzelnen russischen Politiker gehörten. Das Sentiment anderer Länder gegenüber dem Dollar, aber noch mehr dem Euro könne unter einer solchen Entwicklung stark leiden, wenngleich Veränderungen dieser Art graduell und allmählich erfolgen würden.

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