lz – Vor gut einem Jahr hat Hans-Jürgen Papier die rote Robe des Verfassungsrichters an die Wand gehängt. Er hinterlässt in Karlsruhe aber immer noch eine große Lücke, auch wenn sein Nachfolger Andreas Voßkuhle die öffentliche Präsenz des Gerichtspräsidenten weiter verstärkt hat und die Würde des Gerichts hochhält. Papiers intellektueller Scharfsinn, gepaart mit seiner persönlichen Zurückhaltung, verlieh seinen wohlgesetzten Worten große Überzeugungskraft. So zerpflückte er eine ganze Reihe von wichtigen Gesetzen und verwies sie an den Politikbetrieb zurück, wurde gleichwohl aber in der politischen Sphäre hoch geachtet. Vor allem die Freiheits- und Abwehrrechte der Bürger lagen ihm am Herzen. Auch während seiner Lehrtätigkeit an der Universität München nach seinem Ausscheiden schaltet er sich immer wieder gern in den öffentlichen Diskurs ein. Derzeit treibt ihn die Angst um, dass die Politik die Fühlung mit dem Normalbürger verliert – mit womöglich tragischen Folgen. Papier wurde 1943 in Berlin geboren, war Professor in Bielefeld und München sowie Richter in Münster. 1998 wurde er als Richter ins Verfassungsgericht berufen, ein Amt, das er ab 2002 bis zu seinem Ausscheiden 2010 auch als dessen Präsident ausübte.